hohenzollerische heimat w 3828 fx - Hohenzollerischer ...
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des Chores, sondern auch die Vielseitigkeit des musikalischen<br />
Leiters. So hat der Kirchenchor unter Ruoff zum<br />
ersten Mal sich mit vollem Erfolg an die Aufführung<br />
kirchenmusikalischer Chorwerke und Oratorien von<br />
Haydn und Händel gewagt. Es war eine große Enttäuschung<br />
für den Chor und die Pfarrgemeinde, daß<br />
H. Ruoff im Oktober 1903 sein Amt niederlegte, um einen<br />
neuen Wirkungskreis in München zu übernehmen.<br />
Ruoffs Nachfolger, Josef Keinradl, war als Chordirektor<br />
nur vom 1. Januar 1904 bis Ende Juli 1904 im Amt.<br />
Unter ihm wurde erstmals bei der Auferstehungsfeier an<br />
Stelle des bis dahin üblichen „Halleluja" von Händel<br />
das Chorwerk „Attollite portas" von Ett, das dann<br />
Jahrzehnte lang seinen Platz in der Osterliturgie behauptete,<br />
zur Aufführung gebracht.<br />
Nachfolger von Keinradl war Domorganist Richard<br />
Hoff aus Fünfkirchen (Ungarn), geboren am 10. Mai<br />
1875 in der Nähe von Mönchen-Gladbach (Niederrhein),<br />
und zwar ab 15. September 1904. Richard Hoff hat als<br />
Chordirektor und als Musikdirektor dank seiner hohen<br />
musikalischen Begabung und seiner virtuosen Beherrschung<br />
mehrerer Musikinstrumente bedeutungsvolles, hohes<br />
musikalisches Wirken entfaltet. Nach seiner Ausbildung<br />
in der Musik war er 4 1 /* Jahre als Organist an der<br />
Pfarrkirche in Mönchen-Gladbach tätig, um 1896 die<br />
Stelle des ersten Domorganisten in Fünfkirchen anzutreten.<br />
Ab 1904 war Hoff Chordirektor des Kirchenchores<br />
St. Johann. Neben der Leitung des Chores betätigte er<br />
sich mit größtem Erfolg als Leiter verschiedener musikalischer<br />
und gesanglicher Vereine und Vereinigungen -<br />
in einer betont musikfreundlichen und gesangsfreudigen<br />
Zeit. Ihm war die Goldene Medaille für Kunst und Wissenschaft<br />
verliehen worden. Es ist, wie bei seinen beiden<br />
Nachfolgern nicht möglich, auf die Aufführung bedeutender<br />
Chorwerke einzugehen. Richard Hoff ist mit hohem<br />
Rang in die Geschichte unseres Kirchenchores eingegangen.<br />
Er ist am 24. Oktober 1940 gestorben<br />
Ihm folgte Dr. Johannes Maier, geboren am 13. April<br />
1902 in Inneringen, Chordirektor an der Herz-Jesu-<br />
Pfarrei Regensburg. Auch Dr. Maier hat sich seinem<br />
Amt als Chordirektor mit ganzer Hingabe und hohem<br />
musikalischen Können gewidmet.<br />
Seine kirchenmusikalischen Aufführungen reihten sich<br />
würdig an die seines Vorgängers Hoff an. Hohe Verdienste<br />
hat sich Dr. Maier auch durch seine literarischen<br />
Arbeiten als Musikberichterstatter, durch seine Tätigkeit<br />
als Erzbischöflicher Orgelrevisor und Glockeninspekteur<br />
erworben. Einen würdigenden Hinweis verdient seine<br />
Dissertation „Studien zur Geschichte der Marianischen<br />
Antiphon ,Salve Regina'" (Pustet Regensburg 1938).<br />
Von seinen größeren Aufführungen sei als Beispiel die e-<br />
Moll-Messe von Anton Bruckner genannt. Förderlich für<br />
seine literarisch geschichtliche Tätigkeit war seine Anstellung<br />
als Archivar beim Fürstlich Hohenzollernschen<br />
Haus- und Domänenarchiv in Sigmaringen. Johannes<br />
Maier ist, 58 Jahre alt, am 9. Juli 1960 gestorben.<br />
Durch Beschluß des Kirchenvorstandes der Pfarrei<br />
St. Johann vom 21. September 1960 wurde als Nachfolger<br />
von Dr. Johannes Maier Karl Failer, geboren am<br />
27. Januar 1915 in Bingen-Hohenzollern, als neuer<br />
Chordirektor angestellt K. Failer hat vor seiner Berufung<br />
als Leiter von mehreren Kirchenchören im <strong>hohenzollerische</strong>n<br />
Raum und als Dirigent von weltlichen Chören<br />
u. a. als stellvertretender Gauchormeister des Zollern-Alb-Gaues<br />
gewirkt. Für seine Tätigkeit im weltlichen<br />
Chorgesang hat er die Goldene Ehrennadel des<br />
Deutschen Sängerbundes und die Silberne Dirigentennadel<br />
ebenfalls des Deutschen Sängerbundes verliehen bekommen.<br />
