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Agroenergie in Lateinamerika - FDCL

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Zusammenfassung<br />

lichen Herbizide<strong>in</strong>satz erfordert. Große Flächen, die zuvor dem Gemüse- und Getreideanbau<br />

dienten, mussten der Soja weichen. Der größte Teil der Agrarexpansion geht<br />

jedoch auf Kosten von Naturwäldern und Savannen, vor allem <strong>in</strong> Nordargent<strong>in</strong>ien und<br />

der semi-ariden Chaco-Region.<br />

Hauptbetroffene der Rodungen s<strong>in</strong>d Kle<strong>in</strong>bauern und Indigene, die teils seit vielen Generationen<br />

<strong>in</strong> den bewaldeten Regionen des Chaco leben. In Nordargent<strong>in</strong>ien ist die<br />

Unsicherheit von Landtiteln besonders stark verbreitet, was die Vertreibung der angestammten<br />

Bevölkerung erleichtert und zu zahllosen Landkonfl ikten führt. Zudem verstärkt<br />

die Sojamonokultur die Besitzkonzentration und das Bauernsterben im Chaco.<br />

Viele Kle<strong>in</strong>bauern verschuldeten sich beim Versuch, das kapital<strong>in</strong>tensive Produktionsmodell<br />

der transgenen Soja zu übernehmen, und wurden letztlich zur Aufgabe gezwungen.<br />

Lokale Organisationen befürchten, dass diese Konfl ikte mit der beg<strong>in</strong>nenden Agrokraftstoffproduktion<br />

noch zunehmen werden. Zuckerrohr- und Sojakonzerne schlossen sich<br />

bereits zusammen, um die Landnutzungs- und Umweltpolitik im Norden Argent<strong>in</strong>iens <strong>in</strong><br />

ihrem S<strong>in</strong>ne zu bee<strong>in</strong>fl ussen.<br />

Kolumbien<br />

In Kolumbien erfolgt der E<strong>in</strong>stieg <strong>in</strong> die <strong>Agroenergie</strong> im Schatten des über 40 Jahre<br />

währenden bewaffneten Konfl iktes mit mehr als vier Millionen B<strong>in</strong>nenfl üchtl<strong>in</strong>gen. Ethanoldestillerien<br />

und erste Biodieselfabriken haben bereits die Produktion aufgenommen.<br />

Während für die Ethanolerzeugung hauptsächlich Zuckerrohr und <strong>in</strong> ger<strong>in</strong>gerem Maße<br />

Maniok e<strong>in</strong>gesetzt wird, konzentriert sich die Biodieselproduktion fast ausschließlich auf<br />

Palmöl. In beiden Segmenten gehen Industrie, Regierung und Forschungs<strong>in</strong>stitute perspektivisch<br />

von steigenden Exportanteilen aus.<br />

Schwerste Menschenrechtsverletzungen gehören sowohl zum Produktionssystem der<br />

Ölpalmen als auch dem des Zuckerrohrs. Sie fi nden über die gesamte Wertschöpfungskette<br />

statt – von der Aneignung des Landes, über den Anbau der Rohstoffe, bis zu ihrer<br />

Verarbeitung. Dabei wird die Gewalt gezielt e<strong>in</strong>gesetzt, um an Landbesitz für agro<strong>in</strong>dustrielle<br />

Zwecke zu kommen, die Rückkehr von Vertriebenen zu verh<strong>in</strong>dern, den Widerstand<br />

von Arbeitern und Gewerkschaften zu unterdrücken und die strafrechtliche Verfolgung<br />

dieser Verbrechen zu torpedieren.<br />

Das Agrokraftstoffprogramm erweist sich als zusätzliche Triebkraft für gewaltsame Vertreibungen<br />

und illegale Landnahmen durch Paramilitärs und die mit ihnen kooperierenden<br />

Plantagenbetreiber. Im Rahmen ihres Demobilisierungsprogramms unterstützt die<br />

Regierung die E<strong>in</strong>gliederung von Paramilitärs <strong>in</strong> Produktivprojekte wie Palmplantagen.<br />

Diese werden jedoch häufi g auf geraubtem Land angesiedelt. Kommandanten der Paramilitärs<br />

verwandelten sich im Zuge der Demobilisierung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e neue Generation von<br />

Großgrundbesitzern. Viele der verme<strong>in</strong>tlich demobilisierten Paramilitärs haben sich wiederbewaffnet.<br />

Daneben ermöglichte es die kolumbianische Regierung den Palmunternehmen, mittels<br />

„strategischer Allianzen“ Plantagen <strong>in</strong> den Kollektivterritorien afrokolumbianischer Geme<strong>in</strong>den<br />

anzulegen, was zu erheblichen Konfl ikten führt. Auch unterm<strong>in</strong>iert die Expan-<br />

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