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Gute Arbeit unter Druck!? Psychische Belastungen in der Arbeitswelt ...

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<strong>Psychische</strong> <strong>Belastungen</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>swelt - Stand, Entwicklungen, Handlungsmöglichkeiten<br />

Die <strong>Arbeit</strong>sbed<strong>in</strong>gungen haben sich entgegen dem gesetzlichen Auftrag aus dem<br />

<strong>Arbeit</strong>sschutzgesetz für viele <strong>Arbeit</strong>nehmer <strong>in</strong> den letzten Jahren verschlechtert.<br />

Das Vollzugsdefizit bei <strong>der</strong> Umsetzung des <strong>Arbeit</strong>sschutzgesetzes ist gewachsen.!<br />

/ Eigenverantwortung, fachliche Anfor<strong>der</strong>ungen o<strong>der</strong> Vielseitigkeit)<br />

überfor<strong>der</strong>nd wirken können.<br />

In <strong>der</strong> Tat s<strong>in</strong>d Zeitdruck, <strong>Arbeit</strong>smenge und Leistungsdruck<br />

angestiegen und werden <strong>in</strong> <strong>der</strong> Folge als zunehmen<strong>der</strong><br />

„Stress“ wahrgenommen. Dieses wird verstärkt durch die<br />

zunehmende Wahrnehmung von Störungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>,<br />

die z.B. wie<strong>der</strong>um den Zeitdruck verschärfen.<br />

E<strong>in</strong>e wichtige Stellschraube, mit <strong>der</strong> auf die zunehmenden<br />

Leistungsanfor<strong>der</strong>ungen reagiert wird, ist die <strong>Arbeit</strong>szeit:<br />

Immer mehr Beschäftigte leisten Überstunden, von denen<br />

fast 1/3 nicht vergütet werden. Auf Dauer führen Überstunden<br />

zu e<strong>in</strong>er verm<strong>in</strong><strong>der</strong>ten Erholungsfähigkeit. Die Folge ist<br />

e<strong>in</strong>e zusätzliche Anstrengung, die nötig wird, um die Leistungsanfor<strong>der</strong>ungen<br />

weiter erfüllen zu können. Auf Dauer<br />

droht hier e<strong>in</strong> Teufelskreis aus ständiger Überlastung, verm<strong>in</strong><strong>der</strong>ter<br />

Leistungsfähigkeit, immer höheren Anstrengungen<br />

zur Aufrechterhaltung des Leistungsniveaus und sich<br />

weiter verschärfen<strong>der</strong> Überlastung – bis zur <strong>Arbeit</strong>sunfähigkeit,<br />

im folgenden Zitat plastisch beschrieben:<br />

„Ich habe noch mehr Überstunden gemacht und konnte<br />

trotzdem abends nicht zufrieden nach Hause gehen. Irgendetwas<br />

Wichtiges blieb immer liegen...Die Situation gipfelte<br />

Mitte des Jahres <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Nervenzusammenbruch.“<br />

(Schmidt 2001)<br />

Drohen angemessene Anfor<strong>der</strong>ungen, also solche, die lernför<strong>der</strong>lich<br />

und persönlichkeitsentwickelnd s<strong>in</strong>d ohne zu<br />

über- o<strong>der</strong> <strong>unter</strong>for<strong>der</strong>n, für e<strong>in</strong>en wachsenden Anteil von<br />

<strong>Arbeit</strong>nehmern zur Utopie zu werden?<br />

Die steigenden psychischen <strong>Belastungen</strong> aus den <strong>Arbeit</strong>s<strong>in</strong>halten<br />

und <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>sorganisation führen auch zu e<strong>in</strong>er<br />

Verschlechterung im Bereich <strong>der</strong> sozialen Bed<strong>in</strong>gungen:<br />

Die Entwicklung des Führungsverhaltens und des Zusammenhalts<br />

<strong>unter</strong> Kollegen wird von <strong>Arbeit</strong>nehmern und Betriebsräten<br />

angesichts verschärfter Leistungsbed<strong>in</strong>gungen<br />

und angesichts des Vorhandense<strong>in</strong>s von Massenarbeitslosigkeit<br />

als negativ angesehen. Damit droht e<strong>in</strong>e wichtige<br />

Quelle für soziale Unterstützung schwächer zu werden.<br />

Gerade e<strong>in</strong> gutes Führungsverhalten und e<strong>in</strong> guter Zusammenhalt<br />

<strong>unter</strong> Kollegen und Kolleg<strong>in</strong>nen ist aber für die<br />

dauerhafte und nicht krank machende Erbr<strong>in</strong>gung hoher<br />

Leistungen unverzichtbar.<br />

Auch aus dem Bereich <strong>der</strong> körperlichen und <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>sumgebungsbelastungen<br />

ist nichts gutes zu vermelden: Sie<br />

nehmen nicht mehr ab bzw. werden wie<strong>der</strong> als ansteigend<br />

erlebt.<br />

Insgesamt ist das folgende Fazit (Zuspitzung 4) zulässig:<br />

Die <strong>Arbeit</strong>sbed<strong>in</strong>gungen haben sich entgegen dem gesetzlichen<br />

Auftrag aus dem <strong>Arbeit</strong>sschutzgesetz für viele <strong>Arbeit</strong>nehmer<br />

<strong>in</strong> den letzten Jahren verschlechtert. Das Vollzugsdefizit<br />

bei <strong>der</strong> Umsetzung des <strong>Arbeit</strong>sschutzgesetzes<br />

ist gewachsen.<br />

E<strong>in</strong> umfassen<strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>s- und Gesundheitsschutz, <strong>der</strong> e<strong>in</strong>e<br />

menschengerechte Gestaltung <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>sbed<strong>in</strong>gungen und<br />

Wohlbef<strong>in</strong>den am <strong>Arbeit</strong>splatz zu Ziel hat, somit auch psychische<br />

<strong>Belastungen</strong> als Priorität mit e<strong>in</strong>bezieht, muss zu<br />

e<strong>in</strong>er Hauptaufgabe für staatliche Akteure, Unternehmensleitungen,<br />

Betriebsräte und Führungskräfte sowie für die<br />

Tarifparteien werden.<br />

Bei <strong>der</strong> Entwicklung von Maßnahmen zum Abbau psychischer<br />

<strong>Belastungen</strong> kann man sich an den Gestaltungskriterien,<br />

die <strong>in</strong> Kapitel 2.4 skizziert werden, orientieren.<br />

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