GUV-I 8628 - Psychische Belastungen am Arbeits- und - ErgonAssist
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<strong>Psychische</strong> Ermüdung, Monotonie, herabgesetzte Vigilanz <strong>und</strong> psychische Sättigung Kapitel 4.1<br />
hier vor allem die in Teil 2 der Norm beschriebenen Gestaltungsgr<strong>und</strong>sätze für<br />
<strong>Arbeits</strong>plätze eine Rolle. Hier wurde ein erhebliches Fachwissen zus<strong>am</strong>mengetragen,<br />
das bei der ergonomischen Gestaltung von <strong>Arbeits</strong>plätzen – insbesondere zur<br />
Überwachung großtechnischer Anlagen – dienlich sein kann, um die genannten<br />
<strong>Belastungen</strong> zu vermeiden. Die Definitionen <strong>und</strong> Gestaltungsgr<strong>und</strong>sätze waren<br />
eine fachliche Gr<strong>und</strong>lage bei der Formulierung dieses Kapitels.<br />
4.1.3 <strong>Psychische</strong> Ermüdung<br />
4.1.3.1 Was ist psychische Ermüdung?<br />
<strong>Psychische</strong> Ermüdung ist definiert als „eine vorübergehende Beeinträchtigung der<br />
psychischen <strong>und</strong> körperlichen Funktionstüchtigkeit, die von Intensität, Dauer <strong>und</strong><br />
Verlauf der vorangegangenen psychischen Beanspruchung abhängt. Erholung von<br />
psychischer Ermüdung kann besser durch eine zeitliche Unterbrechung der Tätigkeit<br />
statt durch deren Änderung erzielt werden.“<br />
<strong>Psychische</strong> Ermüdung hat immer den gleichen Ablauf: Zuerst kommt es zu partiellen<br />
Ermüdungserscheinungen (leichte Störungen in stark belasteten Bereichen),<br />
die durch motivationale Aktivierung teilweise kompensiert werden können – mit der<br />
Folge erheblicher Leistungsschwankungen. Hieran schließt sich ein Zustand der Allgemeinermüdung<br />
mit dem Absinken aller Bereiche der Leistungsfähigkeit an. Diese<br />
kann nur noch durch Schlaf wiedergewonnen werden. Unterbleibt dieser, kommt es<br />
innerhalb weniger St<strong>und</strong>en zu einer Desorganisation des Organismus mit dem Auftreten<br />
von Funktionsstörungen <strong>und</strong> Halluzinationen.<br />
Für die <strong>Arbeits</strong>sicherheit relevant sind die Beeinträchtigungen verschiedener Funktionen<br />
wie Wahrnehmung, Denken, Motorik <strong>und</strong> Konzentration – auch schon in<br />
einem frühen Stadium der psychischen Ermüdung:<br />
■ Wahrnehmung: Wahrnehmungsumfang (z.B. „Röhrenblick“) <strong>und</strong> -genauigkeit<br />
sinken stark ab, später häufen sich Fehlinterpretationen <strong>und</strong> Missdeutungen der<br />
wahrgenommenen Wahrnehmungsinhalte. Weiterhin führt Ermüdung zu einem<br />
Rückfall in alte Wahrnehmungsgewohnheiten (z.B. wurden in Flugzeugen<br />
Höhenmesser ausgetauscht – bei Müdigkeit lasen die Piloten die Höhe wie auf<br />
den alten Instrumenten ab).<br />
■ Motorik: Ermüdung führt zu längeren Reaktionszeiten <strong>und</strong> langs<strong>am</strong>eren Zielbewegungen,<br />
zu schlechteren Lenk- <strong>und</strong> Bremsbewegungen. Bei stärkerer Ermüdung<br />
treten auch Rückfälle in alte motorische Gewohnheiten auf, bei höchsten<br />
psychischen Langzeitbeanspruchungen kann es sogar zu einem Zerfall der Koordinationsleistung<br />
(gewohnheitsmäßiges, hochautomatisiertes Zus<strong>am</strong>menspiel<br />
z.B. von Auge <strong>und</strong> Hand) kommen.<br />
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