Domschule - Der Kessener

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Würzburg Die Familie darf nichts erfahren Aids-Wohngruppe vor zwanzig Jahren gegründet Otto (Namen geändert) ist 57 Jahre alt und eigentlich gelernter Metzger. Doch gearbeitet hat er als Schausteller. Otto ist geschieden und hat eine 19-Jährige Tochter, die er – obwohl sie in der gleichen Stadt lebt wie er – nur zufällig trifft. Otto ist arbeitslos, hatte lange Zeit Alkoholprobleme und lebt in einer Wohngruppe der Caritas. Zu seiner Mutter und einer Schwester hat er Kontakt, zu seiner Ex-Frau nicht. Ein normales Rand- Schicksal? Bei Otto kommt noch etwas hinzu: er ist HIV-positiv. Seit elf Jahren weiß er es. Seine Mutter und seine Schwester, die ihn in seinem neuen Zuhause schon besucht haben, wissen es nicht. Ob seine Tochter und Ex-Frau es wissen – da ist er sich nicht so sicher. Gesagt hat er es ihnen nicht. Gemerkt hat er es selbst lange Zeit nicht. 1999 war es, als er sich immer schwächer fühlte. Bei der Untersuchung kam es dann heraus. „Bis dahin hatte ich mich noch nie mit Aids beschäftigt“, sagt Otto. Er müsse das Virus schon viele Jahre mit sich herumgetragen haben, waren sich die Ärzte sicher. Wo er sich infiziert hat? Otto weiß es nicht. Doch als Schausteller sei er immer viel herumgekommen. „Andere Städtchen – andere Mädchen“. Otto muss weinen bei dem Gespräch. Anfangs hatte er versucht, allein zurecht zu kommen. Dann plagte ihn eine Lungenentzündung. Otto erkannte, dass er dauerhaft Betreuung brauchte und bekam einen Platz in der Aids-Wohngruppe der Caritas in Würzburg. „Die neue Gemeinschaft war am Anfang schwer“, sagt er. Doch es fehlt ihm an nichts. Er hat ein sauberes Ein- 18 Der Kessener 5/2010 zelzimmer, dass er sich selbst gestalten kann, regelmäßiges Essen, eine Gemeinschaft, Betreuung und inzwischen auch Freunde. Die Sozialpädagogin Heidi Brand arbeitet seit zwölf Jahren in der Wohngruppe. Von den sechs regulären Plätzen sind fünf besetzt. Eine Bewohnerin ist vor kurzem gestorben. Todesfälle gab es früher hier öfter, sagt Heidi Brand, doch die Verbesserung der Medikation gibt Aids-Patienten heute mehr Chancen. Jetzt stirbt vielleicht alle zwei Jahre ein Bewohner, doch bestimmt die Hälfte der Bewohner tauscht die Wohngruppe wieder gegen ein selbständiges Leben ein. „Es ist unser oberstes Ziel, die Bewohner wieder in die Selbständigkeit zu entlassen“, sagt Brand. Unterstützt wird sie von vier Kolleginnen in Teilzeit. Am 12. November feierten sie, die Wohngruppe wurde zwanzig Jahre alt. Um 14.00 Uhr gab es einen Gottesdienst in der Augstinerkirche unter dem Motto: „Voll das Leben“. L.H. / B.K. www.caritas-wuerzburg.de www..aidsberatung-unterfranken.de Die Wohngruppe ist mein Zuhause Oberbürgermeister gratuliert Aids- Wohngruppe zum Jubiläum „Für mich ist die Wohngruppe mein Zuhause“, sagt einer der Bewohner. Die anderen nicken zustimmend. In der Öffentlichkeit wollen alle unerkannt bleiben, zu groß ist selbst nach über 30 Jahren Aidsgeschichte die Angst vor Stigmatisierung. Daher freuen sie sich sehr über den Besuch des Oberbürgermeisters und des Caritasvorsitzenden, die ihnen gegenüber keine Berührungsängste zeigen. Zu den beiden Herren hin getraut hätten sich die Bewohner sonst nicht. Einige der Menschen, die hier leben, tragen das Virus teilweise schon über zwanzig Jahren in sich. Viele von ihnen wussten lange nichts von der Gefahr, die ihn ihnen schlummerte. Die endgültige Diagnose war daher jedesmal ein heftiger Schock. Den Kontakt zu alten Freunden, Kollegen und selbst ihren Familien haben sie oft abgebrochen. Ca. sechzig Personen haben bisher in der Wohngruppe gelebt, erklärt Michael Koch, Leiter der Aidsberatung, den Gästen. In einem Haus des Diözesan- Caritasverbandes befindet sich die Wohngruppe an ihrem dritten Standort, Vorläufer hatte es in den 80er Jahren in der Sanderau gegeben. Die Verweildauer der Bewohner liegt zwischen wenigen Monaten und vielen Jahren. „Es ist unser oberstes Ziel, die Bewohner wieder in die Selbständigkeit zu entlassen“, sagt Sozialpädagogin Heidi Brand, die seit zwölf Jahren hier arbeitet. Nicht immer wurde dieses Ziel erreicht, 36 Bewohner sind im Laufe der Jahre gestorben. Doch die Todesfälle werden seltener, jetzt stirbt vielleicht alle zwei Jahre ein Bewohner. L.H. / B.K. www.caritas-wuerzburg.de
