lITurgIe 6./7. Juli 2013 / Nr. 27Frohe Botschaft14. Sonntag im Jahreskreis lesejahr Cerste lesungJes 66,10-14cFreut euch mit Jerusalem! Jubelt inder Stadt, alle, die ihr sie liebt. Seidfröhlich mit ihr, alle, die ihr über sietraurig wart. Saugt euch satt an ihrertröstenden Brust, trinkt <strong>und</strong> labteuch an ihrem mütterlichen Reichtum!Denn so spricht der Herr: Sehther: Wie einen Strom leite ich denFrieden zu ihr <strong>und</strong> den Reichtumder Völker wie einen rauschendenBach. Ihre Kinder wird man auf denArmen tragen <strong>und</strong> auf den Knienschaukeln.Wie eine Mutter ihren Sohn tröstet,so tröste ich euch; in Jerusalemfindet ihr Trost. Wenn ihr das seht,wird euer Herz sich freuen, <strong>und</strong> ihrwerdet aufblühen wie frisches Gras.So offenbart sich die Hand desHerrn an <strong>sein</strong>en Knechten.Zweite lesungGal 6,14-18Brüder <strong>und</strong> Schwestern!Ich will mich allein des Kreuzes JesuChristi, unseres Herrn, rühmen,durch das mir die Welt gekreuzigtist <strong>und</strong> ich der Welt.Denn es kommt nicht darauf an, obeiner beschnitten oder unbeschnittenist, sondern darauf, dass er neueSchöpfung ist. Friede <strong>und</strong> Erbarmenkomme über alle, die sich von diesemGr<strong>und</strong>satz leiten lassen, <strong>und</strong>über das Israel Gottes.In Zukunft soll mir niemand mehrsolche Schwierigkeiten bereiten.Denn ich trage die Zeichen Jesu anmeinem Leib.Die Gnade Jesu Christi, unseresHerrn, sei mit eurem Geist, meineBrüder. Amen.evangeliumLk 10,1-12.17-20In jener Zeit suchte der Herr zwei<strong>und</strong>siebzigandere aus <strong>und</strong> sandtesie zu zweit voraus in alle Städte <strong>und</strong>Ortschaften, in die er selbst gehenwollte.Er sagte zu ihnen: Die Ernte ist groß,aber es gibt nur wenig Arbeiter. Bittetalso den Herrn der Ernte, Arbeiter<strong>für</strong> <strong>sein</strong>e Ernte auszusenden.Geht! Ich sende euch wie Schafe mittenunter die Wölfe. Nehmt keinenGeldbeutel mit, keine Vorratstasche<strong>und</strong> keine Schuhe! Grüßt niemandunterwegs!Wenn ihr in ein Haus kommt, sosagt als Erstes: Friede diesem Haus!Und wenn dort ein Mann des Friedenswohnt, wird der Friede, denihr ihm wünscht, auf ihm ruhen;andernfalls wird er zu euch zurückkehren.Bleibt in diesem Haus, esst<strong>und</strong> trinkt, was man euch anbietet;denn wer arbeitet, hat ein Recht auf<strong>sein</strong>en Lohn. Zieht nicht von einemHaus in ein anderes!Wenn ihr in eine Stadt kommt <strong>und</strong>man euch aufnimmt, so esst, wasman euch vorsetzt. Heilt die Kranken,die dort sind, <strong>und</strong> sagt denLeuten: Das Reich Gottes ist euchnahe.Wenn ihr aber in eine Stadt kommt,in der man euch nicht aufnimmt,dann stellt euch auf die Straße <strong>und</strong>ruft: Selbst den Staub eurer Stadt,der an unseren Füßen klebt, lassenwir euch zurück; doch das sollt ihrwissen: Das Reich Gottes ist nahe.Ich sage euch: Sodom wird es an jenemTag nicht so schlimm ergehenwie dieser Stadt.Die Zwei<strong>und</strong>siebzig kehrten zurück<strong>und</strong> berichteten