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Agroenergie in Lateinamerika - FDCL

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Argent<strong>in</strong>ien: Die Folgen der Agrokraftstoffproduktion<br />

wurde. Zwischen 1997 und 2002 verm<strong>in</strong>derte sich die nationale Produktion von Kartoffen,<br />

Erbsen, L<strong>in</strong>sen, Bohnen, Milch, Eiern und Fleisch. Zugleich stieg die Zahl der Menschen, die<br />

<strong>in</strong> extremer Armut lebten und sich e<strong>in</strong>e ausreichende Ernährung nicht mehr leisten konnten,<br />

von 3,7 Millionen auf 8,7 Millionen, mith<strong>in</strong> auf 25 Prozent der Bevölkerung. 164<br />

Nach den offi ziellen Statistiken sank diese Zahl seither zwar wieder ab, aber auch <strong>in</strong> der<br />

ersten Jahreshälfte 2007 leben noch immer rund 5,6 Millionen Menschen (23,4 Prozent<br />

der Bevölkerung) unterhalb der Armutsschwelle und knapp 2 Millionen (8,2 Prozent)<br />

fehlen die Mittel für e<strong>in</strong>e ausreichende Ernährung. 165<br />

Soziale Organisationen bezweifeln allerd<strong>in</strong>gs diesen deutlichen Rückgang der Armutsdaten<br />

und verweisen auf die große Zahl von mangelernährten K<strong>in</strong>dern. Danach leben<br />

70 Prozent der Personen unter 18 Jahren, d.h. fast 9 Millionen Menschen, <strong>in</strong> Armut. Der<br />

Hälfte von ihnen fehlt der Zugang zu ausreichender Nahrung. 166 H<strong>in</strong>zu kommt, dass die<br />

Armuts<strong>in</strong>dikatoren des nationalen Statistik<strong>in</strong>stituts INDEC lediglich städtische Ballungsräume<br />

erfassen. Daten für die ländlichen Gebiete werden nicht erhoben. Gleichwohl<br />

verweisen e<strong>in</strong>zelne Studien darauf, dass die Armut auf dem Lande erheblich über den<br />

städtischen Werten liegt. Teils ist sie doppelt so hoch. 167<br />

Chaco: Konzentration und Höfesterben<br />

Besonders hoch ist der Anteil von Armen und Mangelernährten <strong>in</strong> den nördlichen Prov<strong>in</strong>zen,<br />

mith<strong>in</strong> <strong>in</strong> den aktuellen landwirtschaftlichen Expansionsgebieten. Gerade die <strong>in</strong>digenen<br />

Gruppen (u.a. Guaraní, Wichí, Toba, Collas) s<strong>in</strong>d überproportional von Hunger<br />

betroffen. Deren Schicksal erreichte kurzzeitig die öffentliche Aufmerksamkeit als im<br />

Jahr 2007 <strong>in</strong>nerhalb weniger Wochen 12 Indigene <strong>in</strong> der nordöstlichen Prov<strong>in</strong>z Chaco<br />

an Unterernährung starben. In dieser Prov<strong>in</strong>z gibt es 50.000 bis 60.000 Indigene, u.a.<br />

Angehörige der Toba. Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Centro Nelson<br />

Mandela leben alle unterhalb der Armutsschwelle und 96 Prozent fehlen die Mittel, sich<br />

ausreichend zu ernähren. 168<br />

Im argent<strong>in</strong>ischen Chaco löste die transgene Soja die Baumwolle als dom<strong>in</strong>ante Kultur<br />

ab. Zwischen 1995 und 2003 schrumpfte die Baumwollfl äche von über 600.000 auf<br />

nur noch 89.000 Hektar, während die Sojafl äche sich verzehnfachte: von 76.000 auf<br />

768.000 Hektar. Im Zuge dieser Transformation verschwand fast vollständig die Schicht<br />

von kle<strong>in</strong>en und mittleren Betrieben, die Baumwolle anbauten. Viele Baumwollarbeiter<br />

verloren ihre Beschäftigung.<br />

164 Ebd., S. 26.<br />

165 INDEC, 2007: Incidencia de la pobreza y de la <strong>in</strong>digencia en 31 aglomerados urbanos.<br />

Resultados 1. Semestre 2007. Instituto Nacional de Estadísticas y Censos, Buenos Aires,<br />

20. September 2007.<br />

166<br />

Angaben des Movimiento Nacional de los Chicos del Pueblo. Siehe: Duda sobre el índice de<br />

pobreza del INDEC. Agencia NOVA, 27.3.2007.<br />

167<br />

FIAN/EED, 2003: Right to Food <strong>in</strong> Argent<strong>in</strong>a. Report of the International Fact F<strong>in</strong>d<strong>in</strong>g<br />

Mission to Argent<strong>in</strong>a. April 2003.<br />

168 Argent<strong>in</strong>a: hambre en el país de la carne. Chaco, entre la pobreza y desnutrición. El País,<br />

4.9.2007.<br />

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