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Agroenergie in Lateinamerika - FDCL

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<strong>Agroenergie</strong> <strong>in</strong> Late<strong>in</strong>amerika<br />

Stattdessen begannen immer mehr Bauern aus den zentralen Prov<strong>in</strong>zen Córdoba oder<br />

Santa Fe, das vergleichsweise billige Land im Chaco zu kaufen oder zu pachten und auf<br />

weit größeren Feldern Soja zu produzieren als <strong>in</strong> ihren Heimatprov<strong>in</strong>zen. E<strong>in</strong>er dieser<br />

Bauern berichtet: „Der Landwirt <strong>in</strong> me<strong>in</strong>er Region <strong>in</strong> Córdoba braucht 3.500 Dollar oder<br />

mehr, um e<strong>in</strong>en Hektar zu bewirtschaften. Hier aber kostet e<strong>in</strong> sauberes, bestellbares<br />

Feld 600 Dollar (...). Die Produzenten <strong>in</strong> unserer Region haben durchschnittlich 100<br />

Hektar, die Parzellen s<strong>in</strong>d kle<strong>in</strong>. Ganz anders ist es hier, wo wir Felder bekommen können,<br />

die größer s<strong>in</strong>d als 500 Hektar.“ 169<br />

Die Produzenten aus den zentralen Prov<strong>in</strong>zen führten das <strong>in</strong>tensive Produktionsmodell<br />

der Pampas auf den weniger fruchtbaren Böden des Chaco e<strong>in</strong> und bauten transgene<br />

Soja <strong>in</strong> Direktaussaat an. Für die ansässige Bevölkerung aber brachte das kapital<strong>in</strong>tensive<br />

Pampamodell kaum alternative E<strong>in</strong>kommens- und Beschäftigungsmöglichkeiten<br />

und die Besitzkonzentration nahm deutlich zu: Zwischen 1988 und 2002 verschwanden<br />

2.500 landwirtschaftliche Betriebe mit weniger als 200 Hektar, zugleich entstanden 640<br />

neue Betriebe mit 200 bis 20.000 Hektar. Infolge großfl ächiger Entwaldung weitete sich<br />

die gesamte Anbaufl äche um 400.000 Hektar aus. Im gleichen Zeitraum aber verließen<br />

60.000 Menschen die ländlichen Gebiete der Prov<strong>in</strong>z Chaco. 170<br />

In ganz Argent<strong>in</strong>ien wurden 400.000 Bauern <strong>in</strong> den vergangenen Jahren von ihrem Land<br />

vertrieben. Viele überschuldeten sich bei der Übernahme des kapital<strong>in</strong>tensiven Produktionsmodells<br />

und konnten die Pacht für ihr Land nicht mehr bezahlen. Mehr als 13 Millionen<br />

Hektar wurden <strong>in</strong>folge der Zahlungsrückstande der Pächter beschlagnahmt. Dieses<br />

Land konnten sich Groß<strong>in</strong>vestoren anschließend günstig aneignen. Rund 20 Millionen<br />

Hektar des besten Agrarlandes befi nden sich im Besitz von nur 2.000 Betrieben. 171<br />

Waldvernichtung <strong>in</strong> Nordargent<strong>in</strong>ien<br />

Der größte Teil der Flächenexpansion <strong>in</strong> Argent<strong>in</strong>ien geht mit 41 Prozent auf Kosten von<br />

Naturwäldern und Savannen. Die Entwaldung für Sojafelder ist besonders hoch <strong>in</strong> den<br />

Randgebieten der nordargent<strong>in</strong>ischen Anden, den sogenannten Yungas (auch „Selva<br />

Pedemontana“ genannt), sowie <strong>in</strong> der Chaco-Region. Im argent<strong>in</strong>ischen Chaco befi nden<br />

sich die zweitgrößten Trockenwälder Südamerikas. Der Vormarsch der Agrarfront <strong>in</strong> die<br />

semi-ariden Zonen des Chaco wird teils auch auf klimatische Veränderungen zurückgeführt.<br />

So erhöhten sich die Niederschläge <strong>in</strong> den subtropischen Gebieten Argent<strong>in</strong>iens<br />

um 20 bis 30 Prozent gegenüber der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts und<br />

beseitigten damit e<strong>in</strong>e natürliche Schranke der Sojaexpansion. 172<br />

In den Jahren 1998 bis 2004 wurden <strong>in</strong> den sieben nördlichen Prov<strong>in</strong>zen alljährlich<br />

durchschnittlich 315.000 Hektar Wald vernichtet. Die Konversionsrate von Wald soll hier<br />

169 Crist<strong>in</strong>a Valenzuela, 2005: Transformaciones y confl ictos en el agro chaqueño durante los<br />

’90. Articulaciones territoriales de una nueva racionalidad productiva. In: Mundo Agrario,<br />

Revista de estudios rurales, vol. 5, no. 10, primer semestre de 2005, Universidad Nacional de<br />

La Plata.<br />

170 Ebd.<br />

171 FIAN/EED, 2003, FN 167.<br />

172<br />

H. Ricardo Grau et al, 2005: Globalization and Soybean Expansion <strong>in</strong>to Semiarid Ecosystems<br />

of Argent<strong>in</strong>a. Ambio, Vol. 34, No. 3, Mai 2005.<br />

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