13.07.2015 Aufrufe

ganz und gar für Christus verfügbar sein

ganz und gar für Christus verfügbar sein

ganz und gar für Christus verfügbar sein

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

ForTSeTZungSromAn 6./7. Juli 2013 / Nr. 27ruhig“, schaltete sichRuth ein. „Und hör27„Issnicht auf die Kerle. Es istnichts Unrechtes, <strong>und</strong> es ist gut.“Ursula ließ sich das nicht zweimalsagen. Hungrig biss sie vom Fleischab <strong>und</strong> kaute genüsslich, währendsie ihren Löffel hervorkramte. Esschmeckte wirklich w<strong>und</strong>erbar.Dann schenkte Ursula von ihremSud aus, <strong>und</strong> das Getränk fand Anklangbei ihren Gastgebern. „Maletwas anderes als ewig nur Wasser<strong>und</strong> saure Milch.“ Lothar nahm sichgleich noch eine Schale. „Hm, daswärmt <strong>und</strong> erfrischt zugleich.“Ursula freute sich. Mittlerweilewar die Dämmerung hereingebrochen.Karl legte noch ein Holzscheitnach, <strong>und</strong> das Feuer wurde heller.Satt <strong>und</strong> zufrieden traute Ursula sichnun, ihrer Neugierde Ausdruck zuverleihen. „Warum seid ihr unterwegs?Und wovon lebt ihr?“ fragtesie.„Wir sind Handelsleute, fahrendesVolk. Wir sind immer unterwegs.Der Wagen ist unser Haus.Wir sind keine Gaukler, die auf denMärkten ihre Späße machen, sondernbringen Waren von hier nachdort <strong>und</strong> von dort weiter woandershin.“„Was <strong>für</strong> Waren?“ fragte Ursula.„Jetzt bringen wir Tuch <strong>und</strong> anderenTand aus dem Westen nachRegensburg. Wenn wir alles verkaufthaben, wenden wir uns nach Süden<strong>und</strong> kaufen Salz in den Bergen. Dasbringen wir dann nach Westen <strong>und</strong>verkaufen es dort. Mit dem Erlöskaufen wir neue Waren <strong>und</strong> bringendie dann wieder hierher oder auchwoanders hin. Und so weiter <strong>und</strong> sofort“, erklärte ihr Lothar.„Aber allzu lange wollen wir nichtin Regensburg weilen. Ein Reiter erzählteuns davon, dass der Papst imFrankenland weilt <strong>und</strong> dass er nochvor Ende des Jahres eine Versammlungin einer Stadt namens Clermonteinberufen will. Da wollen wir rechtzeitigdort <strong>sein</strong>, denn so etwas ziehtviele Leute von überall her an, <strong>und</strong>da lassen sich gute Geschäfte machen.Ja, <strong>und</strong> einen Papst sieht manauch nicht alle Tage.“„Hör nicht auf ihn“, ergriff nunKarl das Wort. „Wer weiß, was unsauf unserem Weg alles begegnet.Vielleicht sind wir noch vor demWinter in Clermont oder vielleichteben nicht.“Ursula überlegte. Sie wollte durchihre Fragen nicht unhöflich oder zuneugierig erscheinen. „Wie meinstdu das?“ fragte sie dennoch. „Waskann euch begegnen?“Lothar antwortete, bevor <strong>sein</strong>Bruder noch Luft geholt hatte: „Manweiß es nie genau. Überall in allenLanden gefallen sich Ritter <strong>und</strong> Herrendarin, sich gegenseitig die Köpfeeinzuschlagen <strong>und</strong> Kriege zu führen.Die Handelsleute,denen Ursula unterwegsbegegnet ist, entpuppensich als fre<strong>und</strong>liche <strong>und</strong>hilfsbereite Christen. Siebieten der jungen Frauan, sich ihnen anzuschließen,um gemeinsamnach Regensburgweiter zu wandern. Außerdemteilen sie ihreVorräte mit ihr. Ursula bedanktsich mit einem wärmendenSud aus Kräutern.Da gerät man besser nicht hinein.Außerdem sind die Zeiten schlecht.Im Westen hungern viele Leute, <strong>und</strong>ein Haufen Gesindel ist auf den Straßen<strong>und</strong> neidet einem nicht nur Hab<strong>und</strong> Gut, sondern jeden einzelnenBissen. Manchmal jagt man uns auchdavon, weil die Leute Angst haben,wir brächten Krankheiten mit, vondenen sie gehört haben. Aber vonKranken <strong>und</strong> von Orten, wo eineSeuche ihr grausames Werk verrichtet,halten wir uns fern.“„Aber wie könnt ihr wissen, wasvor euch liegt?“ wollte Ursula wissen.„Nun, wir sind doch nicht dieEinzigen, die auf den Straßen unterwegssind“, antwortete nun wiederKarl. „Es gibt Leute wie wir, dieHandel treiben, dann gibt es Wandermönche<strong>und</strong> Abenteurer, Reiter,die auf der Suche nach Anstellungbei einem neuen Herrn sind. Wennman sich trifft, redet man miteinander<strong>und</strong> tauscht aus, was man vonder Richtung, aus der man kommt,weiß. So erfährt man alles, was wichtigist, <strong>und</strong> <strong>ganz</strong> besonders, wo mannicht hingehen soll.“„Habt ihr keine Angst?