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hohenzollerische heimat w 3828 fx - Hohenzollerischer ...

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sich eine ständige Aufwärtsentwicklung abzeichnete. Die<br />

steigenden Leistungen des Chores sind auch aus den im<br />

Verlaufe der Zeit verschärften Bestimmungen über die<br />

Organistentätigkeit - dazu gehörte auch die Kantortätigkeit<br />

- zu ersehen. So wurden dem Kantor u. a. Auflagen<br />

über die Gestaltung des Großen Fürstlichen Jahrtages<br />

gemacht. Der Kantor mußte auch ein Instrumentarium<br />

von allen Musikalien und Instrumenten anfertigen<br />

und weiterführen. Es mußte also schon damals ein beachtlicher<br />

Bestand vorhanden gewesen sein. Weiter mußte<br />

der Kantor zwei Knaben in der Musik gratis instruieren.<br />

Hier erfahren wir auch, daß Sopran und Alt von<br />

Knaben gesungen wurde und daß die Knaben nicht nur<br />

Choral-, sondern auch Figuralgesang (mehrstimmiger<br />

Gesang) pflegen mußten. Im Laufe der Zeit entwickelte<br />

sich wahrscheinlich aus dem Organisten der Chorregent,<br />

der als Organist eine kleine Entschädigung erhielt, die<br />

Stelle des Chorregenten aber ehrenamtlich, d. h. unentgeltlich<br />

versah.<br />

Als Kantoren aus jener Zeit seien genannt: Gall Schreiber,<br />

erster Kantor 1627/28; Schulmeister und Kantor<br />

Halm um 1628; Joachim Roresch, Organist um 1630;<br />

Joachim Kolbinger, Schulmeister und Kantor, Student<br />

aus Stetten akM. 1663; Johann Konrad Schmidt aus<br />

Buchhorn, gewester Schulmeister zu Hagnau am Bodensee,<br />

hier angestellt als Kantor und Schulmeister in einer<br />

Person 1698.<br />

In einer von Schultheiß, Bürgermeister und Rat der<br />

Stadt Sigmaringen am 12. März 1704 erlassenen eigenen<br />

Instruktion sind die umfangreichen Obliegenheiten und<br />

Pflichten des Organisten, Kantors und Schulmeisters Johann<br />

Konrad Schmidt bis ins einzelne beschrieben.<br />

Nachfolger von Johann Konrad Schmidt wurde im Jahr<br />

1714 Johann Baptist Höltzle aus dem Rheintal, der nun<br />

51 Jahre lang bis 1765 den Kantor-, Organisten- und<br />

Lehrer-Dienst versah. Nach einem im Jahr 1717 erstellten<br />

Instrumentarium über die Heiligenfabrik zu Sigmaringen<br />

waren damals etwa 37 Musikalien des Chores<br />

vorhanden, ein Bestand, der für jene Zeit den hohen<br />

Leistungstand des Kirchenchores erkennen läßt<br />

Die achttägige Feier der Heiligsprechung des Heiligen<br />

Fidelis, die in Sigmaringen vom 22. bis 28. April 1847<br />

würdig begangen wurde, gab dem Kirchenchor<br />

Gelegenheit, sein hohes Können und seine überdurchschnittlichen<br />

Leistungen der mitfeiernden Pfarrgemeinde<br />

und den sontigen Festbesuchern zu zeigen. Die<br />

Zeitungsberichte über die gesanglichen Darbietungen bei<br />

der Festfeier sind voll des Lobes über den Kirchenchor.<br />

1765 bekam Johann Baptist Aicheier die Kantorstelle<br />

verliehen; er behielt diese nur drei Jahre. Nach einer in<br />

seine Amtszeit fallenden Neuregelung der Besoldung erhielt<br />

der Kantor nunmehr aus der Heiligenpflege an<br />

Geld und an Gegenwert für Früchte zusammen 202 fl<br />

46 hlr.<br />

Von 1768 bis 1818, also fünfzig Jahre lang, war Anton<br />

Stocker Kantor unseres Kirchenchores. Er hatte - und<br />

das war erstmalig in der Geschichte des Chores - nicht<br />

auch die Schulmeisterstelle zu versehen. Von dieser Zeit<br />

an wurden beide Stellen, die Kantorstelle und die Schulmeisterstelle,<br />

getrennt besetzt.<br />

Nachfolger des Kantors Anton Stocker wurde am<br />

10. Dezember 1818 dessen Schwiegersohn Konrad Siebenrock<br />

aus Langenenslingen. Er versah die Kantorstelle<br />

bis zu seinem Tod am 25. April 1856. Leider verhinderte<br />

ihn eine schwere Krankheit, in den letzten drei Jahren<br />

seinen Beruf auszuüben. In dieser Zeit besorgte sein<br />

Sohn, der Benefiziat J. F. Siebenrock, die Aufgaben des<br />

Kantors, unterstützt von Chorregent Feßler.<br />

