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Agroenergie in Lateinamerika - FDCL

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<strong>Agroenergie</strong> <strong>in</strong> Late<strong>in</strong>amerika<br />

toren, die der als schwach wahrgenommene Staat nicht leisten kann. Sie schützen vor<br />

Angriffen der Guerrilla, verdrängen Afrokolumbianer und Kle<strong>in</strong>bauern und ermöglichen<br />

die Kontrolle über Land, natürliche Ressourcen und strategische Verkehrsverb<strong>in</strong>dungen.<br />

Vier Millionen B<strong>in</strong>nenfl üchtl<strong>in</strong>ge<br />

Die Paramilitärs gehen mit äußerster Gewalt gegen die ansässige Bevölkerung vor. Alle<strong>in</strong><br />

zwischen 1988 und 2003 g<strong>in</strong>gen geschätzte 12.398 Morde, 1.339 Fälle von Folter<br />

und 2.121 „Verschwundene“ auf das Konto der Paramilitärs. Nach E<strong>in</strong>schätzung des Internal<br />

Displacement Monitor<strong>in</strong>g Centers (IDMC) erklärt dies auch den „engen Zusammenhang<br />

zwischen <strong>in</strong>terner Vertreibung und der Präsenz transnationaler Konzerne <strong>in</strong><br />

Kolumbien. Die Regionen mit der reichsten Ausstattung an natürlichen Ressourcen s<strong>in</strong>d<br />

zugleich jene, die am stärksten von <strong>in</strong>terner Vertreibung betroffen s<strong>in</strong>d.“ 203<br />

Während sich nach offi ziellen Angaben die Zahl der zwischen 1999 und 2007 <strong>in</strong>tern Vertriebenen<br />

auf 2,3 Millionen Menschen beläuft, schätzt die Menschenrechtsorganisation<br />

CODHES, dass im Zeitraum 1985 bis 2007 mehr als 4 Millionen Menschen vertrieben<br />

wurden. Kolumbien ist damit nach dem Sudan das Land mit der zweitgrößten Zahl von<br />

B<strong>in</strong>nenfl üchtl<strong>in</strong>gen. 37 Prozent der Betroffenen geben als Urheber ihrer Vertreibung die<br />

Paramilitärs an, 29,8 Prozent die FARC. 204 Zwei Drittel der Betroffenen besaßen zum<br />

Zeitpunkt der Vertreibung Land. 205<br />

Die Paramilitärs stützen sich vielfach auf die Hilfe der Armee und der Polizei. Nachdem<br />

<strong>in</strong>ternationale Organisationen und Menschenrechtsgruppen wiederholt die Verantwortung<br />

des kolumbianischen Staats für den Aufbau und die Aktionen dieser Gruppen kritisierten,<br />

<strong>in</strong>itiierte die Regierung 2002 e<strong>in</strong>en Demobilisierungsprozess, der formal bis 2006<br />

andauerte und <strong>in</strong> dessen Rahmen nach Regierungsangaben 30.000 Paramilitärs ihre<br />

Waffen abgegeben haben sollen. Jedoch war dieser Prozess nicht sehr erfolgreich: Die<br />

Morde, die Entführungen, das „Verschw<strong>in</strong>denlassen“ und die Vertreibungen halten noch<br />

immer an. Neue paramilitärische Gruppen haben sich bereits wieder gegründet. 206 Entsprechend<br />

bezweifeln Nichtregierungsorganisationen die hohe Zahl der Demobilisierten.<br />

Illegale Aneignung von Land<br />

Nur wenigen Paramilitärs und ihren Unterstützern <strong>in</strong> Wirtschaft und Politik wurde der Prozess<br />

gemacht und die Entschädigungen der Opfer blieben unzureichend. Viele demobilisierte<br />

Paramilitärs haben sich wiederbewaffnet. Häufi g erhielten sie staatliche Unterstützung<br />

aus dem Demobilisierungsprogramm, während ihre E<strong>in</strong>heiten noch existierten. Nur<br />

<strong>in</strong> wenigen Fällen kam es zur Rückgabe der illegal angeeigneten Grundstücke, die die ursprünglichen<br />

Besitzer unter Gewaltandrohung abtreten oder verkaufen mussten. Diesbezügliche<br />

Untersuchungen erfolgten nur schleppend und wurden dadurch erschwert, dass<br />

die Paramilitärs für die Legalisierung des Lands meist Strohmänner e<strong>in</strong>setzten.<br />

203<br />

Ebd., S. 12.<br />

204<br />

CODHES, 2007: Ahora por los desplazados. Consultoría para los Derechos Humanos y el<br />

Desplazamiento, CODHES Informa, Boletín de Prensa, Bogotá, 5.2.2008.<br />

205 Fidel M<strong>in</strong>gorance, 2006: El fl ujo del aceite de palma Colombia – Bélgica/Europa. Human<br />

Rights Everywhere/Coord<strong>in</strong>ation Belge pour la Colombie, November 2006, Brüssel, S. 37.<br />

206 Siehe etwa: Leonardo González Perafán, 2007: Nuevo mapa paramilitar. INDEPAZ, 21.8.2007.<br />

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