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hohenzollerische heimat w 3828 fx - Hohenzollerischer ...

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der nächsten Umgebung herrschte bezüglich der Frömmigkeitsideale<br />

in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts<br />

eine moderne Richtung vor. Daß sich die einen den Dominikanern,<br />

die anderen den Franziskanern zuwandten,<br />

mag einmal in der größeren Betonung des franziskanischen<br />

Armutsideals beim anderen in der Anhänglichkeit<br />

an den eher streitbaren Einsatz für die Kirche zu sehen<br />

sein, den der heilige Dominikus forderte. Im übrigen unterschieden<br />

sich die Terzianerinnen oder Drittorden für<br />

Frauen der Franziskaner und der Dominikaner nicht<br />

sehr wesentlich.<br />

Das Klosterschicksal von Hedingen nahm jedoch später<br />

eine andere Wendung als das von Gorheim. Denn wegen<br />

allzu großer Mißstände wurde das Hedinger Kloster<br />

schon 1597 aufgehoben, die Nonnen überwies man in das<br />

Kloster Inzigkofen. Später wagten Franziskaner in Hedingen<br />

eine Neugründung, doch der Niedergang der Dominikanerinnen<br />

wie der Neubeginn liegen bereits weit<br />

außerhalb des hier zu behandelnden Zeitraums.<br />

Die Klöster bei der Stadt bzw. seit der wohl im<br />

14. Jahrhundert erfolgten Aufgabe der Eigenständigkeit<br />

von Gorheim, Brenzkofen und Hedingen in der Stadt<br />

boten der Bürgerschaft in mehrfacher Hinsicht Gelegenheit<br />

zur Aufnahme von Beziehungen. Als erstes ist an die<br />

religiösen Beziehungen zu denken. Hier in die Klöster<br />

konnten Frauen und Mädchen eintreten, die sich einem<br />

klösterlichen Leben widmen wollten oder von ihren Eltern<br />

dazu bestimmt worden waren. Die im Zusammenhang<br />

mit den Stiftungen von 1347 genannten Gorheimer<br />

Klausnerinnen waren nicht von ungefähr Töchter eines<br />

ortsansässigen Müllers und des Sigmaringer Benz, des<br />

Waibels.<br />

So wie 1347 begegnen immer wieder Gorheimer und Sigmaringer<br />

Bürgerstöchter als Klausnerinnen in Gorheim.<br />

Eng verknüpft mit der Möglichkeit des Klostereintritts<br />

ist als zweite Beziehung zwischen Stadtbürgern und Klöstern<br />

diejenige der frommen Stiftung für die Ordensniederlassungen.<br />

Denn nicht selten vermachten Familien,<br />

deren Angehörige dort lebten, dem Kloster Liegenschaften,<br />

teils als Aussteuer, teils als Erbe der jeweiligen Klosterfrau.<br />

Bei Gorheim haben wir in der Urkunde von<br />

1347, die der Müller und der Waibel Benz ausstellten,<br />

schon ein diesbezügliches Beispiel kennen gelernt.<br />

Neben der Zuwendung für eine eigene Angehörige konnten<br />

aber auch den Klöstern Stiftungen zum Seelenheil<br />

der Spender, deren Vorfahren und Nachkommen gemacht<br />

werden.<br />

Ein einziges Beispiel mag genügen. Nach einer Urkunde<br />

vom 2. Januar 1449 5 vermachte Katharina Walz, die<br />

Witwe eines Mannes namens Locher, dem Konvent von<br />

Gorheim all ihr liegendes und fahrendes Gut. Zweck der<br />

Zuwendung sollte nach dem Wortlaut der Urkunde sein,<br />

daß die Klosterfrauen Gott und seine Mutter besser lobten<br />

und für die Seele der Witwe wie für alle Gläubigen<br />

beteten. Wie bei den vielen Jahrtagsstiftungen ging es<br />

also darum, durch materielle Zuwendung das fürbittende<br />

Gebet oder Eucharistiefeiern zu erwirken.<br />

Außer Klöstern erhielten Pfarreien, Kaplaneien oder einzelne<br />

Altarpfründen in Pfarrkirchen oder Kapellen derartige<br />

Stiftungen unter gleichfalls vereinbarten Auflagen,<br />

etwa der Feier eines Jahrtages mit Messen und Vigilien,<br />

wie es sich 1474 der Priester Werner Knapp gegenüber<br />

der Frühmeßpfründe in der Sigmaringer Kapelle<br />

ausbedungen hatte 6 .<br />

Die Schenkungen waren für Klöster und sonstige kirchliche<br />

Vermögensträger nur eine von mehreren Möglichkeiten,<br />

zu Besitz zu gelangen. Daneben stand die kaufsweise<br />

Erwerbung von Gütern. 1349 kaufte etwa die Kirchenfabrik<br />

