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hohenzollerische heimat w 3828 fx - Hohenzollerischer ...

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seines Bezirks auf die Amtsgerichtsbezirke Balingen,<br />

Horb und Oberndorf aufgeteilt wurden 23 . Hier und an<br />

anderen Stellen verlor der Landgerichtsbezirk Hechingen<br />

Gemeinden an benachbarte Landgerichtsbezirke. Andererseits<br />

wurde ein Teil der Gemeinden der damals ebenfalls<br />

aufgelösten (badischen) Amtsgerichte Meßkirch und<br />

Pfuilendorf, darunter die Städte Meßkirch und Pfullendorf<br />

selbst, den Amtsgerichtsbezirken Ebingen (jetzt<br />

Albstadt) und Sigmaringen eingegliedert und damit dem<br />

Landgerichtsbezirk Hechingen zugeteilt.<br />

Somit erstreckt sich der Landgerichtsbezirk Hechingen<br />

mit (im Jahr 1978) rund 246 000 Gerichtseingesessenen<br />

heute auf Rechtsgebiete früheren Hohenzollerischen,<br />

Preußischen, Württembergischen und Badischen Rechts.<br />

Eine Kuriosität, die - wenn auch natürlich in abnehmendem<br />

Umfang - noch hin und wieder von aktueller<br />

rechtlicher Bedeutsamkeit ist.<br />

In den letzten 100 Jahren sind die Reichsjustizgesetze<br />

selbstverständlich in vielerlei Hinsicht und sehr häufig<br />

geändert worden. Ihre Grundstruktur jedoch, zu der<br />

auch der viergliedrige Aufbau der Gerichte der ordentlichen<br />

Gerichtsbarkeit (Amtsgericht - Landgericht -<br />

Oberlandesgericht - Bundesgerichtshof) gehört, ist bisher<br />

erhalten geblieben. Weitere Reformbestrebungen hat<br />

es gegeben und gibt es. Besonders erwog man, Amtsgericht<br />

und Landgericht zu einem (erstinstanzlichen) Gericht<br />

zusammenzufassen. Dieser Gedanke ist sicherlich<br />

noch nicht endgültig aufgegeben worden. Es ist hier<br />

nicht die Stelle, Vorteile und Nachteile einer solchen Regelung<br />

gegeneinander abzuwägen. Mit Sicherheit läßt<br />

sich sagen, daß seine Verwirklichung der Stadt Hechingen<br />

einen weiteren »Zentralitätsverlust« bringen würde.<br />

Eigenheiten und Entwicklungen<br />

Die Geschichte des Landgerichts Hechingen und seiner<br />

Vorgänger zeigt Eigenheiten und Entwicklungen, wie sie<br />

die Mehrzahl aller sonstigen Landgerichte kaum kennen<br />

dürfte. Sie beruhen darauf, daß die Hohenzollerischen<br />

Fürstentümer nach Einwohnerzahl und Gebietsumfang<br />

sehr klein, daß sie nach Eingliederung in Preußen zwar<br />

Teil einer deutschen und europäischen Großmacht geworden,<br />

aber als Exklave sehr weit vom übrigen Staatsgebiet<br />

entfernt waren. Eine den sich verstärkenden An-<br />

HANS PETER MÜLLER<br />

Berthold Auerbadi und Hechingen<br />

Berthold Auerbach wurde am 28. 2. 1812 in Nordstetten<br />

bei Horb als Kind eines jüdischen Kaufmannes geboren.<br />

Nach dem Besuch der Talmudschule in Hechingen studierte<br />

er in Tübingen, München und Heidelberg. In<br />

Bonn faßte er 1840, nach dem Tode seines Vaters, den<br />

Plan zu einer Reihe von Dorfgeschichten, die er in den<br />

darauffolgenden Jahren in Mainz niederschrieb. Die<br />

1843 erschienenen „Schwarzwälder Dorfgeschichten"<br />

fanden weite Verbreitung und begründeten Auerbachs literarischen<br />

Ruhm. Bis 1854 folgten drei weitere Bände<br />

Dorfgeschichten. Auerbachs unstetes Wanderleben führte<br />

ihn seit 1844 in mehrere Städte Norddeutschlands. Nach<br />

seiner 2. Ehe ließ er sich 1849 in Leipzig nieder und lebte<br />

seit 1859 in Berlin. Von seinen späteren Werken sind<br />

die Erzählung „Barfüßele" (1854) und der Roman „Auf<br />

der Höhe" (1865) die bekanntesten. Am 8. 2. 1882, wenige<br />

Tage vor seinem 70. Geburtstag, ist Auerbach in<br />

