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Agroenergie in Lateinamerika - FDCL

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<strong>Agroenergie</strong> <strong>in</strong> Late<strong>in</strong>amerika<br />

Bodenspekulation und illegale Landkäufe<br />

Nachdem Mitte der 70er Jahre der Sojaanbau im Süden Brasiliens boomte, begannen<br />

brasilianische Großgrundbesitzer <strong>in</strong> Paraguay Land aufzukaufen und brasilianische<br />

Pächter auf befristeter Basis zu beschäftigen. Aber auch Kle<strong>in</strong>bauern aus den südlichen<br />

Bundesstaaten Rio Grande do Sul, Paraná oder Santa Catar<strong>in</strong>a, die nicht mehr mit<br />

den großen Sojamonokulturen konkurrieren konnten, verkauften ihr Land und g<strong>in</strong>gen<br />

nach Paraguay. Mit ihren Erlösen konnten sie dort aufgrund der niedrigeren Grundstückspreise<br />

die zwei- bis dreifache Fläche kaufen und Soja anbauen. Fast die Hälfte<br />

des Landes, das während der Stroessner-Ära verteilt wurde, g<strong>in</strong>g an Brasilianer. Von<br />

den 60.000 Sojaproduzenten, die es heute <strong>in</strong> Paraguay gibt, stammen 40 Prozent aus<br />

Brasilien. 36 Prozent s<strong>in</strong>d deutsch- oder japanischstämmige E<strong>in</strong>wanderer oder Mennoniten.<br />

132<br />

Mit den angekündigten Investitionen <strong>in</strong> den Aufbau der Bioethanol- und Biodieselfabriken<br />

nimmt die Nachfrage nach Land noch e<strong>in</strong>mal spürbar zu. So lösten die Planungen<br />

für e<strong>in</strong> agroenergetisches Entwicklungsprojekt und den Bau e<strong>in</strong>er Ethanolfabrik<br />

mit 200 Millionen Litern Jahreskapazität im Department San Pedro e<strong>in</strong>e verstärkte Bodenspekulation<br />

aus. „Im ganzen Department bieten ausländische Agrarunternehmer,<br />

darunter hauptsächlicher Brasilianer, den Familien Tausende von Dollars für ihre Parzellen“,<br />

berichtet Javiera Rulli, Mitarbeitern des Sozialforschungs<strong>in</strong>stituts BASE-IS <strong>in</strong><br />

Asunción. 133<br />

Die Plantagenbetreiber versuchen, ihre Anbaufl ächen durch teils illegalen Aufkauf der<br />

Landnutzungsrechte (derecheras) über Mittelsmänner auszuweiten. Sie nutzen die prekäre<br />

fi nanzielle Situation der Kle<strong>in</strong>bauern aus und bieten ihnen Summen von 500 bis<br />

1.700 US-Dollar <strong>in</strong> bar pro Hektar, wenn sie das Land verlassen. Gewerkschaften beklagen,<br />

dass die Landreformbehörde INDERT immer wieder Titel an Produzenten vergibt,<br />

die nach den Regelungen des Landreformprogramms dazu nicht berechtigt s<strong>in</strong>d.<br />

Teilweise s<strong>in</strong>d INDERT-Agenten selbst im illegalen Aufkauf der Landnutzungsrechte<br />

<strong>in</strong>volviert. Die transnationalen Agrarkonzerne Cargill, ADM und Louis Dreyfus werden<br />

ebenfalls beschuldigt, illegal Landtitel erhalten zu haben. Die Bauernorganisation Movimiento<br />

Campes<strong>in</strong>o Paraguayo MCP reichte aus diesem Grund mehrere Klagen gegen<br />

Cargill e<strong>in</strong>. 134<br />

Vergiftungen durch Spritzmittel und staatliche Repression<br />

In den Zentren des Sojaanbaus <strong>in</strong> den Departments Itaipúa, Alto Paraná und Can<strong>in</strong>deyú<br />

sehen sich die verbliebenen bäuerlichen und <strong>in</strong>digenen Geme<strong>in</strong>den mittlerweile durch<br />

Sojamonokulturen umr<strong>in</strong>gt. Sie leiden dabei besonders unter dem Spritzmittele<strong>in</strong>satz<br />

auf den Sojaplantagen, der ihre eigenen Felder und Nutztiere vergiftet und für zahlreiche<br />

Krankheiten veranwortlich ist. Der bekannteste Fall ist der Tod des 11-jährigen Silv<strong>in</strong>o<br />

Talavera, der 2003 an den Folgen der Bespritzung von Sojafeldern <strong>in</strong> der Umgebung<br />

se<strong>in</strong>es Hauses starb, während se<strong>in</strong>e Angehörigen schwer erkrankten. Die nationale Frauenkoord<strong>in</strong>ation<br />

CONAMURI (Cood<strong>in</strong>adora Nacional de Mujeres Rurales e Indígenas) un-<br />

132<br />

Rulli et al, 2006, FN 127.<br />

133<br />

Javiera Rulli, 2007: Soja en San Pedro – Paraguay. Base Investigaciones Sociales, Asunción,<br />

28.8.2007.<br />

134<br />

Rulli et al, 2006, FN 127.<br />

38

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