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Agroenergie in Lateinamerika - FDCL

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Zusammenfassung<br />

der Staat kaum noch den Landankauf für die Verteilung im Rahmen der Agrarreform fi -<br />

nanzieren. Die Besitzkonzentration nimmt ebenso zu wie die Landkonfl ikte. Die Bedeutung<br />

unabhängiger Zuckerrohrlieferanten nimmt dagegen ab.<br />

Es fi nden bereits erste Feldversuche mit genmanipulierten Zuckerrohrvarietäten statt,<br />

die die Expansion <strong>in</strong> regenärmere Regionen ermöglichen sollen. Indes zw<strong>in</strong>gt die Entstehung<br />

neuer Pfl anzenkrankenheiten und herbizidresistenter Unkräuter die Zuckerproduzenten<br />

zu immer rascherem Wechsel der Zuckerrohrsorten. Zwar schreitet die Mechanisierung<br />

der Ernte voran, das umwelt- und gesundheitsschädliche Abbrennen der<br />

Zuckerrohrfelder wird jedoch auch <strong>in</strong> den kommenden Jahren noch anhalten.<br />

H<strong>in</strong>zu kommt e<strong>in</strong>e enorme Intensivierung der Leistungsanforderungen für Zuckerrohrschneider,<br />

die für die Zunahme der Arbeitsunfälle, häufi g mit tödlichem Ausgang, verantwortlich<br />

ist. Die Flexibilisierung der Arbeitsverhältnisse schafft den Raum für krim<strong>in</strong>elle<br />

Arbeitsvermittler, die Migranten unter teils menschenunwürdigen Bed<strong>in</strong>gungen für die Zuckerrohrernte<br />

anheuern. Die staatlichen Arbeits<strong>in</strong>spektoren decken auch <strong>in</strong> den Zucker-<br />

und Ethanolkomplexen immer wieder Fälle von sklavenähnlicher Beschäftigung auf.<br />

Die bisherigen Erkenntnisse über das Biodieselprogramm zeigen, dass bisher drei Viertel<br />

der Rohstoffe vom Agrobus<strong>in</strong>ess geliefert wurden, der Rest von der familiären Landwirtschaft.<br />

Dom<strong>in</strong>anter Rohstoff ist mit m<strong>in</strong>destens 60 bis 70 Prozent die vielfach bereits<br />

genmanipulierte Soja. Die soziale Komponente des Programms, die E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung kle<strong>in</strong>bäuerlicher<br />

Landwirtschaft, verh<strong>in</strong>derte bisher folglich nicht, dass das Agrobus<strong>in</strong>ess als<br />

Hauptnutznießer dasteht.<br />

Dennoch wurden bereits mehrere zehntausend Familien <strong>in</strong> das Programm e<strong>in</strong>gebunden.<br />

Ihre Erfahrungen bedürfen erst noch e<strong>in</strong>er systematischeren Auswertung. Jedoch<br />

gibt es Anzeichen dafür, dass ihre potenziellen Erträge <strong>in</strong> Abhängigkeit von Regionen<br />

und Kulturen erheblichen Differenzen unterliegen. Daher ist nicht auszuschließen, dass<br />

wohlhabendere Segmente der kle<strong>in</strong>bäuerlichen Landwirtschaft überproportional profi -<br />

tieren. So waren die Ernteerträge mit Riz<strong>in</strong>us im verarmten Nordosten des Landes bisher<br />

enttäuschend, was <strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelnen Fällen bereits zu Konfl ikten und der Aufgabe der<br />

Produktion führte.<br />

Unabhängig von der umfangreichen staatlichen Unterstützung besteht die soziale Komponente<br />

des Programms im Kern dar<strong>in</strong>, Kle<strong>in</strong>bauern <strong>in</strong> den Vertragsanbau für Konzerne<br />

e<strong>in</strong>zub<strong>in</strong>den. Risiken wie die Verschuldung der Familien bleiben damit unverändert bestehen.<br />

Die hohen Ausbauziele für Biodiesel sowie die angestrebten Exporte begünstigen<br />

dabei e<strong>in</strong>e zunehmende Intensivierung der Ölpfl anzenproduktion, die Kle<strong>in</strong>bauern<br />

auch perspektivisch unter Wettbewerbsdruck setzt. Dies zeigt sich deutlich <strong>in</strong> Südbrasilien,<br />

wo sich kle<strong>in</strong>bäuerliche Sojaproduzenten erheblichem Verdrängungswettbewerb<br />

ausgesetzt sehen. Es ist zu befürchten, dass e<strong>in</strong>e solche Dynamik auch bei den übrigen<br />

Biodieselrohstoffen wie Ölpalmen, Sonnenblumen oder Riz<strong>in</strong>us entsteht.<br />

Die Kritik von sozialen Bewegungen und Nichtregierungsorganisationen macht sich entsprechend<br />

vor allem an dem <strong>in</strong>dustriellen, exportorientierten Produktionsmodell der<br />

Agrokraftstoffe fest. Der Nutzung der <strong>Agroenergie</strong> stehen sie grundsätzlich aufgeschlossen<br />

gegenüber, plädieren aber für dezentrale, kooperative Erzeugungsstrukturen, die <strong>in</strong><br />

die Nahrungsmittelproduktion <strong>in</strong>tegriert werden.<br />

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