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Gute Arbeit unter Druck!? Psychische Belastungen in der Arbeitswelt ...

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<strong>Psychische</strong> <strong>Belastungen</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>swelt - Stand, Entwicklungen, Handlungsmöglichkeiten<br />

Dieses ist e<strong>in</strong> Grund dafür, dass sich Betroffene und Vorgesetzte<br />

auch so gut um dieses betriebliche Gestaltungsfeld<br />

drücken können bzw. die verbreiteten Lebenslügen bemühen,<br />

wie:<br />

„Bei uns hat sich noch niemand krank gearbeitet...“<br />

„Nur noch diesen Monat, dann wird es wie<strong>der</strong> ruhiger...“<br />

„Stress hatten wir früher auch, aber da wurde <strong>in</strong> die<br />

Hände gespuckt statt gejammert...“<br />

und viele an<strong>der</strong>e mehr.<br />

Festzuhalten bleibt: Halten stark belastende <strong>Arbeit</strong>sbed<strong>in</strong>gungen<br />

über e<strong>in</strong>en längeren Zeitraum an und verfügen die<br />

belasteten Menschen nicht über ausreichende Ressourcen,<br />

um diese <strong>Belastungen</strong> vollständig kompensieren zu können,<br />

steigen sowohl die Risiken psychiatrischer Erkrankungen<br />

wie Angstzustände o<strong>der</strong> Depressionen als auch von schweren<br />

körperlichen Erkrankungen (Herz, Kreislauf, Magen,<br />

Darm, Immunsystem, Muskeln und Skelett).<br />

Dieses gilt <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e dann, wenn zu den arbeitsbed<strong>in</strong>gten<br />

Risikofaktoren problematische <strong>in</strong>dividuelle Verarbeitungsmechnismen<br />

kommen, zum Beispiel <strong>in</strong> Form von Alkohol-<br />

o<strong>der</strong> Medikamentenmissbrauch (dann heißt es zusätzlich<br />

noch: „Selbst schuld!“).<br />

Für Betriebe s<strong>in</strong>d psychische <strong>Belastungen</strong> zudem teuer:<br />

Zum e<strong>in</strong>en f<strong>in</strong>den sich Beschäftigte, die dar<strong>unter</strong> zu leiden<br />

haben, eher <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gruppe <strong>der</strong> „unengagierten“ o<strong>der</strong> „aktiv<br />

unengagierten“ Mitarbeiter wie<strong>der</strong>. Das bedeutet: Leistung<br />

wird zurückgehalten, die „<strong>in</strong>nere Kündigung“ wird vollzogen,<br />

die Fehlzeitenquote steigt relativ gesehen an, s. Abb. 6.<br />

Der Indikator „Fehlzeiten“ bzw. „AU-Tage“ ist jedoch alle<strong>in</strong>e<br />

ungeeignet, um Rückschlüsse auf das gesundheitliche Bef<strong>in</strong>den<br />

im Vorfeld von Krankmeldungen zu erlauben. Von<br />

psychischen Bee<strong>in</strong>trächtigungen Betroffene gehen danach<br />

eher zur <strong>Arbeit</strong>, als sich krank zu melden. Die Folgen: Sie<br />

„zeigen ... bei <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong> e<strong>in</strong>e gem<strong>in</strong><strong>der</strong>te Produktivität o<strong>der</strong><br />

Produktivität nur um den Preis beson<strong>der</strong>s großer Anstrengungen“<br />

(<strong>Arbeit</strong>s- und Ökologiebriefe 4/2002: 24). Hier<br />

drohen dann aufgrund <strong>der</strong> verschleppten Heilung bzw. Therapie<br />

auf Dauer ernsthafte Erkrankungen und langfristige<br />

<strong>Arbeit</strong>sunfähigkeit.<br />

<strong>Psychische</strong> <strong>Belastungen</strong> weisen auf Effizienz-Hemmnisse<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>sgestaltung h<strong>in</strong><br />

E<strong>in</strong>e weite Verbreitung <strong>der</strong> Wahrnehmung psychischer <strong>Belastungen</strong><br />

im Betrieb ist deshalb nicht zuletzt e<strong>in</strong> guter Indikator<br />

für das Vorhandense<strong>in</strong> von Defiziten <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>sorganisation,<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Prozessgestaltung, <strong>der</strong> Führungsqualität<br />

und <strong>der</strong> Kooperationsbeziehungen. O<strong>der</strong> an<strong>der</strong>s gesagt:<br />

<strong>Psychische</strong> <strong>Belastungen</strong> weisen auf Effizienz-Hemmnisse<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>sgestaltung h<strong>in</strong>. Deshalb ist auch die verbreitete<br />

Ignoranz gegenüber diesem Thema, die sich nicht<br />

zuletzt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nichtbeachtung psychischer <strong>Belastungen</strong> <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Gefährdungsbeurteilung zeigt, nicht nur e<strong>in</strong> Verstoß<br />

gegen geltendes Recht, son<strong>der</strong>n aus betriebswirtschaftlicher<br />

Sicht e<strong>in</strong>e Verschwendung wertvoller Ressourcen.<br />

Abb. 6: Fehltage aufgrund von Krankheit o<strong>der</strong> Unwohlse<strong>in</strong> pro Jahr,<br />

Quelle: Gallup 2001<br />

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