03.12.2012 Aufrufe

hohenzollerische heimat w 3828 fx - Hohenzollerischer ...

hohenzollerische heimat w 3828 fx - Hohenzollerischer ...

hohenzollerische heimat w 3828 fx - Hohenzollerischer ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Vereinen bei Festen zur Verfügung. Bei der Restaurierung<br />

kamen schöne, versteckte Details zum Vorschein<br />

aus verschiedenen Jahrhunderten: ein hölzerner Türbogen<br />

der Gotik, bemalte französische Tapeten, Wappen,<br />

Holzsäulen. - Zum Schloß gehört eine Art barockes<br />

Dienst-Wohnhaus, in dem Schillers Sohn Karl eine Zeitlang<br />

als Forstmann amtierte. Eduard Mörikes Bruder<br />

war etwa zur gleichen Zeit Rentamtmann der Thum<br />

und Taxis und wurde von seinem Dichterbruder 1828<br />

und 29 besucht, der hier einige seiner schönsten Gedichte<br />

geschrieben haben soll.<br />

Das berühmteste freilich, was Scheer aufzuweisen hat,<br />

sind die goldenen Kopf-Reliquien der Geschwister Wunibald,<br />

Willibald und Walpurgis. Sie sollen zum Besten<br />

gehören, was es aus karolingischer (?) Zeit an Goldschmiedearbeiten<br />

gibt, und sie werden jährlich am 1. Mai<br />

in Prozession durch die Stadt getragen. Alle drei Geschwister<br />

waren Mitarbeiter des heiligen Bonifatius, der<br />

der Vetter der drei war, also alles Engländer. Wunibald<br />

JOHANN ADAM KRAUS<br />

Vom Dreschen einst und jetzt<br />

Im Buch des Propheten Isaias, der ums Jahr 740 vor<br />

Christus schrieb, ist im Kapitel 41,15 die bildliche Rede<br />

von einem Dreschschlitten, der mit scharfen und schneidenden<br />

Kufen die Hügel zu Streu zermahlt. Diese werde<br />

man gegen den Wind werfen, der die schwer niederfallenden<br />

Körner von den leicht verfliegenden Hülsen<br />

trennt: eine uralte Art des Dreschens. Bei uns redet man<br />

beim Korn (Vesen oder Dinkel) von »Spruier und Keanna<br />

(Körnern), beim Haber aber von Healba. Ähnliche<br />

Dreschsitten finden sich noch heute bei primitiven Völkern<br />

in Missionsländern. Die Schlitten werden von Menschen<br />

oder Tieren auf dem ausgebreiteten Getreide hin<br />

und her gezogen und drücken die Körner von den Halmen.<br />

Ähnlich hat man noch in unserer Jugend das Korn<br />

(Vesen) durch die hin und hergezogenen schweren und<br />

mit tiefen Längsrillen versehenen Eisenwalzen von dem<br />

Stroh befreit. Die Körner wurden anschließend mittels<br />

handgetriebene Säuber- oder Putzmühlen mit Windrädchen<br />

gereinigt. Noch vor der genannten Walze bei größeren<br />

Bauern war das Dreschen mit dem Dreschpflegel<br />

allgemein üblich: in melodischem Dreier- oder gar Sechsertakt,<br />

je nach eigenen oder gemieteten Teilnehmern,<br />

hörte man fast ins Frühjahr hinein den Klang der Drescher<br />

aus den Scheuertoren. Die Flegel bzw. »Pflegel«<br />

bestanden aus dem langen handgerechten Stiel, an dessen<br />

oberem Ende ein schweres Schlagholz mittels Riemen am<br />

Pflegelhaupt befestigt war. Sowohl beim Handdreschen<br />

als beim »Walzen« mußten die auseinandergelegten Garben<br />

mehrmals gedreht und aufgeschüttelt werden, daß<br />

die begehrten Körner herausfielen. Vesenkörner ohne<br />

Hüllen, letztere Spreuer genannt, heißt man Kernen.<br />

Das gerade gebliebene ungebrochene Stroh hieß Schaub.<br />

Der Schaub von Roggen wurde um 1900 noch in Ringingen<br />

zu einem Strohdach verwendet, sonst meist zur<br />

Verlängerung der (Holz-) Wieden zum Garben- und<br />

Reisigbinden verwendet, oder zu Streu im Stall mittels<br />

einer zwischen zwei Balken befestigten Sense (Seages)<br />

klein geschnitten. Das Wort Dreschen bedeutet ursprünglich<br />