voll Freude: Herr,so<strong>gar</strong> die Dämonen gehorchen uns,wenn wir deinen Namen ausspre-chen. Da sagte er zu ihnen: Ich sahden Satan wie einen Blitz vom Himmelfallen. Seht, ich habe euch dieVollmacht gegeben, auf Schlangen<strong>und</strong> Skorpione zu treten <strong>und</strong> die<strong>ganz</strong>e Macht des Feindes zu überwinden.Nichts wird euch schadenkönnen.Doch freut euch nicht darüber, dasseuch die Geister gehorchen, sondernfreut euch darüber, dass eure Namenim Himmel verzeichnet sind.„Seht, ich habe euch die Vollmacht gegeben,auf Schlangen <strong>und</strong> Skorpione zutreten <strong>und</strong> die <strong>ganz</strong>e Macht des Feindeszu überwinden.“Foto: KNAgedanken zum Sonntagdas reich gottes ist euch naheZum Evangelium – von Geistlicher Rat Otto Lutz„Sagt den Leuten:Das ReichGottes ist euchnahe.“ Mit dieserBotschaft sendetJesus 72 Jüngeraus (die antikeWelt zählte 72Völker). Sie sollen eine Botschaft inalle Winkel der Erde tragen. Und gehensollen sie als Menschen, die annichts anderes ihr Herz hängen als an<strong>sein</strong>e Frohe Botschaft.Keinen Geldbeutel, keine Vorratstaschesollen sie mitnehmen, keineSchuhe tragen, sich durch <strong>gar</strong> nichtsvon ihrer Sendung ablenken lassen.Bedenke: Sie hatten damals wederNeues Testament noch Pastoralplan,nur Jesu Worte, die Erfahrung <strong>sein</strong>erTaten <strong>und</strong> die Schriften der Väter. Jesustraut ihnen zu, dass sie mit ihrerBotschaft bei den Menschen ankommen,von ihnen gut aufgenommen<strong>und</strong> versorgt werden. Bei ReinerKunze habe ich einmal gelesen: „Manglaubt <strong>gar</strong> nicht, was man alles nichtbraucht.“ Und Martin Heideggersagt: „Es gibt die unerschöpflicheKraft des Einfachen.“Die 72 gingen <strong>und</strong> fanden beivielen offene Ohren <strong>und</strong> Herzen,weil sie Jesu Botschaft authentischbezeugten. Bei ihren Hausbesuchenentstanden „Hauskirchen“, Christengemeinden,wichtige Orte <strong>und</strong>Zentren der Mission. „Voll Freudekehrten sie zurück <strong>und</strong> berichteten:Herr, so<strong>gar</strong> die Dämonen gehorchenuns, wenn wir deinen Namen aussprechen.“Wir Christen heute sind die Verkünderdes Evangeliums <strong>und</strong> Nachfolgerder 72. Die bewegende, unsbedrängende Frage lautet: Warumkommen wir heute bei den Menschennicht mehr so an, wie damalsdie 72, die in einer ähnlichen Phasedes Umbruchs lebten wie wir? Es istunübersehbar, dass es in unserer katholischenKirche schwer kriselt. Dashat viele Gründe. Das Image unsererKirche wird immer schlechter; dieZahl der Kirchenbesucher nimmtzusehends ab, dadurch wachsen Kindernicht mehr in die Kirche hinein.Nach Erstkommunion <strong>und</strong> Firmungkommen viele Jugendlicheüberhaupt nicht mehr zur Kirche.Es wächst eine Generation heran,die kirchlich immer weniger interessiertist. Weil viele brisante Problemenicht angesprochen werden, tun sichdie Prediger heute sehr schwer, auchwenn sie noch so überzeugt <strong>und</strong> zeitgemäßdas Evangelium verkündigen<strong>und</strong> Maß nehmen an Jesus, in