Agroenergie in Lateinamerika - FDCL
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Brasilien: Die Folgen der Ethanolproduktion<br />
Die Mitarbeiter<strong>in</strong> der Menschenrechtsorganisation Terra de Direitos, Camila Moreno,<br />
macht ferner darauf aufmerksam, dass der <strong>Agroenergie</strong>boom zu dem starken Anstieg<br />
der Landpreise <strong>in</strong> Brasilien beiträgt. Dies ist nicht nur e<strong>in</strong> Problem für alle Bauern,<br />
die auf die Zupachtung von Land angewiesen s<strong>in</strong>d, sondern auch für die Agrarreform.<br />
„Die Regierung, die Land für die Agrarreform kaufen musste, ist nun gezwungen, mit<br />
den <strong>Agroenergie</strong>-Investmentfonds und dem expandierenden Agrobus<strong>in</strong>ess zu konkurrieren.“<br />
57 Mit den ansteigenden Bodenpreisen ist die staatliche Agrarreformbehörde<br />
INCRA immer weniger <strong>in</strong> der Lage, den Landankauf zum Zweck der Umverteilung zu<br />
fi nanzieren.<br />
Weiterer Konfl iktstoff: Ethanol aus Zellulose<br />
Neben Zuckerrohr setzt die brasilianische Regierung auch auf die Verwendung von Zellulose<br />
als künftigem Rohstoff der Ethanol<strong>in</strong>dustrie. Sollte die zweite Generation von<br />
Agrotreibstoffen auf Zellulosebasis zur Anwendungsreife gelangen, entsteht e<strong>in</strong> zusätzlicher<br />
Flächenbedarf für Holzplantagen, die bereits jetzt 5,3 Millionen Hektar <strong>in</strong> Brasilien<br />
belegen und erheblichen sozialen und ökologischen Konfl iktstoff liefern. Zwei Drittel dieser<br />
Plantagen s<strong>in</strong>d mit schnellwachsenden Eukalyptussorten bepfl anzt, der Rest hauptsächlich<br />
mit P<strong>in</strong>ien. Es wird geschätzt, dass alle<strong>in</strong> die Fläche der Eukalyptusplantagen<br />
bis 2020 auf 13,8 Millionen Hektar steigen könnte. 58<br />
Eukalyptus zeichnet sich durch e<strong>in</strong>en sehr hohen Wasserbedarf aus, was <strong>in</strong> der Umgebung<br />
der Plantagen zu e<strong>in</strong>er beschleunigten Erschöpfung der Vorkommen von Grund-<br />
und Oberfl ächenwasser führt. H<strong>in</strong>zu kommt e<strong>in</strong> hoher Nährstoffbedarf und der E<strong>in</strong>satz<br />
chemischer Dünger und Unkautbekämpfungsmittel. Nach dem Fällen der Bäume ist wegen<br />
der Auslaugung der Böden und der verbleibenden Stümpfe und Wurzeln ke<strong>in</strong> Folgeanbau<br />
mehr möglich.<br />
Dabei ist zu berücksichtigen, dass neben der potenziellen Verwendung für die Treibstoffproduktion<br />
bereits jetzt rund 45 Prozent des brasilianischen Plantagenholzes für<br />
energetische Zwecke (d.h. als Brennholz oder Holzkohle) genutzt wird. Den Großteil<br />
der Holzkohle benutzt die Eisen- und Stahl<strong>in</strong>dustrie zur Energieerzeugung. Sollte<br />
die <strong>in</strong>ternationale Nachfrage nach Energieholz weiter steigen und Brasilien auch<br />
dieses Marktsegment stärker bedienen, würde die Flächenkonkurrenz abermals zunehmen.<br />
59<br />
impactos do monocultivo de agrocombustíveis nos direitos humanos no Brasil.<br />
Pressemitteilung, 10. April 2008.<br />
57 Camila Moreno, 2007: El rol de los estados nacionales en la producción de los agrocombustibles.<br />
In: African Centre for Biodiversity/Red por una América Lat<strong>in</strong>a libre de transgénicos:<br />
Rostros viejos con nuevas máscaras. Quito, Dezember 2007, S. 33-39.<br />
58 Laschefski/ Teixeira Assis, 2006, FN 36, S. 39.<br />
59 Ebd.<br />
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