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VERTRIEB & VERKAUF _ Roundtable<br />
»Wenig Ahnung vom Verkauf«<br />
Die Auswirkungen von Social Media für <strong>de</strong>n Vertrieb wer<strong>de</strong>n völlig überschätzt. Zu<strong>de</strong>m hat<br />
das Marketing wenig Ahnung vom Verkauf. Das sagen Vertriebsleiter und Unternehmensberater<br />
beim acquisa-Roundtable im Rahmen <strong>de</strong>s Marketing & Innovation Forums Europe.<br />
Mo<strong>de</strong>ration _ Klaus Dietzel<br />
acquisa: Deutschland erlebt zurzeit<br />
sein zweites Wirtschaftswun<strong>de</strong>r. Das<br />
ist in erster Linie ja wohl auch eine Anerkennung<br />
<strong>de</strong>r Vertriebsleistung. Geht<br />
das nun so weiter?<br />
Andreas Buhr: Schön wärs. Aber nichts<br />
ist erfolgreicher als Erfolg und nichts<br />
ist trügerischer als Erfolg. Die Gefahr<br />
für Deutschlands Unternehmen besteht<br />
aktuel darin, dass sie sich im <strong>de</strong>rzeitigen<br />
Boom zu sehr feiern. Doch sie sollten genau<br />
das Gegenteil tun, in<strong>de</strong>m sie ihre Portfolios<br />
auf <strong>de</strong>n Prüfstand stellen und sich<br />
gegebenenfalls bewusst von Dingen trennen,<br />
sich neu fokussieren. Dazu bedarf es<br />
je<strong>de</strong>r Menge Mut, <strong>de</strong>r am En<strong>de</strong> aber auch<br />
belohnt wird. Das gilt im Übrigen auch<br />
für die Weiterbildung im Vertrieb. Wer<br />
aufhört, zu trainieren, hört auf, besser<br />
zu wer<strong>de</strong>n, und wird morgen in diesen<br />
Märkten nicht mehr dabei sein.<br />
Boris Thomas: Mein Eindruck ist, dass<br />
die meisten Unternehmen in Deutschland<br />
vergessen haben, was Verkaufen<br />
eigentlich be<strong>de</strong>utet. Und nach über 25<br />
Jahren als Verkaufsleiter im Vertrieb<br />
kann ich aus eigener Erfahrung sagen,<br />
dass sich in vielen Firmen das Management<br />
zu oft nur um Imagekampagnen<br />
kümmert, anstatt darüber nachzu<strong>de</strong>nken,<br />
was wirklich Umsatz ins Unternehmen<br />
bringt. Dies ist umso sträflicher,<br />
als die nächste Krise vielleicht schneller<br />
kommen wird, als wir alle vermuten.<br />
Es wäre ökonomisch unlogisch, wenn<br />
die Wirtschaft so positiv weiterlaufen<br />
wür<strong>de</strong>. Ich bin mir ziemlich sicher, dass<br />
wir im Jahr 2012, spätestens 2013, wenn<br />
die Rettungsschirme auslaufen, weltweit<br />
ein ziemliches Desaster erleben wer<strong>de</strong>n.<br />
Deutschland als Exportweltmeister wird<br />
es dann zerbröseln. Darauf sollte man<br />
sich als Unternehmen schon heute einstellen.<br />
Die <strong>de</strong>utsche Sprache hat dafür<br />
das schöne Wort »notwendig« hervorgebracht.<br />
Die Not wen<strong>de</strong>t es. Kluge Unternehmen<br />
han<strong>de</strong>ln bereits im Voraus,<br />
sodass die Not erst gar nicht entsteht.<br />
acquisa: Und wie?<br />
Thomas: Man stellt sich am besten darauf<br />
ein, in<strong>de</strong>m man über <strong>de</strong>n Verkauf<br />
nach<strong>de</strong>nkt. Und zwar so, dass dieser<br />
gestärkt wird. Aber: Gute Zeiten führen<br />
lei<strong>de</strong>r immer dazu, dass sich Führungskräfte<br />
in <strong>de</strong>n Unternehmen an ihren<br />
Marktfantasien und <strong>de</strong>n daraus abgeleiteten<br />
Imagekampagnen ergötzen – weil<br />
ja alles so gut läuft. Es kann nicht scha<strong>de</strong>n,<br />
wenn die Führungskräfte mal wie<strong>de</strong>r<br />
selbst zum Kun<strong>de</strong>n gehen und live<br />
miterleben, was es in <strong>de</strong>r heutigen Zeit<br />
eigentlich heißt, die eigenen Produkte<br />
zu verkaufen. Meist sind es nämlich<br />
die schwachen Führungskräfte, die als<br />
Erste nach Promotions, Incentives und<br />
an<strong>de</strong>ren Ersatzbefriedigungen schreien,<br />
anstatt selbst mal in <strong>de</strong>n Verkauf zu<br />
gehen. Auch in <strong>de</strong>n Führungsetagen im<br />
Vertrieb hat sich in <strong>de</strong>n vergangenen<br />
Jahren eine Sesselpupsermentalität<br />
herausgebil<strong>de</strong>t. So wird man die nächste<br />
Krise nicht meistern.<br />
Jean-Pierre Filippini: Ich bin nicht ganz<br />
so pessimistisch, was die konjunkturelle<br />
Entwicklung <strong>de</strong>r Weltwirtschaft<br />
und <strong>de</strong>rjenigen in Deutschland angeht.<br />
Für mich ist dies auch nicht so ent-<br />
50 www.acquisa.<strong>de</strong> 03/2011<br />
Fotos: Alexan<strong>de</strong>r von Spreti