demdas Reich Gottes greifbar <strong>und</strong> erfahrbargeworden ist.Er hatte ein Herz <strong>für</strong> Arme <strong>und</strong>Sünder. Er kam nicht, um zu richten,sondern zu suchen, was verloren war,um zu befreien, was in Schuld <strong>und</strong>Angst gefesselt war. Er hob überholteMaßstäbe mit göttlicher Vollmachtauf, wandte sich den Gesch<strong>und</strong>enen<strong>und</strong> Ausgebeuteten zu, heilte Kranke<strong>und</strong> vergab Sünden. An <strong>sein</strong>er Botschaftliegt es nicht, denn das ReichGottes ist da – in Jesus, dem <strong>Christus</strong>.Aber vielen Getauften scheint dasheute egal zu sei, ihre Ansprüche sind„food, fun, fantasie“. Die widersprechender Botschaft Jesu. Auch die 72haben Ablehnung <strong>und</strong> Widersprucherlebt, wie viele Mutige heute.Ich denke: Wir alle sollten „Miteinanderdie Glut unter der Ascheentdecken“ (Abt Martin Werlen),damit die Botschaft Jesu wieder neuaufleuchten kann. Dann dürfen wirdarauf vertrauen, dass Christi Geistsich durchsetzen wird – gegen alleWidersprüche, so<strong>gar</strong> gegen den Tod.
6./7. Juli 2013 / Nr. 27 lITurgIeGebet der WocheAus Deinen Worten entnehme ich,dass Du gegen innere <strong>und</strong> äußereSchwierigkeiten anzukämpfen hast.Lass Dich nicht betrüben:keine zu hohe Selbsteinschätzung<strong>und</strong> Misstrauen sich selbst gegenüber,bereit <strong>sein</strong>, demütig die Schwäche,sobald man sie bemerkt, auf sich zu nehmen.Aber halte Dich nie darüber auf, über Dich nachzugrübeln:Ein Akt tiefer Demut hilft uns immer weiter.Und außerdem großes, unendliches, liebevollesVertrauen auf den Herrn, <strong>und</strong> dann unverzüglichdie gute Arbeit wieder aufnehmen.Johannes XXIII.Zum Buch „Johannes XXIII. begegnen“glaube im Alltagvon Max Kronawitter, TheologeSchriftlesungen <strong>und</strong> liturgische Hinweise <strong>für</strong> die kommende WochePsalterium: 2. WocheSonntag – 7. Juli,14. Sonntag im Jahreskeismesse (=m) vom Sonntag, gl, Cr, PrfSo, feierlicher Schlusssegen (grün);1. Les: Jes 66,10-14c, APs: Ps 66,1-3.4-5.6-7.16 u. 20, 2. Les: Gal 6,14-18, Ev:Lk 10,1-12.17-20 (oder 10,1-9)montag – 8. Juli,hl. Kilian, Bischof von Würzburg, <strong>und</strong>gefährten, glaubensboten, märtyrerm v. Tag (grün); Les: Gen 28,10-22a, Ev:Mt 9,18-26; m v. hl. Kilian u. gefährten(rot); L u. Ev v. Tag o. aus d. AuswLdienstag – 9. Juli,hl. Augustinus Zhao rong <strong>und</strong> gefährten,märtyrer in Chinam vom Tag (grün); Les: Gen 32,23-33,Ev: Mt 9,32-38; m vom hl. Augustinus<strong>und</strong> gefährten (rot); L u. Ev v. Tag oaAmittwoch – 10. Juli,hl. Knud, König von dänemark, hl.erich, König von Schweden, hl. olaf,Woche der KircheKönig von norwegenm v. Tag (grün); Les: Gen 41,55-57;42,5-7a.17-24a, Ev: Mt 10,1-7; m v. Hll.Knud, erich, olaf (rot); L u. Ev v. T. oaAdonnerstag – 11. Juli,hl. Benedikt von nursia, vater desabendländischen mönchtums, Patroneuropasm vom F, gl, Prf Hl oder or, feierlicherSchlusssegen (weiß); Les: Spr 2,1-9,Ev: Mt 19,27-29Freitag – 12. Julim vom Tag (grün); Les: Gen 46,1-7.28-30, Ev: Mt 10,16-23Samstag – 13. Juli,hl. Heinrich II. <strong>und</strong> hl. Kunig<strong>und</strong>e,Kaiserpaar; marien-Samstagm v. Tag (grün); Les: Gen 49,29-33;50,15-26a, Ev: Mt 10,24-33; m v. Hll.Heinrich u. Kunig<strong>und</strong>e (weiß); L u. Evv. Tag oaA; m v. marien-Sa (weiß); L u.Ev v. Tag oaAmeine Leidenschaft, Fotos zuschießen, stößt bei meinerFrau nicht immer auf Gegenliebe.