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Arbeitspapier / Abteilung Wirtschaft Günter Buchholz, Ralf Hoburg ...

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Diskussion mit. Die erste deutschsprachige <strong>Wirtschaft</strong>sethik hat der reformierte Zürcher<br />

Theologieprofessor Arthur Rich in den 80er Jahren vorgelegt, einen sozialethischer Ansatz als<br />

mittleren Weg zwischen den Interessen der Arbeitnehmer und rigiden unternehmerischen<br />

Shareholder- value - Standpunkt. Ein Ansatz, der damals in der Schweiz und in Süddeutschland auf<br />

großes Interesse der <strong>Wirtschaft</strong> stieß.<br />

Auch heute lassen sich die wirtschaftsethischen Ansätze noch grob so kategorisieren:<br />

evangelisch - katholisch - "weltlich"<br />

Mit Arthur Rich habe ich einen protestantischen Wissenschaftler benannt, auf katholischer Seite<br />

wäre vor allem der etwas ältere Jesuit Oswald von Nell-Breuning (1890-1991) zu nennen: Theologe<br />

und Sozialwissenschaftler, einer der Väter der katholischen Soziallehre.<br />

Relativ spät - eigentlich erst seit einigen Jahren - dafür aber mit einer fast unübersehbare Flut von<br />

Publikationen mischen die weltlichen Wissenschaften mit, die praktische Philosophie und die<br />

Politik- und Sozialwissenschaften, zu denen ich nach alter Lesart auch die<br />

<strong>Wirtschaft</strong>swissenschaften zähle! Manchmal ist die Flut der Publikationen etwas ärgerlich, weil viel<br />

Oberflächlichkeit im Spiel ist, auch viel Polemik, aber um es mit Peter Ulrich zu sagen, das weist<br />

wohl auch drauf hin, dass die Sache "brennt".<br />

Vor 15 Jahren, erst 1993 wurde das Deutsche Netzwerk <strong>Wirtschaft</strong>sethik (DNWE) wurde<br />

gegründet. Mitglieder sind Vertreter aus <strong>Wirtschaft</strong>, Politik, Kirchen und Wissenschaft, die an<br />

wirtschaftsethischen Fragen interessiert sind.<br />

Bevor ich jetzt weiter über das Phänomen <strong>Wirtschaft</strong>sethik rede, gebe ich Ihnen eine<br />

Arbeitsdefinition für diesen Abend, damit Sie wissen, was ich unter Ethik verstehe:<br />

<strong>Wirtschaft</strong>sethik ist die wissenschaftliche Reflexion über ethische, moralische und sittliche Fragen<br />

in der <strong>Wirtschaft</strong>.<br />

<strong>Wirtschaft</strong>sethik hat keine unmittelbaren Rezepte für konkrete Einzelfragen,<br />

sie gibt aber durchaus Entscheidungshilfen und zielt auf grundsätzliche Sensibilisierung.<br />

<strong>Wirtschaft</strong>sethik zielt auf den vor – politischen und vor – rechtlichen Raum; hier beansprucht sie<br />

Normativität, will sie argumentativ festlegen, was gut und richtig ist!<br />

Ich komme zu meinem Überblick zurück, die gelernten oder selbst ernannten <strong>Wirtschaft</strong>sethiker,<br />

von denen ich in meiner Groborientierung gesprochen habe, teilen heute beileibe nicht mehr alle<br />

den Standpunkt Luthers Luthers Position war ja die, dass es für die <strong>Wirtschaft</strong> noch andere, d.h.<br />

nicht ökonomische Kriterien geben könne und müsse.<br />

Ethik und <strong>Wirtschaft</strong> – ein Gegensatz oder ein Widerspruch? – passen Ethik und <strong>Wirtschaft</strong><br />

zusammen – oder eher doch nicht?<br />

Eine wichtige Position ist diese: Ethische Kriterien für die <strong>Wirtschaft</strong> – nein danke! Ethik hat in der<br />

<strong>Wirtschaft</strong> nichts zu suchen, wo kämen wir denn da hin. Das ist ein Standpunkt, den Sie sowohl bei<br />

Praktikern finden als auch bei Philosophen, selbst unter wirtschaftswissenschaftlich orientierten<br />

Theologen finden Sie diese Position. Der bekannteste ist neben den strengen Rationalisten unter den<br />

Ökonomen der bekannte Systemtheoretiker Niklas Luhmann.<br />

In den modernen differenzierten Gesellschaften hat das Teilsystem Moral faktisch keine<br />

integrierende Funktion. Erst recht kann das Teilsystem Ethik oder Moral andere gesellschaftliche<br />

Teilsysteme nicht bestimmen oder normieren, d.h. die Spielregeln bestimmen.<br />

Die Regelsysteme der Moral und der <strong>Wirtschaft</strong>, so Luhmann, sind voneinander unabhängig und<br />

folgten jeweils ihrer eigenen immanenten Logik. Wenn dagegen der Versuch unternommen werde,<br />

wirtschaftliche Effizienz an moralische Kriterien zu binden, komme es leicht zu einer Verletzung<br />

der Effizienzkriterien. <strong>Wirtschaft</strong>ssysteme folgten eben nicht moralischen, sondern ausschließlich<br />

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