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Agroenergie in Lateinamerika - FDCL

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Kolumbien: Die Folgen der Agrokraftstoffproduktion<br />

Über die Größe der illegal angeeigneten Grundstücke existieren verschiedene Abschätzungen.<br />

Diese reichen von 2,6 bis 6,8 Millionen Hektar. Nach Angaben der Kolumbianischen<br />

Juristenkommission CCJ (Comisión Colombiana de Juristas) gaben die Paramilitärs<br />

bis Dezember 2007 jedoch nur 4.754 Hektar zurück. 207 Die illegale Aneignung wird<br />

dadurch erleichtert, dass 85 Prozent der kolumbianischen Landbevölkerung über ke<strong>in</strong>e<br />

sicheren Besitztitel verfügt. 208<br />

Im Rahmen des Demobilisierungsprogramms unterstützt die Regierung die Gründung<br />

agro<strong>in</strong>dustrieller Unternehmen, die neben Ölpalmen vor allem Kakao, Holz und Kautschuk<br />

produzieren und der Wiedere<strong>in</strong>gliederung von Paramilitärs dienen sollen. Als Zeichen<br />

der „Versöhnung“ sollen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen dieser Unternehmen Vertriebene und Campes<strong>in</strong>os<br />

mit demobilisierten Paramilitärs zusammenarbeiten. In manchen Fällen sehen sich<br />

Campes<strong>in</strong>os als Lohnabhängige auf Land wieder, das ihnen von Paramilitärs geraubt<br />

wurde, mit denen sie nun kooperieren müssen. E<strong>in</strong> großer Teil der geraubten Grundstücke<br />

verblieb dabei <strong>in</strong> den Händen von AUC-Kommandanten, die sich im Zuge der Demobilisierung<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e neue Generation von Großgrundbesitzern verwandelten.<br />

Menschenrechtsorganisationen kritisieren, dass die Produktivprojekte zur F<strong>in</strong>anzierung<br />

der ehemaligen AUC-Kämpfer deren „Permanenz und wirtschaftliche Macht garantieren“.<br />

209 Die <strong>in</strong>terkonfessionelle Kommission Justicia y Paz spricht von e<strong>in</strong>er förmlichen<br />

„Remobilisierung“ der Paramilitärs <strong>in</strong> den Ölpalmkomplexen des Landes. Sie verweist<br />

dabei auf Aussagen von AUC-Kommandanten, die e<strong>in</strong>räumen, <strong>in</strong> verschiedenen Regionen<br />

Kolumbiens Ölpalmplantagen zu entwickeln und dabei auch Drogengelder <strong>in</strong> die reguläre<br />

Ökonomie e<strong>in</strong>zuspeisen. 210<br />

Palmplantagen <strong>in</strong> afrokolumbianischen Kollektivterritorien<br />

Neben der gewaltsamen Aneignung von Landtiteln versuchen Ölpalmunternehmen, mit<br />

staatlicher Unterstützung Plantagen <strong>in</strong> Gebieten zu legalisieren, <strong>in</strong> denen afrokolumbianische<br />

und <strong>in</strong>digene Geme<strong>in</strong>den über kollektive Landtitel verfügen. Das Gesetz 70 aus<br />

dem Jahr 1993 gewährt den afrokolumbianischen Geme<strong>in</strong>den die Möglichkeit der Anerkennung<br />

kollektiver Landrechte für Land, das sie traditionell nutzen. Seit dem Jahr 2000<br />

hat das staatliche Land<strong>in</strong>stitut INCODER (Instituto Colombiano de Desarrollo Rural) den<br />

afrokolumbianischen Geme<strong>in</strong>den mehr als 4 Millionen Hektar zugesprochen. 211<br />

Indes schuf die kolumbianische Regierung mit dem Konzept der „strategischen Allianzen“<br />

e<strong>in</strong>e Möglichkeit, dennoch Palmplantagen <strong>in</strong> den afrokolumbianischen Territorien<br />

anzulegen. Hierzu müssen die Unternehmen mit anerkannten rechtlichen Vertretern der<br />

Geme<strong>in</strong>den Verhandlungen aufnehmen. Nach dem Modell der strategischen Allianzen<br />

207<br />

Comisión Colombiana de Juristas, 2008: Aprobada ley que legaliza la usurpación armada de<br />

tierras. Boletín No. 26: Serie sobre los derechos de los víctimas y la aplicación de la ley 975,<br />

Bogotá, 13.3.2008.<br />

208<br />

Grupo Semillas, 2007, FN 186, S. 63.<br />

209 M<strong>in</strong>gorance, 2006, FN 205, S. 39.<br />

210 Justicia y Paz, 2005, FN 199, S. 112f. und S. 143.<br />

211 IDMC, 2007: Resist<strong>in</strong>g displacements by combatants and developers: Humanitarian Zones<br />

<strong>in</strong> north-west Colombia. Internal Displacement Monitor<strong>in</strong>g Centre, November 2007.<br />

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