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Arbeitspapier / Abteilung Wirtschaft Günter Buchholz, Ralf Hoburg ...

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1. Was verstehen wir unter <strong>Wirtschaft</strong>sethik?<br />

Ethik ist ein Zweig der praktischen Philosophie, wie sie seit mehr als zweitausend Jahren betrieben<br />

wird. Es geht hier um die Frage, was wir tun und wie wir handeln sollen - und damit umgekehrt<br />

auch, was wir nicht tun und wie wir nicht handeln sollen.<br />

Diese Frage nach dem Sollen setzt Freiheit voraus, und sie impliziert, daß eben nicht alles, was<br />

getan werden könnte, auch getan werden sollte – wofür Gründe existieren. Die hier als Beispiel<br />

geeigneten öffentlichen Debatten aus dem Bereich der Medizinethik werden Ihnen sicherlich allen<br />

gegenwärtig sein.<br />

In der <strong>Wirtschaft</strong>sethik werden ethische Überlegungen auf das Praxisfeld <strong>Wirtschaft</strong> angewandt. Es<br />

geht hierbei nicht um die strikt verbindliche Legalitätsgrenze sondern um die faktisch weder strikt<br />

verbindliche noch völlig unverbindliche Moralitätsgrenze.<br />

Während der Gesetzgeber in Verbindung mit der Justiz die jeweilige Grenze zwischen Legalität und<br />

Illegalität bestimmt, muß die in der Regel enger gezogene Moralitätsgrenze von der Zivilgesellschaft<br />

in einem öffentlichen ethisch-politischen Reflexionsprozeß bestimmt und als verbindlich<br />

anerkannt werden.<br />

So wurde zum Beispiel Bestechung im Ausland, aber nicht im Inland, jahrzehntelang als moralisch<br />

unbedenklich angesehen; Bestechungsgelder konnten sogar steuermindernd geltend gemacht<br />

werden. Das ist inzwischen geändert worden.<br />

Die Bestimmung von Moralitätsgrenzen kann sich auch innerhalb einer Berufsgruppe oder Branche<br />

vollziehen; in der Consulting-Branche gibt es z. B. verschiedene Professional Codes (Kubr, Milan:<br />

Management Consulting, Geneva 1996), d. h. vereinbarte und anerkannte Regelwerke für das<br />

ethisch korrekte berufliche Handeln von Unternehmensberatern.<br />

Zwar ist damit noch nicht gesichert, daß diese Regeln tatsächlich hinreichend beachtet werden,<br />

aber sie sind damit immerhin als ein allgemein gültiger Maßstab greifbar, und das tatsächliche<br />

Handeln kann an ihnen gemessen und beurteilt werden.<br />

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