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Agroenergie in Lateinamerika - FDCL

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<strong>Agroenergie</strong> <strong>in</strong> Late<strong>in</strong>amerika<br />

In e<strong>in</strong>er Fallstudie untersuchten Teixeira Assis und Zucarelli die Landnutzungsänderungen<br />

<strong>in</strong> den neuen Expansionsgebieten <strong>in</strong> São Paulo, M<strong>in</strong>as Gerais und Mato Grosso do Sul. In<br />

diesen Regionen verpachten immer mehr Grundbesitzer ihr Land an Zuckerrohrhersteller.<br />

In vielen Fällen handelt es sich im Weideland, mitunter auch um Ackerfl ächen, auf denen<br />

zuvor Soja oder Mais angebaut wurde. Entsprechend s<strong>in</strong>ken vor allem die Produktionszahlen<br />

für Milch, R<strong>in</strong>dfl eisch und Leder. Der R<strong>in</strong>dviehbestand schrumpfte im Bergbaudistrikt<br />

des Bundesstaates M<strong>in</strong>as Gerais, dem „Triângulo M<strong>in</strong>eiro“, zwischen 2003 und 2005 um<br />

448.000, im westlichen São Paulo um 326.000. Hier sank die Zahl der Milchkühe um 12,3<br />

Prozent, was zu e<strong>in</strong>er M<strong>in</strong>derung der Milchproduktion um 34 Millionen Liter führte. 53<br />

Zugleich zeigen Statistiken e<strong>in</strong> deutlich überproportionales Wachstum des Viehbestands<br />

<strong>in</strong> den nördlichen Bundesstaaten, wo die Zahl der R<strong>in</strong>der sich zwischen 2002 und 2005<br />

um 11 Millionen vergrößerte. Besonders ausgeprägt ist das Wachstum <strong>in</strong> den Bundesstaaten<br />

Pará (48,1 Prozent), Rondônia (41,2 Prozent), Amazonas (33,7 Prozent) und<br />

Tocant<strong>in</strong>s (14,3 Prozent). Im Landesdurchschnitt lag das Wachstum der R<strong>in</strong>derherden<br />

bei 5,9 Prozent. Der wachsende Viehbestand führt zu weiterem Druck auf den <strong>in</strong> diesen<br />

Staaten gelegenen Amazonasregenwald. 54<br />

Konfl ikt mit der Agrarreform<br />

Die Feldforschungen von Teixeira Assis und Zucarelli zeigen überdies, wie die Zuckerrohrausdehnung<br />

mit der Agrarreform <strong>in</strong> Konfl ikt gerät. So werden Ländereien, die bisher<br />

als unproduktiv galten, durch die Verpachtung der Agrarreform entzogen. Betroffene<br />

berichten, dass es e<strong>in</strong>e der Strategien der Zuckerfabriken sei, das Land von unproduktiven<br />

Farmen zu pachten, um die Umverteilung zu torpedieren. Auf diese Weise könne <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>zelnen Regionen die Agrarreform nicht mehr fortgeführt werden. 55<br />

Familien, die im Zuge der Agrarreform neu angesiedelt wurden, sehen sich durch die<br />

Zuckerrohrplantagen <strong>in</strong> ihrer Nachbarschaft bedroht. E<strong>in</strong>ige neue Siedlungen s<strong>in</strong>d bereits<br />

vollständig durch Plantagen e<strong>in</strong>geschlossen. Zudem produzieren die Monokulturen<br />

Schädl<strong>in</strong>ge, die die Felder und Weiden der benachbarten Siedlungen befallen.<br />

Indigene Geme<strong>in</strong>schaften betrachten die Zuckerrohrexpansion ebenfalls als weitere Bedrohung<br />

ihrer traditionellen Landrechte. Manche Reservate, wie jene der Guaraní Kaiowá<br />

im Bundesstaat Mato Grosso do Sul, s<strong>in</strong>d bereits durch Zuckerrohr umr<strong>in</strong>gt. Es<br />

wächst damit auf Land, an dem viele <strong>in</strong>digene Geme<strong>in</strong>schaften nach wie vor Rechtsansprüche<br />

geltend machen. Das Land, das sie reklamieren, geht oftmals über die Fläche<br />

der Reservate h<strong>in</strong>aus. Die ger<strong>in</strong>gen Flächen, die ihnen zugewiesen wurden (etwa 0,3<br />

Hektar pro Person im Fall der Guaraní Kaiowá), genügen nicht zum Überleben. Viele Indigene<br />

s<strong>in</strong>d daher gezwungen, <strong>in</strong> den Zuckerrohrplantagen zu arbeiten. 56<br />

53 Wendell Ficher Teixeira Assis/Marcos Cristiano Zucarelli, 2007: Despolu<strong>in</strong>do Incertezas:<br />

Impactos Territoriais da Expansão das Monoculturas Energéticas no Brasil e Replicabilidade<br />

de Modelos Sustentáveis de Produção e Uso de Biocombustíveis. Núcleo Amigos da Terra/<br />

Brasil, Instituto Vita Civilis, ECOA, Februar 2007, S. 5f.<br />

54 Ebd., S. 6.<br />

55 Teixeira Assis/Zucarelli, 2007, FN 53, S. 6ff.<br />

56 FIAN, 2008: A ‘cesta básica’ é nossa terra. Missão <strong>in</strong>ternacional de observação constata<br />

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