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Arbeitspapier / Abteilung Wirtschaft Günter Buchholz, Ralf Hoburg ...

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positiven Fall gemindert wird. In diesem Sinne ist die notwendige Diskussion über<br />

„Managergehälter“, die der Kollege <strong>Buchholz</strong> in seinen Thesen als Beispiel anführt, ein typisches<br />

wirtschaftsethisches Thema oder die Frage nach dem Zusammenhang von ökonomischer<br />

Gewinnsteigerung und Streichung von Arbeitsplätzen. Was ist die Funk-tion der <strong>Wirtschaft</strong> in der<br />

Gesellschaft? Darüber würde ich in der Tat gerne mit Ökonomen in die Diskussion kommen. Das<br />

klassische Lehrbuch zur <strong>Wirtschaft</strong>spolitik von Bruno Molitor antwortet darauf nur mit einem<br />

kleinen Satz: Das Ziel der <strong>Wirtschaft</strong> und damit ihr Sinn und Zweck liegt in der<br />

„gesamtgesellschaftlichen Wohlstandssteigerung“. 18 Zu dieser gesamtge-sellschaftlichen Aufgabe<br />

der <strong>Wirtschaft</strong> gehört dann aber auch ein Diskurs über Geldmit-telverteilung, Beseitigung sozialer<br />

Notlagen sowie wirtschaftwissenschaftliche Reflexionen zum Thema der Arbeitsmarktpolitik. Der<br />

Kollege hat insofern recht, als mit der <strong>Wirtschaft</strong>s-ethik immer ein gesellschaftlicher Diskurs<br />

verbunden ist. Als Fachhochschule täten wir daher gut daran, den wirtschaftsethischen Diskurs<br />

normativ für alle Ausbildungsfächer sozusagen als „Studium generale“ zu implementieren, in dem<br />

das Bewusstsein einer ethischen Verant-wortung für die Studierenden zu einem Teil ihrer<br />

beruflichen Identität wird – eben nicht nur als ethisches Fähnlein in der Sozialarbeit oder einem<br />

kirchlich-religiösen Berufsfeld wie dem der Religionspädagogen, sondern gerade und besonders bei<br />

Maschinenbauern oder im Bereich der Medien oder gar von Textil und Design. Wer heute die<br />

Förderung von Wertebewusstsein der Studierenden im Rahmen eines Studiums als eine zu<br />

vernachlässigende Größe ansieht und allein auf technologische Innovation setzt oder die<br />

Bildungsvoraussetzungen der Studie-renden, ist leider nicht auf dem aktuellen Stand der<br />

Bildungsdiskussion. Die Abschaffung einer Institution wie des Studium Generale an der FH-<br />

Hannover durch das Präsidium ist daher m.E. genau die falsche Entscheidung.<br />

Die Ebene der sog. „Codes of Conduct“ bzw. der gesamte Bereich der sog. „Corporate Governance“<br />

betrifft im engeren Sinne die Unternehmensethik. Kommen wir über sie ins Gespräch, geht<br />

es um die Frage des ethischen Verhaltens von Unternehmen und der sozialen Gestaltung von<br />

ökonomischer Interaktion. Hier sind es vor allem „ethische Haltungen“, die auf der Grundlage<br />

ökonomischer Handlungen von Subjekten betrachtet werden müssen. Dahinter verbergen sich<br />

eminent praktische Fragen einer „Produzenten-„ bzw. „Rezipientenethik“ so etwa die Frage: wie<br />

sind die umweltethischen Bedingungen in Produktions- und Verkaufs-prozesse mit ein zu<br />

beziehen? 19 Etwas simpel ausgedrückt ist die Unternehmensethik „Lei-tungs- und Führungsethik“<br />

und beschreibt dann die ethischen Handlungsmaßstäbe im gesamten Managementprozess. Etwas<br />

komplizierter wird es, wenn man die Umwelt des Unternehmens mit hinzuzieht. Dann wird<br />

Unternehmensethik in einem 6-fachen Feld relevant. Ethische Prinzipien kommen dann zur<br />

Diskussion<br />

� Im Umgang mit Wettbewerbern im Markt<br />

� Im Umgang mit Kunden<br />

� Im Umgang mit Mitarbeitern<br />

� Im Umgang mit der Umwelt<br />

� In der Produkt- und Preispolitik<br />

� In der Unternehmenskommunikation<br />

Dritter Zwischenruf: Der Begriff der Ethik<br />

In der Definition der Ethik liegt mein größter Dissens zu den Überlegungen des Kollegen. Ganz im<br />

Rückgriff auf die klassisch griechische Definition, die dann bei dem Philosophen Kant aufgegriffen<br />

wird, definiert der Kollege <strong>Buchholz</strong> Ethik als den Bereich dessen, was zu tun oder zu sollen ist. 20<br />

18 Bruno Molitor, <strong>Wirtschaft</strong>spolitik, München/Wien, 6. Auflage, 25.<br />

19 Die Diskussion im Bereich der NPO’s bzw. der NGO’s ist hier weit gediehen. Vgl. zum gesamten Komplex Hanns-<br />

Stephan Haas/ Udo Krolzik (Hg.), Unternehmen Diakonie, Stuttgart 2007.<br />

20 Damit bewegt er sich auf dem Pfad deontologischer Denktradition. Wer aber setzt in einer pluralistischen<br />

Gesellschaft die normativen bzw. objektiven Maßstäbe des Handelns? Ethische Begründung kann daher im Kontext der<br />

Moderne nicht deduktiv vorgehen, sondern induktiv. Es geht um die Begründungszusammenhänge des moralischen<br />

Urteilens von Subjekten.<br />

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