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Agroenergie in Lateinamerika - FDCL

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<strong>Agroenergie</strong> <strong>in</strong> Late<strong>in</strong>amerika<br />

gründen Mitglieder der Geme<strong>in</strong>den eigene Kooperativen, die für die Konzerne Ölpalmen<br />

anbauen.<br />

Für die Unternehmen bietet dieses Modell den Vorteil, <strong>in</strong> den Kollektivterritorien produzieren<br />

zu können, ohne selbst Arbeitskräfte e<strong>in</strong>stellen zu müssen. Damit entledigen sie<br />

sich zahlreicher Sozialabgaben, deren Entrichtung nun Sache der Kooperativen ist. Das<br />

Entgelt der Kooperativisten bleibt allerd<strong>in</strong>gs von dem Preis abhängig, den die Unternehmen<br />

für die Palmfrüchte zahlen. Nach Angaben der Grupo Semillas s<strong>in</strong>d die E<strong>in</strong>nahmen<br />

der Kooperativen aber mitunter so niedrig, dass sie gerade ausreichen, um alle vorgesehenen<br />

Abgaben zu entrichten. Bestandteil dieses Modells sei daher die Verschuldung<br />

der Kooperativenmitglieder. 212<br />

Immer wieder kommt es auch zu Fällen, <strong>in</strong> denen Konzerne Verträge über strategische<br />

Allianzen mit Personen unterzeichnen, die sich als Repräsentanten der afrokolumbianischen<br />

Geme<strong>in</strong>den ausgeben, <strong>in</strong> den betreffenden Geme<strong>in</strong>den aber unbekannt s<strong>in</strong>d oder<br />

von ihnen nicht anerkannt werden. 213 Justicia y Paz berichtet, dass die Unterzeichnung<br />

derartiger Verträge auch unter Zwang erfolgen kann. So wurden Afrokolumbianer zur<br />

Teilnahme an Treffen verpfl ichtet, die der Vere<strong>in</strong>barung strategischer Allianzen dienten.<br />

An diesen Treffen nahmen jedoch nicht nur Unternehmensvertreter teil, sondern auch<br />

Paramilitärs und Angehörige der Armee. 214<br />

Repression gegen „humanitäre Zonen“ im Department Chocó<br />

Gut dokumentiert s<strong>in</strong>d die Konfl ikte um den Palmölanbau <strong>in</strong> den Flußbecken des Jiguamiandó<br />

und Curvaradó im nordwestlichen Department Chocó. Im Jahr 1996 unternahmen<br />

die Armee und Paramilitärs e<strong>in</strong>e Militäraktion, die vorgeblich gegen die FARC<br />

gerichtet war („Operation Genesis“), und vertrieben bis zu 17.000 Menschen, hauptsächlich<br />

Afrokolumbianer und Indigene, aus dieser Region. Mehrere Unternehmen nutzten<br />

diese Situation und legten auf den verlassenen Grundstücken großfl ächige Palmplantagen<br />

an. Nach dem Ende der Kampfhandlungen kehrte e<strong>in</strong> Teil der Vertriebenen <strong>in</strong><br />

die Region zurück und versucht nun, sich trotz der Repression von Palmunternehmen,<br />

Paramilitärs und Armee, trotz der gezielten Verhaftungen, Entführungen und Morde,<br />

e<strong>in</strong>e neue Existenz aufzubauen.<br />

Um sich von ke<strong>in</strong>er der Parteien <strong>in</strong> den bewaffneten Konfl ikt h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>ziehen zu lassen, gründeten<br />

die Rückkehrer „humanitäre Zonen“, <strong>in</strong> denen sie Bewaffneten den Zugang verweigern<br />

und strikte Neutralität waren. An ke<strong>in</strong>e der Konfl iktparteien reichen sie Informationen<br />

weiter und verweigern ihnen auch jegliche logistische Unterstützung. Die Neutralität<br />

geht soweit, auch jüngste Hilfsangebote der Armee abzulehnen, da die Geme<strong>in</strong>den die<br />

Vergeltung durch die Guerrilla fürchten müssen. In ganz Kolumbien existieren mehr als<br />

50 Initiativen, die den humanitären Zonen <strong>in</strong> Jiguamiandó und Curvaradó ähneln.<br />

Im Jahr 2000 billigte die Vorgänger<strong>in</strong> des Land<strong>in</strong>stituts INCODER den Afrokolumbianern<br />

<strong>in</strong> diesem Gebiet über mehr als 100.000 Hektar kollektive Landtitel zu (46.000 Hektar<br />

212 Grupo Semillas, 2007, FN 186, S. 61f.<br />

213 IDMC, 2007, FN 211, S. 16f.<br />

214 Justicia y Paz, 2005, FN 199, S. 96ff.<br />

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