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Gute Arbeit unter Druck!? Psychische Belastungen in der Arbeitswelt ...

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<strong>Psychische</strong> <strong>Belastungen</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>swelt - Stand, Entwicklungen, Handlungsmöglichkeiten<br />

Die kont<strong>in</strong>uierliche Zunahme „prekärer Beschäftigungsverhältnisse“<br />

<strong>in</strong> den vergangenen Jahren zeigt zusätzlich<br />

Wirkungen. Befristet Beschäftigte, Zeitarbeiter <strong>in</strong><br />

Personalagenturen und Vermittlungsfirmen, unfreiwillige<br />

Teilzeit-Beschäftigte, Freelancer, Sche<strong>in</strong>selbstständige<br />

etc. s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>er ständigen Anspannung und Verunsicherung<br />

eher und stärker ausgesetzt als „Normalarbeitnehmer“.<br />

E<strong>in</strong>e <strong>in</strong> Zukunft zu erwartende massive Zunahme<br />

solcher Beschäftigungsverhältnisse wird das gesamte<br />

Belastungsspektrum verän<strong>der</strong>n.<br />

Verschärft werden die psychischen <strong>Belastungen</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Arbeit</strong> durch das Risiko <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>slosigkeit: Die wachsende<br />

Zahl von Firmenpleiten bzw. Insolvenzen sowie<br />

die Massenarbeitslosigkeit s<strong>in</strong>d für sich genommen<br />

schon e<strong>in</strong>e Bedrohung, die negative Auswirkungen auf<br />

die Psyche e<strong>in</strong>er großen Zahl von Menschen hat. Angst<br />

vor Verlust des <strong>Arbeit</strong>splatzes und Unsicherheiten über<br />

die weitere eigene Entwicklung lässt auch unzumutbare<br />

<strong>Arbeit</strong>sbed<strong>in</strong>gungen und Leistungsanfor<strong>der</strong>ungen „ertragen“.<br />

1.5 Was kann getan werden?<br />

Viele dieser Entwicklungen lassen sich auf betrieblicher<br />

Ebene nur bed<strong>in</strong>gt aufhalten, selbst e<strong>in</strong>e politische Steuerung<br />

wird angesichts <strong>der</strong> zunehmenden weltweiten Verflechtung<br />

immer schwieriger. Jedenfalls ist <strong>der</strong> Zwang zu<br />

betrieblichen Verän<strong>der</strong>ungen vielfach objektiv gegeben.<br />

Dieses kann als Gefahr und Risiko beklagt werden – und<br />

angesichts <strong>der</strong> vielfach fantasielosen Reorganisationsstrategien,<br />

die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel auf Personalabbau h<strong>in</strong>auslaufen, ist<br />

solch e<strong>in</strong> Verhalten nur zu verständlich. Der äußerliche<br />

<strong>Druck</strong> auf die Betriebe kann aber auch als Chance und Anlass<br />

zu e<strong>in</strong>er menschengerechten Reorganisation gesehen<br />

werden. Diese ist auf Dauer auch wirtschaftlicher (Zuspit-<br />

zungen 5 und 6). Wir haben <strong>in</strong> den folgenden Abbildungen,<br />

beispielhaft ausgehend von Kundenerwartungen, zwei Reaktionsmöglichkeiten<br />

auf die wachsenden Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />

skizziert5 :<br />

E<strong>in</strong>en „Teufelskreis“, <strong>in</strong> dem <strong>der</strong> <strong>Druck</strong> von außen unreflektiert<br />

auf die Beschäftigten weitergegeben wird und<br />

<strong>der</strong> schließlich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Abwärtsspirale aus zunehmen<strong>der</strong><br />

Überlastung, auf Dauer abnehmen<strong>der</strong> Leistungsfähigkeit<br />

und zunehmen<strong>der</strong> Unsicherheit <strong>in</strong> Gang kommen kann.<br />

E<strong>in</strong>en alternativen Weg e<strong>in</strong>er menschengerechten Reorganisation,<br />

bei dem die Chance gesehen wird, zunehmenden<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen mit e<strong>in</strong>er umfassenden Organisations-<br />

und Personalentwicklung zu begegnen, zeigt<br />

Abb. 3.<br />

Das etwas getan werden muss, um solche „chancenorientierenden<br />

Reaktionsstrategien“ auf die wachsenden Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

bewältigen zu können, wird zunehmend anerkannt.<br />

Die Problematik <strong>der</strong> psychischen <strong>Belastungen</strong> und<br />

ihrer gesundheitlichen und ökonomischen Auswirkungen<br />

wird zu e<strong>in</strong>em Schwerpunkt für den <strong>Arbeit</strong>s- und Gesundheitsschutz<br />

seitens staatlicher und wirtschaftlicher Institutionen<br />

und Interessengruppen. Um nur e<strong>in</strong>ige Beispiele zu<br />

nennen:<br />

Die Bundesregierung hat, auch auf Anregung <strong>der</strong><br />

IG Metall, e<strong>in</strong>e „Initiative für e<strong>in</strong>e neue Qualität<br />

<strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>“ gestartet. E<strong>in</strong> thematischer Schwerpunkt<br />

dieser Initiative ist <strong>der</strong> Abbau von psychischer Fehlbelastung.<br />

Hierauf haben sich alle Partner <strong>der</strong><br />

Initiative verständigt (INQA-Plattform, www.<strong>in</strong>qa.de).<br />

Landesregierungen, z.B. <strong>in</strong> Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen mit<br />

<strong>der</strong> „Geme<strong>in</strong>schafts<strong>in</strong>itiative Gesün<strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>en“ <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> auch die Tarifparteien vertreten s<strong>in</strong>d, starten<br />

ähnliche Initiativen.<br />

5 Die Abbildungen beruhen auf <strong>Arbeit</strong>en des Projektes „Motivation – <strong>Arbeit</strong> – Gesundheit – Qualität“, <strong>in</strong> dem mit Mitteln des Landes NRW die<br />

Potenziale von Unternehmen <strong>in</strong> den Bereichen Gesundheitsschutz, <strong>Arbeit</strong>seffizienz, Wissensmanagement/Qualifikation und Qualität entwickelt<br />

und über die Umsetzung von Handlungsplänen verbessert werden. Das Projekt wurde <strong>unter</strong> an<strong>der</strong>em vom IG Metall Bezirk NRW <strong>in</strong>itiiert<br />

und wird mit Unterstützung <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>schafts<strong>in</strong>itiative Gesün<strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>en durchgeführt von BIT e.V., Siegerland Consult und TBS NRW.<br />

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