„Schau‘s dir doch einfachan“, bekomme ich dann gerne zuhören. Manchmal packe ich <strong>ganz</strong>einsichtig die Kamera in die Tasche.Es gibt freilich auch Augenblicke,da kann <strong>und</strong> will ich es nicht lassen.Dann überwiegt die Überzeugung,dass ein Foto dauerhafter <strong>sein</strong> dürfteals meine Erinnerung.Trost in einemvertrauten BildBei den Fernsehberichten über dieHochwasseropfer hat mich eine Szene<strong>ganz</strong> besonders berührt: Ein Familienvaterführte das Kamerateamin <strong>sein</strong>e verwüstete Wohnung. Au<strong>sein</strong>em umgestürzten Regal entnahmer ein Fotoalbum. Als er es öffnenwollte, zerriss es. Es war zu einemKlumpen verklebt. „Kaputt! All‘ unsereBilder sind weg“, seufzte er resigniert.Möbel <strong>und</strong> Wertgegenständelassen sich ersetzen. Zerstörte Fotosnicht. Auch wir hatten vor Jahreneinen gefluteten Keller. Die Bildereines Urlaubs wurden dabei zerstört.Jener Sommer ist zu einer Artschwarzem Loch in unserer Familienchronikgeworden. Die Erinnerungdaran – so habe ich festgestellt– verblasst schneller. Fotos sind einideales Vehikel, um Erfahrungen zuvergegenwärtigen. Das Bild eines geliebtenMenschen lässt uns so<strong>gar</strong> mitihm in Dialog treten. Wenn michjemand auf einem Foto anlächelt,passiert etwas mit mir. So als wärees eine Begegnungvon Angesichtzu Angesicht.Das mag auch der Gr<strong>und</strong> <strong>sein</strong>,warum sich das religiöse Bilderverbotim Christentum nie so rechtdurchsetzen konnte. Zu groß ist dasBedürfnis, dem Göttlichen auchin einem Blick zu begegnen. Wiesinnlich diese Kommunikation <strong>sein</strong>kann, zeigt die Ikonenverehrung derOrthodoxie.Aus dem Alltag vieler Katholikensind religiöse Darstellungen weitgehendverschw<strong>und</strong>en. Im Gegensatzzur medialen Bilderflut sind spirituelleMotive heute Mangelware. Siesind von den Wänden entfernt wordenwie die gemusterten Tapeten.Klassiker wie das Herz-Jesu-Bild, dasin der Großelterngeneration nochzum Bildprogramm jedes Hausesgehörte, findet man nur noch aufTrödelmärkten. Auch die Szenenaus dem Leben Jesu im Nazarener-Stil sind als Kitsch verbannt worden.Aber keine neuen Bilder haben diealten abgelöst. Trost <strong>und</strong> Geborgenheit,die frühere Generationendurch den Blick in das sanfte Antlitzdes Erlösers erhalten haben, sindin den meisten Wohnungen nichtmehr erfahrbar.Situationen einzufangen, diemehr sind, als sie vordergründigzeigen: Das versuche ich manchmalauch mit dem Fotoapparat. Auf dieseWeise entsteht gelegentlich einSchnappschuss, der zu einer kleinenIkone wird. Dann leuchtet aus Augenpaareneine <strong>ganz</strong> andere Realität.Max Kronawitter