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hohenzollerische heimat w 3828 fx - Hohenzollerischer ...

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auch, weil der Name Killer ja aus dem früheren Dorfbzw.<br />

Pfarreinamen Kilchwiler zu Kilwiler und dann<br />

Killer wurde, was niemals ein Gewässer bezeichnen<br />

kann. Das Killertal umfaßte genau den Umfang der ehemaligen<br />

Pfarrei, nämlich Hausen, Starzein, Killer und<br />

Jungingen. Die Ursache der Fehlbezeichnung lag in den<br />

Landkarten vor dem Jahr 1946, die den „Bach Killer"<br />

vom Weilertal ausgehen aber ausgerechnet in Starzlen<br />

enden ließen, während das Dorf Killer doch weiter talabwärts<br />

liegt. Größere Flüsse sind bekanntlich nicht vom<br />

Ursprung her benannt, sondern von der Mündung her:<br />

„Brigach und Breg bringen die Donau zuweg" sagt der<br />

Volksmund. Ähnlich verhält es sich mit der Starzel (Bedeutung:<br />

Sturzbach), die man nach vielfach geäußerter<br />

Ansicht beim Dorf Starzel entstehend ansah. Neuestens<br />

meinte ein „hab" in einem sonst sehr ansprechenden Bericht<br />

„Die Starzel vom Ursprung bis zur Mündung" 2 irrig,<br />

der Starzelbach komme aus Richtung Onstmettingen,<br />

weil er offenbar nicht weiß, daß seit mindestens 400<br />

Jahren dieser Zufluß aus dem Starzler Loch (1740<br />

Nockental!) Scharlenbach heißt. Im Urbar des Klosters<br />

Beuron von 1559 3 , das mindestens seit dem 14. Jahrhundert<br />

als Grundbesitzer im Killertal sich wohl auskannte,<br />

heißt dieser von Westen kommende Zufluß Scharlachbach,<br />

vielleicht nach den gelegentlich dort vorkommenden<br />

roten Algen benannt. Um 1733/40 4 trägt dieser<br />

Bach die Bezeichnung Charlen- oder Scharlenbach, wie<br />

noch heute! Das genannte Urbar enthält einen Hinweis:<br />

im Dorfe Hausen stoße ein bestimmter Acker „auf die<br />

Starzel hinab", die also damals schon in Hausen und<br />

nicht erst in Starzein ihren Namen hatte, folglich aus<br />

dem Weilertal herab (von Gemarkung Tailfingen) kam.<br />

Dort muß also die eigentlich Starzelquelle liegen. Frei-<br />

Abschied von Pfarrer Hermann<br />

Ein Unglück kommt selten allein, könnte man fast sagen.<br />

Der Hohenzollerische Geschichtsverein hatte eben die<br />

Versetzung seines Vorsitzenden, Dr. Richter, zur Kenntnis<br />

genommen, als die zweite Hiobsbotschaft eintraf:<br />

Pfarrer Manfred Hermann verläßt Neufra und bekommt<br />

eine Pfarrei im Breisgau.<br />

In der Mitgliederversammlung des Geschichtsvereins am<br />

1. Dezember 1979 in Stein hat Dr. Richter Pfarrer Hermann<br />

verabschiedet und ihm im Namen aller Mitglieder<br />

für seine vielfältige Tätigkeit gedankt. Pfarrer Hermann<br />

ist es vor allem zu danken, wenn in den vergangenen<br />

Jahren »Schwung« in den Geschichtsverein kam. Er hat<br />

Exkursionen angeregt, diese oft selbst geführt und Einführungsvorträge<br />

gehalten. Von seinen zahlreichen Entdeckungen<br />

auf dem Gebiet der Kunstgeschichte in Hohenzollern<br />

hat er in vielen Vorträgen, auch außerhalb<br />

des Geschichtsvereins, berichtet.<br />

Was Pfarrer Hermann für die Kunstgeschichte in Hohenzollern<br />

geleistet hat, könnte man fast schon als »Lebenswerk«<br />

bezeichnen; dabei war es kaum das Werk eines<br />

Jahrzehnts. Unbekannte oder wenig bekannte Bildhauer<br />

und Maler hat er reihenweise ans Licht gezogen.<br />

Zahlreiche Kunstwerke in unserer näheren Umgebung<br />

konnte er einem bestimmten Meister zuweisen. Meßkelche<br />

und Monstranzen unbekannter Herkunft nimmt er<br />

nur in die Hand: Hier Meisterzeichen, da Beschlagzeichen,<br />

stammt von Meister X aus Y. So einfach ist das -<br />

wenn man es kann.<br />

Pfarrer Hermann interessiert sich nicht nur für die »große<br />

Kunst«. Auch in die heimische Volkskunst konnte er<br />

viel Licht bringen. Ein bleibendes Geschenk für uns alle<br />

