Agroenergie in Lateinamerika - FDCL
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<strong>Agroenergie</strong> <strong>in</strong> Late<strong>in</strong>amerika<br />
Zusammenfassung<br />
In allen vier Ländern, die untersucht wurden (Brasilien, Paraguay, Argent<strong>in</strong>ien, Kolumbien),<br />
steht die Förderung der Agrotreibstoffe im Zentrum der staatlichen <strong>Agroenergie</strong>politik.<br />
Die Erzeugung von Strom oder Wärme aus <strong>Agroenergie</strong> spielt nur e<strong>in</strong>e<br />
untergeordnete Rolle. Meist wurde auch nur für die Agrotreibstoffe e<strong>in</strong> detaillierterer<br />
Rechtsrahmen geschaffen. In allen vier Ländern verfolgen Regierungen und Industrie<br />
dabei das Ziel, nicht nur den Eigenbedarf zu decken, sondern auch <strong>in</strong> den Export e<strong>in</strong>zusteigen.<br />
Bei vielen der Investitionen ist der Export mittlerweile das treibende Motiv.<br />
Die geplanten Produktionskapazitäten gehen häufi g schon jetzt über die für die nationalen<br />
Beimischungen notwendigen Mengen h<strong>in</strong>aus. Der Ausbau der Agrotreibstoffi ndustrie<br />
verdankt sich <strong>in</strong>sofern weniger e<strong>in</strong>er nationalen Politik der Energiesicherheit,<br />
sondern eher privaten Gew<strong>in</strong>nmotiven und dem Ziel e<strong>in</strong>er Steigerung der Exporte<strong>in</strong>nahmen.<br />
In allen Fällen spielt der Staat e<strong>in</strong>e entscheidende Rolle. Ohne staatliche Anreize wie<br />
Subventionen, Gesetze, Beimischungsziele sowie öffentlich fi nanzierte Infrastrukturen<br />
kämen die privaten Investitionen <strong>in</strong> diesem neuen Markt nicht zustande. Es ist daher<br />
folgerichtig, wenn zivilgesellschaftliche Akteure danach fragen, wer die hauptsächlichen<br />
Nutznießer dieser staatlichen Unterstützung s<strong>in</strong>d. In allen untersuchten Ländern äußern<br />
soziale Bewegungen und Nichtregierungsorganisationen Vorbehalte gegenüber der<br />
<strong>Agroenergie</strong>politik ihrer Regierung, <strong>in</strong> Kolumbien und Paraguay überwiegt e<strong>in</strong>e deutliche<br />
Ablehnung. Die Bewegungen weisen auf erhebliche soziale und ökologische Risiken<br />
h<strong>in</strong>, die durch den versprochenen Nutzen nicht zu rechtfertigen seien.<br />
Brasilien<br />
Von den vier untersuchten Fällen ist Brasilien dasjenige Land mit den umfassendsten<br />
Erfahrungen und den höchsten Investitionen im <strong>Agroenergie</strong>sektor. Hier fi ndet auch die<br />
<strong>in</strong>tensivste Ause<strong>in</strong>andersetzung mit diesem neuen Markt und se<strong>in</strong>en möglichen Risiken<br />
statt. Während sich die Folgen der boomenden brasilianischen Ethanolproduktion aufgrund<br />
der langjährigen Erfahrungen <strong>in</strong> diesem Bereich bereits recht deutlich abzeichnen,<br />
ist e<strong>in</strong>e Bewertung des erst vor drei Jahren angelaufenen Biodieselprogramms bisher nur<br />
e<strong>in</strong>geschränkt möglich. Dennoch zeichnen sich auch hier bereits erste Trends ab.<br />
Die Ergebnisse von Fallstudien zeigen, dass die Agrokraftstoffe aufgrund ihres pfl anzlichen<br />
Rohstoffbedarfs zu e<strong>in</strong>er veränderten Landnutzung <strong>in</strong> Brasilien beitragen. Die<br />
Agrarfront dr<strong>in</strong>gt vermehrt <strong>in</strong> neue Regionen vor, bedroht unmittelbar wertvolle Ökosysteme<br />
(u.a. im Cerrado, <strong>in</strong> Amazonien, im Pantanal), verm<strong>in</strong>dert die regionale Verfügbarkeit<br />
von Nahrungsmitteln, unterm<strong>in</strong>iert kle<strong>in</strong>bäuerliche Landwirtschaft und gerät <strong>in</strong><br />
immer stärkeren Konfl ikt mit der Agrarreform. So verdrängt die Ausweitung der Zuckerrohrfl<br />
ächen die Milchproduktion und den Gemüseanbau <strong>in</strong> den zentralwestlichen Bundesstaaten.<br />
Zugleich siedelt sich die Viehwirtschaft überproportional <strong>in</strong> Amazonien an<br />
und trägt hier zur Entwaldung bei.<br />
Gezielt pachten Zuckerfabriken das Land unproduktiver Farmen, um es der Umverteilung<br />
im Rahmen der Agrarreform zu entziehen. Mit dem Anstieg der Bodenpreise kann<br />
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