Zuletzt war Failer nach längerer behördlicher<br />
42<br />
Anstellung als Geschäftsführer des Deutschen Volksmusiker-Bundes<br />
tätig. Auch er hat durch die Aufführung einer<br />
Vielzahl von kirchenmusikalischen Chorwerken dem<br />
Kirchenchor seine eigene Prägung gegeben. Karl Failer<br />
ist, 60 Jahre alt, am 14. Februar 1976 gestorben.<br />
Immer wieder, so vor allem zwischenzeitlich beim<br />
Wechsel von Chordirektoren oder bei deren gelegentlicher<br />
Abwesenheit oder Verhinderung haben sich dankenswerterweise<br />
geeignete Kräfte zur Wahrnehmung der<br />
Chorleitung zur Verfügung gestellt. So haben, um nur<br />
einige wenige Namen zu nennen, in den letzten Jahrzehnten<br />
aushilfsweise den Chor geleitet Gymnasiallehrer<br />
Fridolin Gelle, Konrektor Friederich Lorch, Rektor, später<br />
Schulamtsdirektor Wilhelm Hoch, und Richter Franz<br />
Josef Burger. Als Organistin haben sich verdienstvoll betätigt<br />
u. a. Fräulein Maria Miller (ein Leben lang an der<br />
Orgel), Oberlehrer Sebastian Heck und bis in die Gegenwart<br />
Frau Gertrud Schäfer.<br />
Jahrhundertelang hat der Kirchenchor seitens des Hauses<br />
der Fürsten von Hohenzollern-Sigmaringen dank der<br />
musikfreundlichen Einstellung der ehemals regierenden<br />
Fürsten zur profanen und kirchlichen Musik verständnisvolle,<br />
finanzielle Förderung erfahren dürfen. Das Fürstenhaus<br />
selbst unterhielt bis ins 19. Jahrhundert lang,<br />
allerdings mit Unterbrechungen, eine eigene höfische<br />
Musikkapelle. Dieser kurze Rückblick auf die Geschichte<br />
des Kirchenchores St. Johann läßt erkennen, daß die Anstellungsverhältnisse<br />
des Chordirektors immer und immer<br />
wieder Sorge bereiteten. So fügte es sich günstig,<br />
daß das Erzbischöfliche Ordinariat Freiburg eine grundsätzliche<br />
Neuregelung der Chorleiterangelegenheit angestrebt<br />
hat. Die Lösung besteht darin, daß zum 1. Juli<br />
1977 vom Ordinariat und der Pfarrgemeinde nunmehr<br />
ein vollamtlich tätiger Bezirksmusiker angestellt wird.<br />
Sein Arbeitsbereich beschränkt sich also nicht auf die<br />
Pfarrei St. Johann, sondern umfaßt die Region Hohenzollern-Meßkirch.<br />
In diesem Bereich veranstaltet der Bezirksmusiker<br />
- neben seiner Chorleitertätigkeit in Sigmaringen<br />
- an verschiedenen Orten Fortbildungskurse<br />
und Seminare für Organisten und Chorleiter, auch für<br />
Bewerber einer solchen Funktion; er fördert den Nachwuchs<br />
und bereitet diesen auf das C-Examen vor. Ein<br />
Schwerpunkt seiner Aufgabe liegt darin, die musikalischen<br />
Kräfte im chorischen und instrumentalen Bereich<br />
so zu fördern, daß sie beispielgebend für die ganze Region<br />
sind.<br />
Auf die neue Stelle wurde Albrecht Schumacher, Chorleiter<br />
des Kirchenchores der Stadt Zwiesel in Bayern und<br />
Regionalkantor der Diözese Passau, geboren am 14. Mai<br />
1930 in Laucherthal, als Bezirksmusiker berufen. Mit ein<br />
Schwerpunkt seiner Tätigkeit liegt mehr als bisher neben<br />
dem traditionellen Chorgesang und dem vorstehend dargelegten<br />
Aufgabenbereich die eigenschöpferische musikalische<br />
Gestaltung kirchlicher Veranstaltungen.<br />
Es ist ein langer Weg, den der Kirchenchor St. Johann<br />
seit seiner Gründung im ausgehenden Mittelalter bis in<br />
die nachkonziliäre Zeit der Gegenwart gegangen ist. Viel<br />
Rühmliches ist geleistet worden, immer aber war der<br />
Chor auch den Zeitströmungen der Musikgeschichte ausgesetzt.<br />
Geblieben aber ist für jede Ära der Anruf, das<br />
Lob Gottes in Gesang und Musik zu verkünden. Diesen<br />
Ruf haben die schöpferischen Kräfte des Abendlandes<br />
durch die Jahrhunderte hindurch bis in die Gegenwart<br />
gehört und ernstgenommen. Dafür stehen zeitlose Meisterwerke<br />
verschiedenster Art vom Gregorianischen<br />
Choral ausgehend über die erste Blüte der Polyphonie zu<br />
Palestrina, Schütz, Bach, Händel, von der Wiener Klassik<br />
über die Romantik und den Cäcilianismus bis zu den