Agroenergie in Lateinamerika - FDCL
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<strong>Agroenergie</strong> <strong>in</strong> Late<strong>in</strong>amerika<br />
Nach den Regierungsvorstellungen sollen <strong>in</strong> den nächsten 10 Jahren auf e<strong>in</strong>er Million<br />
Hektar pfl anzliche Rohstoffe für die Ethanolerzeugung geerntet werden. 187<br />
Die staatliche verordnete Beimischung sowie die Preisgarantien für Ethanol bedeuteten<br />
für die Zuckerrohrhersteller e<strong>in</strong>e lukrative Absatzmöglichkeit für ihre Überschussproduktion.<br />
15 bis 25 Prozent des Zuckers konnte so zu e<strong>in</strong>em garantierten Preis vermarktet<br />
werden. Allerd<strong>in</strong>gs führte die politisch erzeugte Ethanolnachfrage bereits nach kurzer<br />
Zeit zu e<strong>in</strong>em tiefgreifenden Wandel des Zuckermarktes, der sich nunmehr <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Angebotsengpass<br />
äußert. Kolumbien musste bereits Rohzucker <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>eren Mengen aus<br />
Brasilien e<strong>in</strong>führen. 188<br />
Bei der Ernte 2005/2006 wurden 32 Millionen Tonnen Zuckerrohr auf 396.000 Hektar geerntet,<br />
e<strong>in</strong> Drittel davon für den Export. 60 Prozent der Anbaufl äche wird von mehreren<br />
tausend Kle<strong>in</strong>produzenten bewirtschaftet, 40 Prozent von großfl ächigen Plantagen mit<br />
Intensivproduktion und Bewässerung. Die Hektarerträge der Kle<strong>in</strong>produzenten liegen<br />
bei nur 30 bis 40 Prozent der Erträge, die die <strong>in</strong>tensiv wirtschaftenden Plantagen erzielen.<br />
Nach dem Wachstums-Szenario e<strong>in</strong>er Studie für das US-Energiem<strong>in</strong>isterium könnte<br />
die Anbaufl äche im Jahr 2017 auf über 700.000 Hektar steigen. In diesem Fall wären 44<br />
Prozent der Ernte für den Export und/oder die Ethanolherstellung verwendbar. 189<br />
Der Großteil des Zuckerrohrs wird <strong>in</strong> dem fruchtbaren Cauca-Tal im Südwesten Kolumbiens<br />
angebaut. Hier fi nden sich 13 der 14 Zuckerraffi nerien des Landes. Das Ethanolprogramm<br />
stützt sich auf die existierenden Zuckerfabriken, die die fünf bereits produzierenden<br />
Destillerien errichteten (Incauca, Providencia, Manuelita, Mayagüez und Risaralda).<br />
Die Zuckerproduktion des Landes ist stark konzentriert. Der Großteil befi ndet sich <strong>in</strong> der<br />
Hand von vier Familien. 33 Prozent kontrolliert das Konglomerat des Unternehmers Ardila<br />
Lülles, der auch e<strong>in</strong>en der wichtigsten Fernsehsender Kolumbiens besitzt (RCN TV).<br />
Lülles gehört die Zuckerraffi nerie Incauca (Ingenio Cauca) und er hält Anteile an den<br />
Fabriken Providencia und Risaralda. Diese drei Fabriken erzeugen 65 Prozent des kolumbianischen<br />
Zuckerrohrethanols. Lülle gilt als e<strong>in</strong>er der hauptsächlichen Promotoren der<br />
Ethanol<strong>in</strong>dustrie des Landes. 190<br />
Die Biodieselproduktion<br />
Die Biodieselproduktion <strong>in</strong> Kolumbien konzentriert sich auf die Verarbeitung von Palmöl.<br />
Die Ölpalme stammt ursprünglich aus Westafrika und wird <strong>in</strong> Kolumbien und anderen<br />
Ländern auch „Palma Africana“ genannt. Afrokolumbianische Gruppen wie der Proceso<br />
de Comunidades Negras PCN ziehen aus politischen Gründen allerd<strong>in</strong>gs die Bezeich-<br />
187<br />
Vera Díaz, 2007, FN 182, sowie M<strong>in</strong>isterio de Agricultura y Desarollo Rural,<br />
www.m<strong>in</strong>agricultura.gov.co<br />
188<br />
Kl<strong>in</strong>e et al., FN 3, S. 126f.<br />
189 Ebd., Annex 4, S. 223.<br />
190 Héctor Hernán Mondragón Báez, 2007: Colombia: Caña de Azúcar, Palma Aceitera. Biocombustibles<br />
y relaciones de dom<strong>in</strong>ación. www.pachakuti.org, 11.4.2007.<br />
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