ist sein Buch »Volkskunst auf dem Hochberg«. Zuletzt<br />

hat er sich mit der Maler- und Bildhauerfamilie Strüb<br />

lieh auf der Freusberger zollerischen Forstkarte um 1733<br />

und einem Fischwässerverzeichnis von ca. 1740 4 sind<br />

folgende winzige Wässerlein aufgeführt: Weilertalbächle<br />

und dann von links zufließend: Schwarzer Brunnen,<br />

Abentalbrunnen, Daubenbrunnen, endlich der besagte<br />

Scharlenbach bei Starzein. Auf der rechten Seite fließen<br />

zu der Uscherbrunnen, der Neubrunnen von der Schlichte<br />

und unterhalb Killer das Gerstenbächle (das jedoch im<br />

Oberlauf bei der Ringinger Mühle Buchenbach heißt).<br />

Man hat somit den Weilertalbach (jetzt stark geschröpft<br />

durch Brunnenleitungen) als die eigentliche Starzelquelle<br />

anzusprechen! Wenn aber auf Landkarten vom Weilertal<br />

bis Starzein ein Bach Killer eingetragen war, so kann<br />

man dies nicht anders als Unsinn bezeichnen, der immer<br />

wieder die Heimatfreunde irreführt. Nebenbei ist zu<br />

„hab" zu bemerken: Es gibt unterhalb von Stein-Hechingen<br />

links der Starzel im Pfarrwald keine Volksoder<br />

Fluchtburg, sondern die bescheidenen Reste einer<br />

ehemaligen Ritterburg, die gelegentlich Mus- oder Miesburg<br />

genannt wurde, über die jedoch nicht das Geringste<br />

bekannt ist.<br />

Anmerkungen:<br />

1 Zoller<strong>heimat</strong> 1940, 21.<br />

2 Hohenzollerische Zeitung vom 13. Oktober 1978.<br />

3 Beuroner Besitz im Killertal 1559: wie Note 1: 1937,<br />

46-47.<br />

4 Forstkarte 1733 von Freusberg: Anhang zu Jul. Cramers<br />

„Grafschaft Hohenzollern", 1873: Zollerische Fischwässer<br />

1740 in Note 1: 1939, 73. Nach Mitteilung des Landesvermessungsamts<br />

Baden-Württemberg (Stuttgart, Büchsenstr.<br />

54) wurde im Jahre 1946 in den amtlichen Karten<br />

der Name Killer im Weilertal in „Starzel" umgeändert. Leider<br />

sind dadurch frühere Karten nicht berührt!<br />

von Veringen befaßt. Ob da noch vom Breisgau herüber<br />

eines Tages etwas Neues kommen wird? Wer schon einmal<br />

einen Lichtbildervortrag von Pfarrer Hermann miterlebt<br />

hat, weiß, daß er ein hervorragender Fotograf ist.<br />

Zahlreiche Kunstwerke in Kirchen, Kapellen und Pfarrhäusern<br />

hat er in den vergangenen Jahren fotografiert<br />

und inventarisiert.<br />

Wer ihn nicht kennt, wird es kaum glauben: er ist keineswegs<br />

auf Kunstgeschichte fixiert. Pfarrer Hermann<br />

ist z. B. ein Experte für Postgeschichte. Wer einmal das<br />

Ticken zahlreicher Uhren im Pfarrhaus von Neufra gehört<br />

hat, ahnt es. Er ist auch ein Uhrenliebhaber. Das<br />

bedeutet bei ihm, daß er sich auf dem Gebiet mit wissenschaftlicher<br />

Akribie betätigt. So ist er an dem grundlegenden<br />

Werk von Bender »Die Uhrenmacher des hohen<br />

Schwarzwaldes und ihre Werke« beteiligt. Wenn wir<br />

schon im Schwarzwald, Pfarrer Hermanns Heimat sind,<br />

dann könnte man z. B. den Bildhauer Mathias Faller erwähnen,<br />

dessen Werk und Leben er erforscht hat. Oder<br />

Kirchenführer (im Verlag Schnell und Steiner), die von<br />

ihm verfaßt wurden.<br />

Seit sechs Jahren erschienen in der »Hohenzollerischen<br />

Heimat« viele Arbeiten zu kunstgeschichtlichen Themen<br />

aus seiner Feder. Noch mehr müssen wir ihm jedoch für<br />

die selbstlose Arbeit an unserer Zeitschrift danken. Für<br />

die Zusammenstellung vieler Nummern, Fahrten zur<br />

Druckerei und Kleben von Satzspiegeln. Bescheiden wie<br />

er ist, wehrte er sich lange Zeit gegen das Erscheinen seines<br />

Namens im Impressum. Leser und Schriftleitung hoffen,<br />

daß auch in Zukunft noch ab und zu einmal etwas<br />

von Pfarrer Hermann in unserem Blatt erscheinen wird.<br />

Doch zunächst müssen wir Abschied nehmen und uns<br />

herzlich für alles bedanken. H. Burkarth<br />

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