Jahresbericht 2008 - beta Institut
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Pädiatrie<br />
In Augsburg wurden 91 Familien mit<br />
103 Kindern in die Studie eingeschlossen.<br />
Die Begleitung und Nachsorge begann<br />
mit der Aufnahme in der Kinderklinik<br />
und dauerte maximal sechs Monate. Die<br />
Nachsorge leisteten ausgebildete Case<br />
Managerinnen (Kinderkrankenschwestern<br />
und Sozialpädagoginnen), bei Bedarf<br />
wurde eine Psychologin hinzugezogen.<br />
Die Mutter-Kind-Interaktion und die<br />
emotionale Regulation des Kindes wurden<br />
im korrigierten Alter von sechs Monaten<br />
mittels einer Video-Interaktionsbeobachtung<br />
(Mother infant structured play<br />
assessment, Wolke) analysiert. Die psychische<br />
Belastung, die Paarsituation und die<br />
psychosoziale Situation (Familienadversitäts-Index,<br />
Psychosozialer Stress-<br />
Index) wurden zu drei Messzeitpunkten<br />
(vor Entlassung, im korrigierten Alter von<br />
sechs und von 18 Monaten) erfasst,<br />
mittels Fragebögen (Trierer Persönlichkeitsfragebogen,<br />
Dyadic adjustment scale)<br />
und Interviews der Mütter.<br />
Die Ergebnisse<br />
Mütter der Interventionsgruppe mit<br />
Nachsorge zeigten in der Video-Interaktionsbeobachtung<br />
eine verbesserte<br />
mütterliche Sensibilität und Mutter-<br />
Kind-Interaktion, die Kinder zeigten<br />
höhere Scores für die emotionale Regulation.<br />
Die Paarbeziehung zeigte sich im<br />
Verlauf in der Interventionsgruppe<br />
weniger belastet als in der Kontrollgruppe<br />
(jeweils p < 0,05).<br />
Partner im Projekt PRIMA<br />
■ AOK Bayern<br />
■ <strong>beta</strong>pharm Stiftung<br />
■ Bayerisches Staatsministerium<br />
für Arbeit und Soziales<br />
■ Bunte Kreise Augsburg und Bonn<br />
■ Klinikum Augsburg, II. Kinderklinik<br />
■ Köhler Stiftung<br />
■ Stiftung Wohlfahrtspflege NRW<br />
■ Universitätskinderklinik Bonn,<br />
Abteilung für Neonatologie<br />
Die Eltern von Früh- und Risikogeborenen sind sehr zufrieden mit der Nachsorge<br />
durch den Bunten Kreis.<br />
Die Kinder der Interventionsgruppe<br />
mussten seltener wieder stationär aufgenommen<br />
werden und benötigten<br />
weniger ambulante Untersuchungen in<br />
der Klinik. Die Mütter der Interventionsgruppe<br />
fühlten sich besser über Nachbetreuungsangebote<br />
informiert und<br />
waren besser vernetzt.<br />
Eine schon früh im stationären Aufenthalt<br />
beginnende Begleitung und Nachsorge<br />
durch speziell geschulte Case<br />
Managerinnen reduziert also die Familienbelastung<br />
und verbessert die Mutter-<br />
Kind-Interaktion und die emotionale<br />
Regulation der Frühgeborenen. Das alles<br />
sind wichtige Faktoren, die zu einer positiven<br />
Gesamtentwicklung der hoch belasteten<br />
Kinder beitragen.<br />
Darüber hinaus ist Nachsorge keine zusätzliche<br />
Leistung, die Geld kostet, sondern<br />
sie ist sozioökonomisch sinnvoll:<br />
Die Zahl der stationären und ambulanten<br />
Klinikaufenthalte konnte reduziert werden<br />
und die Mütter waren besser mit weiteren<br />
Nachbetreuungsangeboten vernetzt.<br />
Nachsorge für Familien mit zu früh geborenen<br />
oder kranken Neugeborenen ist<br />
also ein wichtiges Versorgungsangebot,<br />
das eine gute psychosoziale Begleitung<br />
und Beratung bereits während des Krankenhausaufenthalts<br />
und auch nach der<br />
Entlassung sicherstellt.<br />
Qualitätsmanagement im<br />
Bunten Kreis<br />
Das QUIB-Projekt zur Erarbeitung von<br />
Qualitätsstandards für die Nachsorge lief<br />
von 2000 bis 2003 und fand seinen Abschluss<br />
in der Erarbeitung eines Quali-<br />
tätsmanagement-Handbuchs. In der<br />
Folge wurde im Frühjahr 2004 der Bunte<br />
Kreis Augsburg zertifiziert nach DIN EN<br />
ISO 9001:2000. Auf dieser Basis entstand<br />
das „Praxishandbuch Pädiatrische<br />
Nachsorge“ [vgl. S. 9].<br />
Gesundheitsökonomische<br />
Studie<br />
Die „Sozialwissenschaftliche und gesundheitsökonomische<br />
Evaluation des<br />
Bunten Kreises e.V.“ (Laufzeit 1999 bis<br />
2003) erbrachte den entscheidenden<br />
Beleg, dass Nachsorge nicht nur hilfreich<br />
für die betroffenen Familien ist, sondern<br />
auch Kosten im Gesundheitssystem einspart.<br />
Die wesentlichen Ergebnisse der<br />
Studie:<br />
■ Durch Nachsorge ergibt sich ein positiver<br />
finanzieller Nettonutzen.<br />
■ Nachsorge verbessert die klinische<br />
und nachklinische psychosoziale<br />
Beratung.<br />
■ Nachsorge ist eine besondere soziale<br />
Bewältigungsquelle für die Familien.<br />
■ Nachsorge verbessert die<br />
Zusammenarbeit der klinischen und<br />
ambulanten Leistungsanbieter.<br />
■ Betreute Eltern zeigen eine hohe<br />
Zufriedenheit mit den Nachsorgeleistungen.<br />
Die Studie wurde am <strong>Institut</strong> für Volkswirtschaftslehre<br />
der Universität Augsburg<br />
durchgeführt. Ergebnisse im Internet<br />
unter www.<strong>beta</strong>institut.de/<br />
download/sozoek.pdf. J<br />
Kontakt zur Projektleitung<br />
Dr. Friedrich Porz, 0821 400-33 82<br />
friedrich.porz@<strong>beta</strong>-institut.de<br />
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