übrigens nicht schlagen oder klopfen, sondern »treten«.<br />

Man ließ nämlich seit uralter Zeit auch die Körner<br />

durch Menschen oder Tiere vom Stroh wegtreten. In<br />

ist 701 in Wessex geboren und gründete das Kloster am<br />

Hahnenkamm bei Heidenheim in Bayern, wo er auch<br />

begraben liegt. Willibald war der erste Bischof von Eichstätt,<br />

und Walburga, deren Tag der l.Mai ist, lebt in<br />

der Walpurgisnacht fort. Der Zusammenhang mit dieser<br />

Hexennacht ist aber - jedenfalls mir - nicht klar. Die<br />

wundervollen romanischen Köpfe jedenfalls nehmen jeden<br />

gefangen, der sie zum erstenmal sieht. Wie sie nach<br />

Scheer kamen, ist eine eigene Geschichte: aus einem nicht<br />

bekannten Grund fühlte sich der Truchseß Christoph,<br />

der Scheer in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts innehatte,<br />

dem heiligen Wunibald verbunden und bat den<br />

Markgrafen von Ansbach um die Überlassung eben dieser<br />

Büste. Der Markgraf, dessen Haus lutherisch geworden<br />

war, schien seinerseits kein großes Interesse an den<br />

Reliquien gehabt zu haben und schenkte alle drei nach<br />

Scheer. Daher kommt es, daß seither so auffallend viele<br />

Buben in Scheer Wunibald heißen; es gibt heute noch einige<br />

davon.<br />

meiner Jugend war noch das »Tretten« üblich neben den<br />

andern Drescharten. Über die dicht auf der Tenne ausgelegten<br />

geöffneten Garben jagte man das noch nüchterne<br />

Vieh im Kreis herum zum Abtreten der Körner. Daher<br />

kommt auch der Bibelspruch: Einem dreschenden Ochsen<br />

sollst Du das Maul nicht verbinden. Tretten war besonders<br />

beliebt zur schnellen Gewinnung von Saatfrucht,<br />

wenn man nicht gerade »baußen« wollte. Beim letzterem<br />

schlug man (baußen-bossen, vgl. Amboß) mit dem Pfleger<br />

nur kurz an ungeöffneten, vom Barn auf den »Schuirtenna«<br />

herabgeworfene Garben die Ähren ab. Beim<br />

Tretten mußte für Notfälle, d. h. um etwaige Zugaben<br />

aus dem Darm der Tiere abzufangen, immer ein handliches<br />

Kübele bereitstehen.<br />

Dann kamen Maschinen in Mode, erst mit Hand- dann<br />

mit Göpelantrieb. Der Name des letzteren scheint der<br />

des Erfinders zu sein. Im Kreis laufende Tiere setzten<br />

ein Räderwerk in Bewegung, das mittels Riemen oder<br />

Transmission auf die Dreschmaschine übertragen wurde.<br />

Ums Jahr 1910 kamen bei uns durch die Gebrüder Dorn<br />

vom Weiler Haid die mit Dampfkraft getriebene fahrbare<br />

große Dreschmaschine auf, die in einem Zug drosch<br />

und säuberte, aber die ganze Nachbarschaft oder Verwandtschaft<br />

mit in Anspruch nahm, und in 1-2 Tagen<br />

bei ungeheurer Staubentwicklung in der Scheuer die<br />

Ernte eines mittleren oder größeren Bauern erledigte.<br />

Für uns Kinder war der qualmende Dampfkessel vor<br />

dem Haus, die »Dampfede« (man nannte das Ganze<br />

auch »Dampfen«, statt dreschen), ein höchst interessanter<br />

Gegenstand. Einmal erzeugten fliegende Funken<br />

dann noch zum Überfluß einen Scheunenbrand in der<br />

»Sonne«. Vielerorts, besonders im Badischen hat man<br />

diese Dreschmaschinen unter offenen Schuppen aufgestellt,<br />

wo aber die Witterung auch große Schwierigkeiten<br />

bereiten konnte bei Kälte und Sturm. Als ab 1914 die<br />

Elektrizität aufkam, schafften im Lauf der Jahre die<br />

größeren Bauern eigene kleine Dreschmaschinen an, bei<br />

denen man sich je nach Arbeits- und Wetterlage mehr<br />

Zeit lassen konnte.<br />

Erst durch die Mähdrescher nach dem zweiten Weltkrieg<br />

kam eine grundlegende Änderung: Man schnitt und sor-<br />

47

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!