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Die ethik des stoikers Epictet - College of Stoic Philosophers

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ßßDas naturgemässe Handeln.eine Handhabe zur ethischen Anfassung biete, einen Anklang an jenensonderbaren Eros erblicken. Jedoch aus anderen Stellen geht klarhervor, dass <strong>Epictet</strong> die Lust zur Bildung der Menschen nicht vonder Schönheit, sondern lediglich von der geistigen Empfänglichkeitabhängig gemacht hat (II, 24, 16). Es fällt ihm <strong>des</strong>halb auch nichtein, diese Lust zum sittenbildenden Reden und Wirken Eros zu nennen.Um so gewisser stimmt er darin mit seiner Schule überein, dass erden geschlechtlichen Eros als Pathos verwirft: ,nur die Philosophiekann uns Frieden schaffen von Liebe, Trauer, Neid und anderen Leidenschaften"(III, 13, 10). Der Eros ist also hier als eine den innerenFrieden und das w^ahre Glück störende Gemütsbewegung aufgefasst.Freilich haben wir auch andere Aussprüche <strong>Epictet</strong>s, die dem Eroseine gewisse Berechtigung zuerkennen. Dass Grates, obwohl Cyniker,verehelicht war, rechtfertigt er damit, dass <strong>des</strong>sen Heirat aus Liebe22, 76)^*^).erfolgt sei und dass sein Weib ein zweiter Grates gewesen (III,Er lässt den Eros als relativ triftigsten Entschuldigungsgrund fürunmännliches Benehmen gelten und nennt ihn eine gewaltige undgewissermassen göttliche Regung (IV , 1 , 147). Und fast als einBekenntnis, dass er selbst diese göttliche Regung aus Erfahrung kenne,klinsft es , wenn er mit ebenso viel Freimut als Seelenkenntnis seinenSchülern die Wahrheit, dass, wer wirkKch nach dem sittlichen Zielstrebt, alle äusseren Entbehrungen und Schmerzen gering achtet, imVergleich zur Erreichung dieses Zieles, durch die vielsagende Bemerkungerläutert: wenn einer von euch je ein schönes Mädchengeliebt hat, so w^eiss er, dass ich die Wahrheit sage (III, 5, 19)^^).Trotz dieser Aeusserungen aber , die wohl zeigen , dass <strong>Epictet</strong> durchdie Theorie der Schule sich den Blick fürs wirkliche Leben nicht ganztrüben liess , bleibt es dabei , dass der Eros in seiner Ethik keineberechtigte Stelle hat. <strong>Die</strong> Frucht der philosophischen Bildung soll jadie sein, dass das sinnhche Begehren (sTrid<strong>of</strong>iia) gänzlich aufhört undnur noch die vernünftige,auf das geistig Schöne sich richtende Begierdeherrscht (IV. 1, 84). Drastisch weiss er die unwürdige Knechtschaft,unter welcher der Verliebte schmachtet, zu schildern. Der Philosoph— sagt er — hat nie Anlass, irgend einen Menschen um etwas zubeneiden: hat einer Geld, so hat er dafür die Gabe, das Geld nichtzu bedürfen; hat einer ein schönes Weib, so hat er dafür die Freiheitvon jeglicher Begierde nach schönen Weibern (IV, 9, 3). Das ist derrechte Philosophenschüler , der sich darin übt , eine Schöne sehen zukönnen, ohne dass er dadurch zu sinnlichen Begierden und unsauberenVorstellungen gereizt wird (II, 18, 15. En. 10). Wir können somitzu keinem anderen Urteil gelangen , als dass <strong>Epictet</strong> den Eros fürdiejenigen, die ernstlich nach sittlicher Bildung trachten, als durchausunstatthaft betrachtet hat; wenn er also die Befriedigung <strong>des</strong> Geschlechtstriebsihnen nicht rundweg verbietet, so kann er dieselbe nurunter dem Gesichtspunkt <strong>des</strong> physischen Bedürfnisses erlaubt haben.Man darf dabei übrigens nicht vergessen, dass <strong>Epictet</strong> unverheiratetwar und nach seinem eigenen Bekenntnis in früheren Jahren nicht invölliger Enthaltsamkeit gelebt hat; so begreift man seine Toleranz,kraft welcher er die Befriedigung <strong>des</strong> Geschlechtstriebes vor der Ehenicht unbedingt als Sünde verdammt. Auch Simplicius in seiner Erklärungder Stelle lässt die Restriction bIq oovatxtv gelten, stellt sich

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