GUV-I 8628 - Psychische Belastungen am Arbeits- und - ErgonAssist
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Kapitel 4.4 Sucht<br />
der Akzeptanz von medizinisch verordneten Medik<strong>am</strong>enten. Zudem werden Beruhigungsmittel<br />
(Tranquilizer) häufiger in niedrigen sozio-ökonomischen Schichten <strong>und</strong><br />
von Frauen über dem 40. Lebensjahr eingenommen. Die Mittelschicht sucht bei<br />
psychologischen Problemen stattdessen eher therapeutische Hilfe.<br />
4.4.4 Wie oft <strong>und</strong> bei wem entsteht Sucht? Welche Folgen können<br />
durch Sucht entstehen?<br />
4.4.4.1 Alkohol<br />
Der Fachverband Sucht e.V. (1998) geht davon aus, dass es in Deutschland etwa<br />
1,7 Millionen Alkoholabhängige <strong>und</strong> ca. 2,7 Millionen Alkoholmissbraucher gibt. Auf<br />
einen riskanten Konsum wird auf Gr<strong>und</strong> von Repräsentativerhebungen in der Altersklasse<br />
der 18- bis 59-Jährigen von etwa 7,8 Millionen Menschen in Deutschland ausgegangen<br />
(B<strong>und</strong>esministerium für Ges<strong>und</strong>heit, 2000), dies sind etwa 16% der<br />
Bevölkerung. Das Erkrankungsalter von Alkoholkranken liegt in der Mehrzahl zwischen<br />
20 <strong>und</strong> 30 Jahren, wohingegen neuerdings auch ältere Menschen erkranken.<br />
Betrachtet man die Mortalität, so gehen die Zahlen des B<strong>und</strong>esministeriums für<br />
Ges<strong>und</strong>heit (2000) davon aus, dass jährlich der Tod von ca. 42.000 Personen direkt<br />
(durch Missbrauch) oder indirekt (durch alkoholisierte Unfallverursacher) mit Alkohol<br />
in Verbindung steht. Hierdurch entstehen zusätzlich etwa 7 Mrd. Euro volkswirtschaftlichen<br />
Schadens. Insges<strong>am</strong>t wurden in 2001 etwa 10,5 Liter reinen Alkohols<br />
pro Einwohner konsumiert.<br />
Zu beobachten sind bei Alkoholabhängigen Veränderungen auf unterschiedlichen<br />
Ebenen. Im Verhalten wird ein Konsum beobachtbar, der sowohl medizinische Empfehlungen<br />
bzw. Grenzwerte überschreitet, wie auch die Trinkzeitpunkte auffällig<br />
macht. Soziokulturell werden ebenfalls Regeln verletzt: morgendliches Trinken,<br />
Trinken während der <strong>Arbeits</strong>zeit, Exzesstrinken oder die ges<strong>am</strong>te Trinkmenge im<br />
Verlauf von 24 St<strong>und</strong>en.<br />
Zusätzlich beobachtbar sind eine Einengung der Interessen, d.h. der Aktivitäten der<br />
betroffenen Person, der Abbau von Sozialkontakten mit zunehmender Monotonie<br />
der Lebensgestaltung, unterbrochen durch Trinkexzesse. Alkohol wird zunehmend<br />
als einziges oder ausschließliches Mittel zum Erreichen von Wohlbefinden erlebt.<br />
Biologisch beobachtbar wird eine Toleranzentwicklung gegenüber Alkohol <strong>und</strong> das<br />
Auftreten von Entzugserscheinungen bei Abstinenz.<br />
Alkohol wirkt in geringer Menge stimmungssteigernd, anregend, hilft Ängste <strong>und</strong><br />
Hemmungen abzubauen <strong>und</strong> fördert die Kommunikations- <strong>und</strong> Kontaktbereitschaft.<br />
Die Konzentrations- <strong>und</strong> Reaktionsfähigkeit werden beeinträchtigt, die Wahrnehmung<br />
<strong>und</strong> Urteilskraft negativ beeinflusst. Bei längerem Konsum kommt es in fast<br />
<strong>Psychische</strong> <strong>Belastungen</strong> <strong>am</strong> <strong>Arbeits</strong>- <strong>und</strong> Ausbildungsplatz 79