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erfassen und bewerten von visuellen organbefunden in der ...

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Der organische Bef<strong>und</strong><br />

korreliert nicht immer<br />

mit dem funktionellen.<br />

68<br />

Erfassen <strong>und</strong> Bewerten <strong>von</strong> <strong>visuellen</strong> Organbef<strong>und</strong>en <strong>in</strong> <strong>der</strong> Otorh<strong>in</strong>olaryngologie<br />

Abb. 3.23a<br />

Stimmlippenknötchen, l<strong>in</strong>ks hämorrhagisch.<br />

Stimmlippenknötchen<br />

Die Larynxübersicht zeigt e<strong>in</strong>e typische<br />

Sanduhrglottis mit Gewebeberührung <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Mitte <strong>der</strong> Glottis <strong>und</strong> e<strong>in</strong>em ventral <strong>und</strong> dorsal<br />

da<strong>von</strong> gelegenen Glottisspalt. Die Sanduhrglottis<br />

ist das stroboskopische Zeichen<br />

für Stimmlippenknötchen: kle<strong>in</strong>e, ödematöse<br />

Verdickungen des Epithels an <strong>der</strong><br />

Stelle <strong>der</strong> stärksten mechanischen Belastung<br />

<strong>der</strong> Stimmlippe während <strong>der</strong> Schw<strong>in</strong>gungen.<br />

Die Kräfte teilen sich auf <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e<br />

direkte Druckkraft, die auf das Stimmlippenepithel<br />

während des Zusammenschlagens,<br />

<strong>und</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Scherkraft, die bei <strong>der</strong><br />

Auslenkung nach oben wirkt. Stimmlippenknötchen<br />

s<strong>in</strong>d Anzeichen e<strong>in</strong>er chronischen<br />

Stimmüberlastung. Die l<strong>in</strong>ke Stimmlippe ist<br />

außerdem etwas blutunterlaufen als Zeichen<br />

e<strong>in</strong>er starken akuten Stimmbelastung.<br />

Solche Bef<strong>und</strong>e s<strong>in</strong>d typisch für Sänger<strong>in</strong>nen<br />

nach Vorstellungen mit hohem Stimmaufwand,<br />

wie sie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Unterhaltungskunst,<br />

aber auch im klassischen Fach auftreten<br />

können.<br />

Das stroboskopische Bild <strong>der</strong> Stimmlippenknötchen<br />

zeigt die Sanduhrglottis <strong>in</strong> <strong>der</strong> Öffnungsphase.<br />

Interessant ist <strong>der</strong> stroboskopische<br />

Ablauf vor allem deshalb, weil <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Schließungsphase ab dem sechzehnten<br />

Bild <strong>der</strong> untere Teil <strong>der</strong> Glottis e<strong>in</strong>en glatten<br />

Rand aufweist. Für die Qualität <strong>der</strong> Stimme<br />

ist die Schließungsphase <strong>von</strong> vorrangiger<br />

Bedeutung. Da die untere Kante im vorliegenden<br />

Fall glatt ist, war die Sänger<strong>in</strong> auch<br />

durchaus noch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage zu s<strong>in</strong>gen, was<br />

sich aber aus phoniatrischer Sicht bei<br />

gleichzeitig vorliegendem hämorrhagischen<br />

Stimmlippenknötchen l<strong>in</strong>ks verbietet. Durch<br />

erhöhten Druck <strong>in</strong> <strong>der</strong> Glottis <strong>und</strong> erhöhten<br />

Abb. 3.23b<br />

Sequenzbild.<br />

Anblasdruck bei <strong>der</strong> Stimmgebung, wird oft<br />

gerade <strong>von</strong> Menschen im Stimmberuf versucht,<br />

die stimmliche E<strong>in</strong>schränkung zu<br />

kompensieren. Das führt zu e<strong>in</strong>er weiteren<br />

Vergrößerung des vorliegenden Bef<strong>und</strong>es,<br />

was dann nicht mehr ausgeglichen werden<br />

kann. Therapeutisch sollte <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />

aufbauenden Reihenfolge vorgegangen<br />

werden: Stimmruhe, Stimmübungen, Phonochirurgie<br />

mit anschließenden Stimmo<strong>der</strong><br />

Gesangsübungen. Nach jedem Therapieschritt,<br />

sofern er zum Erfolg geführt hat,<br />

kann die Behandlung beendet werden.<br />

Retentionszysten<br />

E<strong>in</strong>e Retentionszyste <strong>der</strong> l<strong>in</strong>ken Stimmlippe<br />

führt zu e<strong>in</strong>em Bild, das dem <strong>der</strong> Sanduhrglottis<br />

ähnlich ist. Hier ist <strong>der</strong> Bef<strong>und</strong> e<strong>in</strong>seitig<br />

ausgeprägt. Die kle<strong>in</strong>e Vorwölbung<br />

rechts, korrespondierend zur Zyste l<strong>in</strong>ks,<br />

wird <strong>von</strong> Schleim verursacht. Das Epithel ist<br />

reizlos. Die Stimme wird durch die organische<br />

Verän<strong>der</strong>ung heiser. Beson<strong>der</strong>s <strong>in</strong> hohen<br />

Lagen ist die Stimmleistung deutlich<br />

herabgesetzt. Die Patient<strong>in</strong> kann nicht mehr<br />

leise phonieren.<br />

Im Schw<strong>in</strong>gungsablauf ist die Retentionszyste<br />

<strong>in</strong> allen Phasen sichtbar. Sie beh<strong>in</strong><strong>der</strong>t<br />

den vollständigen Schluss, aber auch die<br />

Schließungsphase. Damit verliert die<br />

Stimme an Brillanz <strong>und</strong> Tragfähigkeit, weil<br />

sich ke<strong>in</strong>e obertonreiche Schallwelle mehr<br />

aufbauen kann. Zur Behebung <strong>der</strong> Heiserkeit,<br />

die auch durch erhöhten Kraftaufwand<br />

nicht kompensiert werden kann, ist die Phonochirurgie<br />

die Therapie <strong>der</strong> Wahl.

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