WORKSHOPS IM TANZRAUM Für die alljährliche Wintertanzwoche zwischen den Jahren ist es Lisa Kuttner gelungen, Dominik Blank zu gewinnen. Lisa kennt Dominik aus der Zeit, als sie noch am Sieboldgymnasium bei der Schultanztheatergruppe „Siebold Expressive Movement“ mitwirkte. Nach dem Abitur im Sommer 2002 begann Dominik Blank sein Tanzstudium an der renommierten Folkwang Hochschule in Essen. Zwei Jahre später wechselte er an die Rotterdamer Tanzakademie Codarts, wo er im Sommer 2009 sein Diplom erhielt. Bereits zu Hochschulzeiten konnte er professionelle Erfahrungen als Tänzer sammeln. Jetzt ist er als „freelanced dancer“ für Tanzprojekte in den Niederlanden, Belgien und Deutschland engagiert. Bereits während seines Studiums kehrte er regelmäßig in seine Heimatstadt zurück, um für die Schultanzgruppe S.E.M. und später für die Gruppe „Andraladanza“ unter der Leitung von Andrea Preger zu choreographieren. Im TANZRAUM wird er jetzt zum ersten Mal einen Workshop „Zeitgenössischer Tanz“ anbieten. Nach einem Techniktraining stehen neben der Einstudierung einer Kombination, Improvisation und Komposition auf dem Programm. „Einen ehemaligen Schüler von mir jetzt als Tänzer und Workshopleiter zu engagieren, ist für mich eine ganz besondere Freude.“ sagt Lisa Kuttner Die Wintertanzwoche findet vom 27. – 30. Dezember täglich von 9:30 – 12:00 Uhr statt. Anmeldungen sollten bis eine Woche vorher schriftlich oder telefonisch im TANZRAUM eingehen. Im neuen Jahr geht es gleich mit einem sehr spannenden Zusatzangebot weiter: Gitta Barthel kommt wieder nach Würzburg mit einem inspirierenden Angebot im Gepäck. In ihrem Wochenendworkshop am 29./30. Januar 2011 wird sie uns das Wechselspiel von Wahrnehmung und Tanz näher bringen. Gitta Barthel, Tänzerin, Choreographin und Tanzpädagogin, lernte Lisa Kuttner vor vielen Jahren in Berlin bei einer Tanztheaterfortbildung kennen. Ihre Art zu tanzen und zu unterrichten, begeisterte Lisa und lud sie nach Würzburg ein. Seither kommt sie einmal im Jahr und hat inzwischen einen richtigen Fanclub. Noch sind ein paar Plätze frei… An einem Samstag im Februar sind Bewegungsforscherinnen und -forscher eingeladen, alte Bewegungsmuster, die uns zu sehr anstrengen, aufzulösen und sich neue, bisher ungeahnte Möglichkeiten zu erschließen. Gisela Schreiber wird in Feldenkraislektionen Bewegungsrätsel stellen. Jede Bewegung wird häufig wiederholt und erforscht, bis sie schließlich vertraut wird, so dass ein Spiel mit der neuen Version entstehen kann. Diese neu entdeckten Bewegungsmöglichkeiten werden beim Tanzen mit Lisa Kuttner angewendet. So geht die Forschungsreise weiter zu bekanntem Tanzvokabular und zu selbst erfundenen Tanzbewegungen mit dem Augenmerk auf die Frage: wie kann ich es mir leichter machen? Weitere Informationen telefonisch unter der Nummer 0931-8047450. Falls Sie den Tanzraum nicht persönlich erreichen, sprechen Sie eine Nachricht auf Band, man ruft Sie gerne zurück. www.tanzraum.li Würzburg Wechselspiel von Wahrnehmung und Tanz mit Gitta Barthel Die Interaktion von Bewegung und Wahrnehmung eröffnet eine Vielfalt an Erfahrungsaspekten: was fühlen, hören, sehen wir während wir uns bewegen? Wie verändern Raumstrukturen, Dynamik oder ein Partner unser Körperempfinden? Wie hilft der kinästhetische Sinn beim bewussten Gestalten von Bewegung? Und welche Rolle spielt der Geist dabei? Was denken wir beim Tanzen einer Choreographie? Vielfältige Spiele zur Wahrnehmungslenkung können an diesem Wochenende erprobt werden. Gitta Barthel: Tänzerin, Choreographin und Tanzpädagogin Tanzausbildung an der Folkwangschule in Essen, Tätigkeit als Tänzerin, Choreographin und Pädagogin: Engagements u.a. als Gast bei Pina Bausch, mehrere Jahre in Paris, am Bremer Theater bei Susanne Linke, Kreation von Solo- und Gruppenstücken, Lehrtätigkeit in den Bereichen Tanztheater, zeitgenössischer Tanz und Aikitaiso u.a. an der Universität Bremen und an der Universität Hamburg im M.A.-Studiengang „Performance Studies“. Termin: 29./30.1. 2011 Zeiten: Samstag 12:00 - 17:00 Uhr Sonntag 10:00 - 15:00 Uhr Kosten: € 110.- bei Anmeldung bis zum 18.12. €100.- Lisa Kuttner Schießhausstraße 19 97072 Würzburg Tel. 09 31.8 04 74 50 contact@tanzraum.li www.tanzraum.li Der Kessener 5/2010 19
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