Bis dahin hatte außer dem Kantor immer ein Musikdirektor,<br />

Chorregent genannt, die Oberleitung der Kirchenmusik<br />

unentgeltlich wahrzunehmen. Diese Funktion,<br />

in etwa dem späteren Präses im Cäcilienverein vergleichbar,<br />

ist, weil sie damals als entbehrlich galt, 1856 aufgegeben<br />

worden<br />

Am 9. September 1856 erhielt Josef Burtscher, Musiklehrer<br />

am Kgl. Preußischen Gymnasium Hedingen, die<br />

Kantorstelle übertragen. Mit dieser Neubesetzung war<br />

eine Umwandlung der zum Diensteinkommen gehörenden<br />

Naturalien in Geld verbunden.<br />

Josef Burtscher blieb nur 10 Jahre im Amt. Ihm folgte<br />

am 13. Mai 1866 als Kantor Johann Baptist Molitor. Er<br />

hatte vorher an der Benediktiner-Abtei St. Maurus in<br />

Beuron als Organist gewirkt, wo er sich besonders der<br />

Pflege des Gregorianischen Chorgesanges gewidmet hat.<br />

Unter ihm erlangte der Kirchenchor einen sehr hohen<br />

Leistungsstand. J. B. Molitor gründete im August 1871<br />

den Hohenzollerischen Cäcilienverein, übernahm als erster<br />

Präsident dessen Leitung und veranstaltete bis 1882<br />

unter Beteiligung des Kirchenchores, der inzwischen auf<br />

etwa 40 Mitglieder angewachsen war, mehrere Gesangsund<br />

Musikfeste. Vermutlich war ihm aber die Kantorbesoldung<br />

- sie betrug zuletzt 700 Mark -, zu klein und<br />

so schied er am 15. August 1882 von Sigmaringen, um<br />

die ungleich besser dotierte Münsterkapellmeisterstelle in<br />

Konstanz zu übernehmen. (Der benediktinische Ordensmann<br />

Prior Gregor Molitor war ein Sohn des Chordirektors<br />

Johann Baptist Molitor. Gregor Molitor hat als<br />

Kirchenmusiker mit seinen Kompositionen, die im Bereich<br />

des kirchlichen Chorgesanges viel gesungen wurden,<br />

einen hohen Rang erreicht. Eine Sammlung vierstimmiger<br />

Kirchengesänge hat ihn in weiten Bereichen<br />

bekannt gemacht.)<br />

Nachfolger von J B. Molitor als Chorregent war Karl<br />

Hirsch, vorher Chorregent an der Stadtpfarrkirche zu<br />

Erding (Bayern). Er war mit Eifer bemüht, den hohen<br />

Leistungsstand unseres Kirchenchores zu erhalten. Er<br />

wirkte als Chorregent aber nur vom 24. August 1882 bis<br />

zum 31. März 1884. Sein Verdienst ist die Gründung der<br />

städtischen Musik- und Gesangsschule, die weit in die<br />

Zukunft hinein erfolgreich der Heranbildung vieler Sängerinnen,<br />

Sänger und Musiker diente und heute noch<br />

dient. Karl Hirsch hat als Komponist eine Anzahl kirchenmusikalischer<br />

Werke, später auch Kompositionen<br />

mehrstimmiger Männerchöre, geschaffen. Auf Karl<br />

Hirsch folgte Karl Boos, zuvor Organist unnd Chordirigent<br />

an der damals neuen Synagoge in Bruchsal. Er bekam<br />

sein Amt am 25. Juni 1884 übertragen, mußte es<br />

aber schon zum 30. November 1885 wieder aufgeben,<br />

weil er infolge eines Schlaganfalles gelähmt war.<br />

Zwischenzeitlich übernahm Oberamtssekretär, später<br />

Landrentmeister Nikolaus Bachmann vertretungsweise<br />

die Leitung des Chores. Auch er war mit Eifer um die<br />

Erhaltung des Leistungsstandes des Kirchenchores bemüht.<br />

Eine wesentliche Verbesserung der Besoldung des<br />

Chordirektors, so wurde der Chorleiter nunmehr genannt,<br />

ergab sich dadurch, daß Fürst Leopold am<br />

21. Oktober 1885, am Jahrestag der goldenen Hochzeit<br />

seiner Eltern, 5000 Mark zur Verbesserung der Einkünfte<br />

des Chordirektors stiftete. So konnte die Stelle mit einem<br />

Einkommen von 1000 Mark ausgeschrieben werden.<br />

Auf Grund des neuen Ausschreibens konnte Hermann<br />

Ruoff, Lehrer am Kgl. Schullehrer-Seminar in Saulgau,<br />

am 22. April 1886 als Kantor und Chordirektor gewonnen<br />

werden. Unter Ruoff hat der Chor nach dem mehrfachen<br />

beeinträchtigenden Wechsel der Chorleiter wieder<br />

seinen früheren Leistungsstand erreicht Die Chronisten<br />

würdigen nicht nur die hohen gesanglichen Leistungen<br />

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