der Kapelle zum heiligen Michael in Gorheim<br />

von Adelheid der Bernhartin, Bernharts Tochter aus Bingen,<br />

die Bürgerin von Sigmaringen war, eine Wiese unter<br />

dem Berg zu Gorheim 7 . Unter dem Begriff Kirchenfabrik<br />

versteht man das Vermögen, das für kirchliche Gebäude<br />

und anderen Bedarf an Dingen des kirchlichen<br />

Kultus wie Meßgewänder oder Hostien bestimmt ist. Die<br />

Kirchenfabrik war wie die zum Unterhalt von Geistlichen<br />

bestimmten Pfründen rechtsfähig, so daß sie Erwerbungen<br />

und Veräußerungen vornehmen konnte. Das<br />

Kloster Gorheim erwarb z. B. käuflich 1378 eine Wiese,<br />

die zuvor der Laizer Kirchenfabrik gehört hatte 8 . Weshalb<br />

zu dieser Transaktion unter zwei geistlichen Instituten<br />

die Bewilligung von Schultheiß und Rat der Stadt<br />

Sigmaringen erforderlich war, der nach dem Wortlaut<br />

der Urkunde erteilt wurde, ist unklar. Der Umstand<br />

zeigt immerhin, daß die Stadtverwaltung schon damals<br />

einen gewissen Einfluß in der Umgebung besaß. Wie es<br />

übrigens auch die beiden Sigmaringer Bürger Hans<br />

Stuffli und Frischhans waren, die als Pfleger der Kirchenfabrik<br />

Unserer Lieben Frau den Verkauf machten<br />

und nicht Bewohner von Laiz.<br />

Ein vielleicht merkwürdiges Kaufgeschäft vollzog 1478<br />

Meister Heinrich Schmid von Sigmaringen 9 . Er kaufte<br />

der Priorin und dem Konvent des Klosters Hedingen für<br />

12 Pfund Heller einen Hanfgarten an der Halde in Gorheim<br />

mit allem Zubehör ab. In der Nachbarschaft lag<br />

noch ein Garten von ihm. Dies erfährt man, weil zur<br />

örtlichen Fixierung in der damaligen Zeit, als es noch<br />

keine katastermäßige Einteilung mit Flurstücksnummern<br />

gab, zur lokalen Bestimmung die Nebenlieger der<br />

Grundstücke genannt wurden. Merkwürdigerweise verkaufte<br />

der gleiche Meister Heinrich Schmid wenige Monate<br />

später seinen Garten und seine Halde zu Gorheim<br />

für 16 Pfund Heller an das Kloster Gorheim.<br />

Als merkwürdig sind diese Geschäfte anzusehen, weil der<br />

Besitzwechsel der Wiese so rasch aufeinanderfolgte. Es<br />

bleibt unklar, ob hier ein Spekulationsgeschäft vorlag,<br />

weil der Wiederverkauf 4 Pfund Heller und damit Vs<br />

mehr einbrachte, ob es lediglich ein Mittelsmanngeschäft<br />

war, oder ob die Neuerwerbung erst durch die Vereinigung<br />

mit dem schon vorhandenen Garten des Meisters<br />

Schmid die Konventsfrauen zu Gorheim animierte, sich<br />

um den Kauf des Gartens zu bemühen.<br />

Wie so oft bei Fragen zur mittelalterlichen Geschichte<br />

müssen schlüssige Antworten aus Mangel an gesicherten<br />

Quellenzeugnissen unterbleiben. Festzuhalten aber dürfte<br />

sein, daß die geistlichen Institute in oder bei Sigmaringen<br />

eine wirtschaftliche Rolle zu spielen hatten, die sich<br />

auf die Stadt wie auf einzelne Bürger auswirkte. Dennoch<br />

beschränkte sich ein Kloster nicht auf die Stadt.<br />

Die Frauen von Hedingen hatten vielmehr nach einer<br />

Beschreibung von 1426 in Altensweiler bei Ursendorf in<br />

der Gemeinde Hohentengen zwei Höfe, ferner einen<br />

Weinberg in Sipplingen am Bodensee, eine Wiese oberhalb<br />

von Laiz an der Donau, einen Krautgarten am<br />

Schmidstor von Sigmaringen und schließlich ein halbes<br />

Haus in Sigmaringen bei der Stadtmauer nahe dem<br />

Mühltor 10 .<br />

Hatte Kloster Hedingen neben den innerörtlichen Liegenschaften<br />

Besitzschwerpunkte außerhalb der Stadt, so<br />

konzentrierten sich dagegen die Güter der ursprünglichen<br />

Frühmeß- und späteren Pfarrpfründe nach einer<br />

Beschreibung von 1497 hauptsächlich auf die Stadt samt<br />

Gorheim, Hedingen und Brenzkofen n . Immerhin besaß<br />

diese Pfründe einen Weinzins in Sipplingen. Möglicherweise<br />

war diese Kreditaufnahme durch Hedingen<br />

vermittelt worden, das ja auch in Sipplingen Rechte besaß.<br />

Um einen Kredit handelt es sich jedenfalls, was<br />

nicht als Ausnahme anzusehen ist. Denn die Klöster und<br />

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