Cannes gestorben. Seinem Wunsch gemäß wurde er auf<br />

dem Nordstetter Judenfriedhof begraben.<br />

forderungen genügende Rechtspflege, zu der auch ein Instanzenzug<br />

gehört, ließ sich daher nur mit Hilfe des benachbarten<br />

Württemberg verwirklichen. Die Voraussetzungen<br />

für eine nicht mehr auf Staatsverträgen beruhende<br />

Änderung ergaben sich erst, als sich im Jahre 1935<br />

beispielsweise die am Albtrauf zwischen Boll und Onstmettingen<br />

verlaufende oder die die heutige Bundesstraße<br />

27 kreuzende Grenze zwischen Sickingen und Bodelshausen<br />

von Staatsgrenzen in bloße Verwaltungsgrenzen<br />

verwandelten.<br />

Abkürzungen und Anmerkungen<br />

Ges.S. = Preußische Gesetzessammlung, StAS = Akten des<br />

Staatsarchivs Sigmaringen, VO = Verordnung, VOB1. Ho-He =<br />

Verordnungs- und Anzeigeblatt für das Fürstentum Hohenzollern-Hechingen,<br />

VOB1. Reg. He = Verordnungs- und<br />

Anzeigeblatt der königlich preußischen Regierung zu Hechingen.<br />

1<br />

VOB1. Ho-He 1848 S. 205.<br />

2<br />

a. a. O. S. 263.<br />

3<br />

a. a. O. S. 206.<br />

4<br />

StAS Ho 235 A Nr. I 320 /104.<br />

5<br />

vom Mai 1825 StAS Ho 6 Nr. 329-330.<br />

6<br />

Ges.S. 1850 S. 289, 295.<br />

7<br />

VOB1. Reg. He 1850 S. 3.<br />

8<br />

VO vom 4. 7. 1850 (Ges.S. S. 347).<br />

9<br />

Gesetz vom 30. 4. 1851 (Ges.S. S. 188), VO vom 2. 1. 1849<br />

(Ges.S. S. 1).<br />

10<br />

StAS Ho 235 A Nr. I 319, Nr. I 320, insbesondere H8.<br />

11<br />

VOB1. Reg. He 1851 S. 551.<br />

12<br />

StAS Ho 235 A Nr. I 320 /165 ff., 150, 155, 156.<br />

13<br />

Amtsblatt der kgl. preußischen Regierung zu Sigmaringen<br />

1854 S. 282.<br />

14<br />

VO vom 2. 1. 1849 (Ges.S. S. 1).<br />

15<br />

§ 4 des Gesetzes vom 30. 4. 1851 (Ges.S. S. 188/189).<br />

16<br />

Ges.S. 1932 S. 253.<br />

17<br />

VO vom 5. 7. 1879 (Ges.S. S. 393).<br />

18<br />

Gesetz vom 12. 3. 1923 (Ges.S. S. 60).<br />

19<br />

Nachrichtenblatt des Kreises Hechingen vom 26. 10. 1945.<br />

20<br />

Amtsblatt des Staatssekretariats für das französisch besetzte<br />

Gebiet Württembergs und Hohenzollerns 1946 S. 77, 92.<br />

21<br />

Gesetz vom 27.4. 1953 (Gesetzblatt für Baden-Württemberg<br />

S. 31).<br />

22<br />

Gesetz vom 17. 10. 1951 (Regierungsblatt für das Land<br />

Württemberg-Hohenzollern S. 107).<br />

23<br />

Gesetzblatt für Baden-Württemberg 1974 S. 25.<br />

Im Spätsommer des Jahres 1881, während einer Kur in<br />

Bad Niedernau, begann der damals 69jährige Berthold<br />

Auerbach mit der Niederschrift seiner Lebensgeschichte.<br />

Von den vier geplanten Bänden kam aber nur der erste<br />

über die Kindheit in Nordstetten zur Ausführung, ehe<br />

der Tod dem Dichter am 8. Februar 1882 die Feder aus<br />

der Hand nahm Der 2. Band mit dem Titel »Der Talmudschüler«<br />

sollte den Aufenthalt in der Hechinger Talmudschule<br />

von 1825 bis 1827 umfassen. Was uns die Beschreibung<br />

der Hechinger Zeit gebracht hätte, läßt das<br />

Schlußkapitel des 1. Erinnerungsbandes erahnen, das die<br />

Reise des damals 13jährigen nach Hechingen schildert: 2<br />

»Mein Bruder Maier kutschierte, ich saß neben ihm, hinter<br />

uns mein Vater und der Lehrer. Wir fuhren nicht<br />

über Mühringen, sondern über Empfingen. Mein Bruder<br />

vermied den Ort Mühringen, denn dort in dem Hause<br />

nicht weit von der Eyachbrücke lebte seine ehemalige<br />

Braut, die, wie es hieß, ihn noch liebte, obgleich sie sich<br />

bald entschlossen, sich mit ihres Nachbars Sohn, dem Ladenbesitzer<br />

Bietigheimer, zu verloben.<br />

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