Arbeitspapier / Abteilung Wirtschaft Günter Buchholz, Ralf Hoburg ...
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4. Kann die <strong>Wirtschaft</strong>sethik überhaupt leisten, was von ihr erwartet wird?<br />
Die <strong>Wirtschaft</strong>sethik kann dann wirksam werden, wenn möglichst alle - oder wenigstens genügend<br />
zahlreiche - autonome und ethisch einsichtige Handelnde vorhanden sind, die - ohne dazu<br />
gezwungen zu sein - entschlossen sind, das gemeinsam erkannte gute Ziel wirklich erreichen zu<br />
wollen. Dazu müßte aber ein gesellschaftlicher Prozeß ablaufen, der demjenigen der Erosion der<br />
geschäftlichen Moral entgegengesetzt wäre; so etwas zu erwarten oder appellativ zu fordern, dürfte<br />
aber ein Ausdruck von Idealismus und somit zum Scheitern verurteilt sein.<br />
Diese Vorstellung enthält allerdings eine Schwachstelle, nämlich die Voraussetzung der Autonomie<br />
der Entscheidungssubjekte; diese aber ist zwischen den Theorien strittig. Zwar wird in den<br />
Handlungstheorien von dieser Voraussetzung ausgegangen, aber die Systemtheorien widersprechen<br />
und verweisen auf die Prägung der Subjekte durch Sozialisation sowie auf ihre Integration in bereits<br />
vorgegebene sozioökonomische Verhältnisse, also auf den Vorrang des sozioökonomischen Systems<br />
und seiner Logik. Die systemische Objektivität wirkt danach prägend und hat deshalb Vorrang<br />
gegenüber dem individuellen Handeln mit seiner Subjektivität. (Horkheimer und Adorno 1933).<br />
Aus dieser theoretischen Perspektive bestünde folglich kein oder nur ein sehr begrenzter<br />
Handlungsspielraum. Wo er jedoch existierte, dort könnte prinzipiell individuell ethisch motiviert<br />
gehandelt werden.<br />
Sofern die systemtheoretische Sichtweise relevant ist, kann sich die Wirksamkeit der<br />
<strong>Wirtschaft</strong>sethik zwar entfalten, aber nur inerhalb des Systems, aufgrund seiner spezifischen<br />
Funktionslogik und der darin möglicherweise enthaltenen freien Handlungsspielräume. In der<br />
<strong>Wirtschaft</strong> wirkt sich beispielsweise der Wettbewerb auf den Märkten beschränkend auf die<br />
Handlungsspielräume der Unternehmer aus, aber andererseits gibt es in der Geschichte und in der<br />
Gegenwart auch immer wieder beeindruckende Beispiele originellen unternehmerischen Handelns,<br />
das von ausgetretenen Pfaden und Managementmoden abweicht. Nicht jede Phantasielosigkeit kann<br />
eben mit dem Diktat der Systemlogik entschuldigt werden.<br />
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