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Agroenergie in Lateinamerika - FDCL

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Landkonzentration<br />

Brasilien: Die Folgen der Ethanolproduktion<br />

Während des gesamten Proálcool-Programms g<strong>in</strong>g der Zuckerrohranbau mit e<strong>in</strong>er starken<br />

Konzentration des Grundbesitzes e<strong>in</strong>her. In São Paulo etwa erfolgte die Expansion<br />

durch große Plantagen, die das umliegende Land von Kle<strong>in</strong>bauern aufkauften, die vornehmlich<br />

Nahrungsmittel produzierten. Die staatliche Unterstützung für die Nahrungsproduktion<br />

konnte nicht mit den Vergünstigungen des Proálcool-Programms konkurrieren.<br />

Manche Kle<strong>in</strong>bauern wurden jedoch nicht nur durch ökonomischen Druck zur<br />

Aufgabe gezwungen, sondern auch gewaltsam von ihrem Land vertrieben. 26<br />

Wurden 1975 noch 1,5 Millionen Hektar Zuckerrohr angebaut, liegt die Anbaufl äche<br />

heute bei über 6 Millionen Hektar. Mehr als 70 Prozent dieser Zuckerrohrfelder befi ndet<br />

sich im Besitz der rund 360 Zucker- und Ethanolfabriken des Landes. H<strong>in</strong>zu kommen<br />

60.000 sogenannte „unabhängige Lieferanten“, auf die 30 Prozent der bewirtschafteten<br />

Fläche entfällt. Deren Anteil an der Zuckerrohrproduktion schrumpft jedoch beständig.<br />

Während die durchschnittliche Fläche der Großbetriebe bei 30.000 Hektar liegt, verfügen<br />

die „unabhängigen Lieferanten“ durchschnittlich über 27,5 Hektar. 27<br />

Die Landpastorale CPT geht ebenfalls von e<strong>in</strong>er prononcierten Landkonzentration aus.<br />

Nach ihren Angaben kommen kaum 20 Prozent des produzierten Zuckerrohrs aus kle<strong>in</strong>en<br />

oder mittelgroßen Betrieben. In der Region von Riberão Preto etwa, dem Zuckerrohrzentrum<br />

des Bundesstaats São Paulo, konzentriert sich das gesamte Land <strong>in</strong> der Hand von<br />

acht Familien. Verschärft worden sei dieser Prozess <strong>in</strong> jüngerer Zeit durch e<strong>in</strong>e Welle von<br />

Fusionen und Übernahmen, <strong>in</strong> deren Verlauf viele kle<strong>in</strong>ere Zucker- und Ethanolfabriken<br />

geschluckt wurden. 28<br />

Intensivproduktion mit Hochleistungssorten<br />

Industrie- und regierungsnahe Forscher betonen stets die im <strong>in</strong>ternationalen Vergleich<br />

höhere Produktions- und Kosteneffi zienz, die der Zuckersektor im Zuge des Proálcool-<br />

Programms erwarb. So seien die Produktionskosten für brasilianisches Ethanol zwischen<br />

1980 und 2005 von umgerechnet 109 US-Dollar pro Barrel auf 30 US-Dollar gesunken. 29<br />

Zugleich sei der Hektarertrag von 3.000 Litern Ethanol im Jahr 1975 auf heute 7.000 Liter<br />

geklettert. 30<br />

Als weiterer kostenreduzierender Faktor wird auf die energetische Verwendung der Bagasse<br />

verwiesen, e<strong>in</strong>es Nebenprodukts der Zuckerrohrverarbeitung. E<strong>in</strong>e Tonne Zuckerrohr<br />

wirft rund 280 kg Bagasse ab, die zur Wärme- und Stromproduktion verwendet<br />

werden kann, die sogenannte Co-Generierung. Im Jahr 2000 deckten die Zucker- und<br />

Ethanolfabriken ihren Strombedarf nahezu vollständig aus eigener Bagasse. E<strong>in</strong>ige Fabriken<br />

produzieren überschüssigen Strom, den sie <strong>in</strong> das öffentliche Netz e<strong>in</strong>speisen und<br />

damit zusätzliche E<strong>in</strong>nahmen generieren. 31<br />

26 ESMAP 2005, FN 14, S. 26f.<br />

27 IDB, 2007a, FN 23, S. 512 und S. 517.<br />

28 Rede Social de Justiça e Direitos Humanos/Commissão Pastoral da Terra, 2006, FN 15, S.9.<br />

29 Goldemberg, 2006, FN 6.<br />

30 FBDS 2005, FN 11, S. 24.<br />

31 Ebd, S. 27f.<br />

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