Agroenergie in Lateinamerika - FDCL
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Paraguay: Folgen der Agrokraftstoffproduktion<br />
terstützte die Familie bei den Verfahren gegen die Verantwortlichen und lanzierte e<strong>in</strong>e<br />
<strong>in</strong>tensive Aufklärungskampagne über die Gefahren der Agrarchemikalien. 135<br />
Viele Landlose und Kle<strong>in</strong>bauern <strong>in</strong>des setzen sich gegen die Agrarexpansion zur Wehr,<br />
besetzen Land, blockieren Straßen und verh<strong>in</strong>dern die Besprühung der Felder mit Agrarchemikalien.<br />
Der Staat reagiert auf die Proteste mit brutaler Repression, der gewaltsamen<br />
Räumung von Siedlungen der Landlosen sowie der Verhaftung von Aktivisten und<br />
Gewerkschaftern. Bauern- und Menschenrechtsorganisationen berichten von zahlreichen<br />
Fällen, <strong>in</strong> denen Großgrundbesitzer zu Selbstjustiz greifen, mit Hilfe privater Sicherheitsfi<br />
rmen oder paramilitärischer Gruppen Landlose vertreiben und dabei auch vor<br />
Morden nicht zurückschrecken. Die Polizei ist ebenfalls für mehrere Tote bei Konfrontationen<br />
mit Kle<strong>in</strong>bauern verantwortlich. Das Centro de Documentación y Estudios CDE<br />
zählte im Zeitraum 1990 bis 2004 <strong>in</strong>sgesamt 885 Landkonfl ikte, 407 Besetzungen, 350<br />
Vertreibungen und über 7000 Verhaftungen von Aktivisten. 136<br />
Zivilgesellschaftliche Forderungen<br />
Auf Seiten der Bauern- und Landlosenorganisationen, der Gewerkschaften sowie verschiedener<br />
Umwelt- und Menschenrechtsgruppen stoßen die Agrotreibstoffziele der Regierung<br />
auf breite Ablehnung. In e<strong>in</strong>er geme<strong>in</strong>samen Erklärung über die „Fallen des<br />
Agrokraftstoffs“ wendet sich e<strong>in</strong> breites Bündnis von sozialen Bewegungen und Nichtregierungsorganisationen<br />
gegen „alle politischen und wirtschaftlichen Maßnahmen, die<br />
die Entwicklung der Agrokraftstoffe und die großfl ächige Expansion von Monokulturen<br />
fördern“. Der großfl ächige Energiepfl anzenanbau sei nur „auf Kosten der verbliebenen<br />
Wälder, der Substitution existierender Kulturen und der Vertreibung kle<strong>in</strong>bäuerlicher<br />
Produzenten und Indigener“ möglich. 137<br />
Stattdessen fordern die sozialen Bewegungen, dass die Politik den Verbleib ländlicher<br />
und <strong>in</strong>digener Geme<strong>in</strong>den fördern, e<strong>in</strong>e umfassende Agrarreform durchführen und die<br />
„nationale Souveränität über die Ernährung, das Territorium und die Kultur“ zurückgew<strong>in</strong>nen<br />
soll. Anstelle e<strong>in</strong>er Förderung der Massenproduktion und des Exports von Agrokraftstoffen<br />
sollen ernsthafte Maßnahmen zur Sicherung der Nahrungs- und Energiesouveränität<br />
<strong>in</strong> Late<strong>in</strong>amerika und zur Verm<strong>in</strong>derung des Energieverbrauchs im Norden<br />
ergriffen werden. Ferner fordern die Gruppen e<strong>in</strong> „globales Moratorium für die Monokulturen<br />
der Agrotreibstoffe und des <strong>in</strong>ternationalen Handels mit Agrotreibstoffen, e<strong>in</strong>schließlich<br />
des Handels mit Emissionsgutschriften“. Das Moratorium sei notwendig, um<br />
die möglichen Gefahren dieser Entwicklung auszuwerten.<br />
Zu den Unterzeichnern dieser Erklärung gehören u.a. CONAMURI, die Föderation der<br />
Guaraníes, das Movimiento Agrario Popular MAP, das Movimiento Campes<strong>in</strong>o Paraguayo<br />
MCP (Mitglied der <strong>in</strong>ternationalen Bauernbewegung Via Campes<strong>in</strong>a), Sobrevivencia<br />
135 Palau/Kretschmer, 2004, FN 129.<br />
136 FIAN/La Via Campes<strong>in</strong>a, 2007, FN 130.<br />
137<br />
Declaración ofi cial de Chake Ñuha. Sobre las trampas del agrocombustible y los servicios<br />
ambientales. Asunción, 24.4.2007.<br />
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