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Die ethik des stoikers Epictet - College of Stoic Philosophers

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Optimismus.] ) /Mit der Ausrottung der falschen Begierde, <strong>des</strong> leidenschaltliclicnHängens am Aeusseren (7:poa~da-/£iv zcfXc; oXatc) verschwindet dann vonselbst aller Grund zur Furcht und Trauer gegenüber den sogenanntenüebeln <strong>des</strong> Daseins. Da sie nur den Leib, also die unfreie, äussereSeite unseres Wesens treffen, so können sie kein wirkliches Uebel sein,folglich das Glück <strong>des</strong> geistig Freien in keiner Weise beeinträchtigen.Aber, möchte jemand einwenden, bedeutet nicht eben das doch einegewisse Unfreiheit und Unvollkommenheit <strong>des</strong> menschlichen Geistes,dass es überhaupt ein Gebiet giel)t, über welches derselbe keine Machthat, dass es ihm nicht möglich ist, auch das äussere Naturgescheliennach seinem Sinn und Willen zu lenken und zu gestalten? Hieraufantwortet <strong>Epictet</strong> fürs erste damit, dass ja auch Gott selbst in gewissemSinn von der Natur der st<strong>of</strong>fhchen Welt abhängig ist und sie]iicht ändern kann: .wenn die Götter gekonnt hätten, so würden sieauch das Aeussere unserem AVillen unterstellt haben, aber sie konntennicht" (I, 1, 8). Wenn also die Freiheit Gottes dadurch, dass dieMaterie eine gewisse Selbständigkeit und Sprödigkeit dem Geiste gegenüberbesitzt, keinen Eintrag leidet, so kann auch die menschliche Freiheitdadurch nichts einbüssen, dass die Materie von ihr unabliängigist. Hiebei erinnere ich daran , dass die Stoa von Anfang an trotzihrer ausgesprochen monistischen Tendenz durch die Nebeneinanderstellungzweier Urprinzipien (-vsöjxa und 'jXy,, rö opäv und to -ä^/ov)einem metaphysischen Dualismus Raum gelassen hat.Jedoch in Wahrheit hat der menschliche Geist auch Macht ül)('r dieMaterie: nämlich erstens dadurch, dass er ihre relative Selbständigkeitals einen notwendigen Faktor der Weltordnung erkennt und eben durchdiese Anerkennung sie sich innerlich unterordnet; denn stets ist das Erkennendeein Herr <strong>des</strong> Erkannten (I. 1). Zweitens aber — und dies istdie Hauptsache — beweist der freie Geist seine Macht über die Materiedadurch, dass er sie zum Stoif und Mittel <strong>des</strong> sittlichen Handelns undVerhaltens macht und dadurch gewissermassen in die Sphäre <strong>des</strong>Geistigen erhebt, indem er nämlich einerseits in der umsichtigen Wahl<strong>des</strong> Naturgemässen , in der gewissenhaften Respektierung der in denäusseren Dingen liegenden relativen Werte (aciai) seine vernünftigi' undfreie Uebereinstimmung mit der Naturordnung bekundet, andrerseitsdas Widrige, das er nicht abhalten kann, zu einem Mittel der sittlichenUebung und Bethätigung gestaltet. In diesem Sinne übt dennder Mensch eine volle Herrschaft über die Materie aus. ins<strong>of</strong>ern er anihr sowohl seine verständige Schätzung <strong>des</strong> relativ Wertvollen unddamit seine Treue und Sorgfalt im Kleinen und Fremden wie auchseine innere Erhebung über alles nicht absolut Wertvolle und in beidemseine innere Einigung mit Gott und dem Weltall erweist. Wie kurzund treffend weiss <strong>Epictet</strong> diese Gedanken zu formulieren, wenn ersagt: -sorge auch für das Aeussere, aber nicht als für das Höchste,sondern um <strong>des</strong> Höchsten willen!" (H, 23, 8.". — ibid. '> aviV^-s. [ir^zä/aptoto? laO-t jxt^ts Tza/.iv äfV/YJacov rcöv -/.pstoaövwv), und: .von allem,Avas geschieht, kannst du Nutzen ziehen: die Vernunft ist der Herinesstab,der alles Widrige in ein Gut verwandelt" (III, 20). <strong>Die</strong>ser vollendeteOptimismus gehört zu dem Schönsten und Anmutendsten an den<strong>Epictet</strong>ischen Reden: er hat unstreitig etwas Stärken<strong>des</strong> und Erfrischen<strong>des</strong>.

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