“„Nein“, knurrte Karl. „Wir könnenuns wehren, solange es nicht zuviele sind. Aber in letzter Zeit trafenwir viel mehr arme Gestalten, diebettelnd durch die Lande ziehen, dieihre Äcker verlassen haben, weil siedort verhungert wären. Es scheinenimmer mehr zu werden.“„Deswegen bin ich auch gegenClermont“, schaltete sich Ruth nunein. „Der Papst <strong>und</strong> all die Bischöfeziehen viel Volk an. All diese Armen<strong>und</strong> alle Taugenichtse werden, wennsie davon hören, auch dorthin eilen.Sei es um des Heiles willen, den einPapstsegen haben mag, oder um derFoto: akg-images/Erich Lessingfetten Almosen willen, die bei so vielenKirchenmännern <strong>und</strong> Herrenabfallen können. Ich weiß nicht, obes gut ist, ihnen gleichzutun.“„Ja, bist du gescheit?“ Lothar belustigtesich. „Wo viele Menschenzusammenkommen, gibt es von allemnicht genug, <strong>und</strong> wir könnenegal was <strong>für</strong> wenigstens den doppeltenPreis verkaufen. Wir wären schöndumm, wenn wir uns vor dem Wintereinen solchen Verdienst durch dieLappen gehen lassen würden.“„Ja, ja, ist schon recht“, maulteRuth. „Aber nun lass uns schlafengehen, bevor du uns das alles nochauf Heller <strong>und</strong> Pfennig vorrechnest.Ursula, leg dich dort drüben hin, dabist du noch nah genug am Feuer,dass es dich wärmt.“Ruth war aufgestanden <strong>und</strong> gingzum Wagen. Lothar folgte ihr. Karlgrinste. Er blieb beim Feuer sitzen.Ursula nahm ihre Tasche <strong>und</strong> dieHaut auf <strong>und</strong> breitete sie auf den ihrzugewiesenen Platz, auf dem schoneiniges Laub <strong>und</strong> Stroh lag, aus.Dann wickelte sie sich in ihre Decke,bettete ihren Kopf auf ihre Tasche<strong>und</strong> schaute in das Feuer. Sie fühltesich bei diesen Leuten gut aufgehoben<strong>und</strong> wusste, dass sie in dieserNacht besser schlafen würde. Karlstreckte sich gleich dort, wo er gesessenhatte, aus, <strong>und</strong> schon bald konnteUrsula ihn schnarchen hören.Auch ihre Augen wurden schwer.Satt <strong>und</strong> zufrieden ließ sie sich inden Schlaf hineingleiten, wissend,weder Regen noch irgendein Tierwürden sie in dieser Nacht stören.Auf dem Weg nach Regensburg7. September 1095Das Quäken des kleinen Johannesriss Ursula aus dem Schlaf. Siehatte wirklich die <strong>ganz</strong>e Nachtdurchgeschlafen <strong>und</strong> schaute nunetwas verwirrt auf das Treiben umsie herum. Ruth gab ihrem Kinddie Brust, Karl rührte in einem Kessel<strong>und</strong> Lothar hatte damit begonnen,das eine oder andere wieder imWagen zu verstauen.Ursula setzte sich auf. Dabeimerkte sie, dass ihr wieder leichtschwindlig war, <strong>und</strong> dieses Gefühlmachte ihren Magen rebellisch. Sieversuchte, tief <strong>und</strong> ruhig zu atmen.Das Gefühl ebbte langsam ab, <strong>und</strong>so traute sie sich aufzustehen, umsich zu erleichtern. Sie nickte Karl<strong>und</strong> Ruth ohne ein Wort zu <strong>und</strong>probierte ein Lächeln. Lothar warwieder in bester Laune. „GutenMorgen, guten Morgen. Der Tagscheint gut zu werden. Vielleichtkommen wir heute ein Stück voran,ohne nass zu werden. Spute dich,nach einem Schälchen Brei brechenwir auf.“ Ursula lief ein Stück inden Wald <strong>und</strong> verrichtete ihr morgendlichesGeschäft. Als sie zumLager zurückkehrte, war Lotharschon beinahe fertig mit Packen.Nur der Breitopf <strong>und</strong> ihre Schalenstanden noch beim Feuer. Ansonstenwar alles verpackt, auch die Plane,unter der sie gesessen hatten.Ursula nahm sich eine Portion Brei<strong>und</strong> begann zu essen. Als sie fertigwaren, schirrte Karl die Pferde an.Ursula näherte sich vorsichtig denTieren. Sie hatten <strong>ganz</strong> weiche Nasen.„Sind Pferde nicht sehr teuer?“fragte sie Karl.Der nickte. „Ja, aber wenn manerst einmal eines hat, macht es sichsehr bezahlt.“„Woher habt ihr die beiden?“„Hm, der eine hier, den hat Lotharin einem guten Jahr einem armenSchlucker abgekauft, der sonstwohl verhungert wäre. Soweit mander Erzählung Lothars Glaubenschenken mag. Das hier“, er streicheltezärtlich Hals <strong>und</strong> Kopf desTieres, „das ist mein Pferd, das ichviele Jahre geritten habe, bevor ichmich mit Lothar zusammentat <strong>und</strong>es vor <strong>sein</strong>en Wagen spannte.“„Du warst ein Reiter?“„Ja, ein Ritter ohne Land <strong>und</strong>Burg, der sich an den Meistbietendenverkaufte.“ Bitternis klang in<strong>sein</strong>er Stimme mit.„Verkaufte? Für was?“DIE KREUZFAHRERINStefan NowickiGeb<strong>und</strong>en, 384 S.Sankt Ulrich Verlag19,95 EURFortsetzung folgt

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!