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Die ethik des stoikers Epictet - College of Stoic Philosophers

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'^^Das naturgemässe Begehren.zur vollen inneren Freiheit gediehen sei, weil er noch den Leib ehreund <strong>des</strong>sen Integrität hochschätze — ein Beweis dafür, dass er insolchen leiblichen Mängeln an und für sich noch keine Berechtigungzum Selbstmord sah.Nicht im Widerspruch damit steht die Thatsache, dass er denSelbstmord eines Athleten, der nicht mit verstümmeltem Leibe weiterlebenwollte, ausdrücklich gebilligt hat (I, 2, 26). Als ihn einer fragte,ob derselbe als Athlet oder als Philosoph gehandelt habe, erwiderte er:als Manu, d. h. er war es seiner Mannesehre schuldig. Wir kommenhiermit auf das zweite berechtigte Motiv zum Selbstmord, nämlich aufdas der persönlichen Ehre, welches sich nahe berührt mit dem derVermeidung einer unsittlichen Handlung. Um vernünftig zu handeln,lehrt <strong>Epictet</strong>, darf man nicht bloss die äusseren Werte wägen, sondernmuss auch ib 7.y.xct. Tcpoaw-ov, d. h. das Gebot der Ehre berücksichtigen.<strong>Die</strong> Frage, ob diese Forderung der Ehre für alle Gebildeten gleichoder je nach der Lebensstellung <strong>des</strong> einzelnen verschieden ist, könnenwir hier beiseite lassen. Bekanntlich vertritt Panätius bei Cicero de <strong>of</strong>f.ausgesprochenermassen die letztere Ansicht und wendet dieselbe auchauf die Frage der Berechtigung <strong>des</strong> Selbstmor<strong>des</strong> an, indem er sagt,dass Cato nach dem Untergang der Republik berechtigt gewesen seisich zu töten wegen seiner individuellen Gemütsart und mit Rücksichtauf seine ganze Persönlichkeit und Vergangenheit, während mandieselbe That anderen mit Recht zum Vorwurf gemacht haben würde(<strong>of</strong>f. I, 112). Hier handelt es sich nur darum, festzustellen, dass<strong>Epictet</strong> auch bei leiblichen Gebrechen, freilich nur in ganz besonderenFällen, welche die persönliche Ehre betreffen, den Selbstmord gestattethat. Ja er hält es sogar für Ehrenpflicht <strong>des</strong> Philosophen, der Beraubung<strong>des</strong> Bartes durch den Tod sich zu entziehen, eine Ansicht, dieuns barock erscheinen müsste, wenn wir nicht wüssten, dass <strong>Epictet</strong>in dem Bart das gottgeordnete äussere Unterscheidungszeichen der Geschlechterund in <strong>des</strong>sen Abnahme eine Verletzung der Sittsamkeit undMannesehi'e, das Symbol einer weibischen Gesinnung erblickte ^^).Unter dem Gesichtspunkte der persönlichen Ehre ist auch die Stelle zubetrachten, wo <strong>Epictet</strong> dem Agamemnon rät, statt über den Untergangder Hellenen zu jammern, freiwillig mit seinem Heere zu sterben. Freilichkann diese Aeusserung nicht als vollgewichtiges Zeugnis für dieAnschauung <strong>Epictet</strong>s gelten, da er den Agamemnon überhaupt alsTypus <strong>des</strong> ungebildeten vorführt und ihm schon seinen Zug nach Trojaals Fehler anrechnet*^). <strong>Die</strong> Ehre verlangt es, sich selbst zu töten,besonders in dem Fall, wenn man nur durch unwürdige Abhängigkeitvon einem anderen oder durch erniedrigen<strong>des</strong> Bitten und Schmeichelnsein Leben fristen könnte^"). So ruft <strong>Epictet</strong> aus: ich wollte liebergar nicht leben, wenn ich von der Gnade eines hochfahrenden Freigelassenenleben müsste (IV, 1, 150). Und überhaupt stellt er in dieserHinsicht den Grundsatz auf, dass man mit Tyrannen und Machthabernwohl Beziehungen pflegen dürfe, aber nur solange, als sie nichts Unrechtesund Ungereimtes verlangen. Einer unwürdigen Zumutung mussman sich, wenn es nicht anders geht, durch freiwilligen Tod entziehen.Fassen wir nun diesen Fall, dass der Selbstmord verübt wird,um einem moralischen Uebel zu entgehen, noch näher ins Auge, sowerden wu- fragen müssen: ist denn nach den Anschauungen der Stoa

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