Arbeitspapier / Abteilung Wirtschaft Günter Buchholz, Ralf Hoburg ...
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Effektivitätsregeln. Luhmann behauptet eine Systemneutralität oder sogar Systemschädlichkeit von<br />
Moral gegenüber der <strong>Wirtschaft</strong>. Dieser sozialwissenschaftliche Ansatz trifft sich mit der Theorie<br />
einer eigenen Rationalität der Ökonomie: Die Ökonomie hat eine Rationalität, die nicht mit der<br />
allgemeinen Rationalität übereinstimmt, insofern kann man ihr mit klarer Vernunft oder gar mit<br />
ethischer Vernunft nicht in den Diskurs gehen.<br />
Meine Position dazu möchte ich so beschreiben: Weder stimmt dies empirisch, dass Moral und<br />
<strong>Wirtschaft</strong> voneinander unabhängige Regelsysteme sind, noch sollte es so sein. Empirisch sind<br />
wirtschaftliche Entscheidungen, bereits die Entscheidung für ein bestimmtes <strong>Wirtschaft</strong>ssystem<br />
unvermeidlich von bestimmten Wertannahmen geprägt, etwa dem dass Effizienz,<br />
<strong>Wirtschaft</strong>sliberalität oder Prosperität primäre Handlungsziele und -werte sind. Selbst wenn aber<br />
<strong>Wirtschaft</strong> und Moral wirklich voneinander völlig abgetrennte Teilsysteme wären, wäre ein<br />
derartiger Zustand nicht wünschenswert, da jedes menschliche Handeln, auch das wirtschaftliche,<br />
an moralischen Kriterien zu messen ist, wenn man jedenfalls, wie offensichtlich auch Luhmann<br />
selbst, Moral grundsätzlich akzeptiert, etwa als System von "Achtung und Missachtung".<br />
<strong>Wirtschaft</strong> ist <strong>Wirtschaft</strong>, Moral ist Moral - Zufallsüberschneidungen<br />
sind nicht ausgeschlossen. Moral insgesamt erweist sich als naiv oder störend angesichts der<br />
marktwirtschaftlichen Effizienzregeln, das wäre eine etwas abgemilderte Position Die<br />
Konsequenzen bleiben dieselben<br />
Ethik und <strong>Wirtschaft</strong> - passt das zusammen - oder doch nicht ?<br />
Ein alte Streitfrage, die einen sagen wie Luhmann und neoliberale Ökonomen „nein“, die anderen<br />
sagen wie Luther „ja“, aber dieses „ja“ ist nicht so eindeutig wie am Vorabend der Moderne zu<br />
Luthers Zeiten, sondern ist heute so differenziert, dass die Vielzahl der Positionen einen<br />
schwindelig machen kann.<br />
Wenn aber, so setze ich einmal voraus, Geld wirklich die Welt regiert, ist es dann wünschenswert,<br />
dass wirtschaftliches Handeln ausgeschlossen ist, oder besser gesagt ausgenommen wird von der<br />
Diskussion, ob etwas richtig ist oder falsch, gut ist oder böse ist.<br />
Die ökonomische Theorie der Gegenwart neigt mehrheitlich einer Position zu, die sich so<br />
umschreiben lässt: <strong>Wirtschaft</strong>liches Handeln gehorcht den Kriterien der ökonomischen Vernunft<br />
und keinen ethischen.<br />
Eine durchaus strittige Frage ist das in der philosophischen und politikwissenschaftlichen<br />
Diskussion, die Frage also, ob sich <strong>Wirtschaft</strong>, wirtschaftliches Handeln, die Fragen der Produktion,<br />
des <strong>Wirtschaft</strong>ens, des Handelns und des Geldes ethisch beurteilen lassen.<br />
Pecunia non olet, - Hildesheimern kommt dieser lateinische Satz unangenehm bekannt vor - sagte<br />
Kaiser Vespasian im 1. Jahrhundert nach Christus: Vespasian bekannt für seine rigorose Spar- und<br />
Steuerpolitik, besteuerte die öffentlichen Klos in Rom. Geld stinkt nicht, Geld ist neutral, es ist egal,<br />
woher es kommt, ob aus den römischen Toiletten, oder der modernen Variante Mc Clean, ob es um<br />
Sponsoring im sozialen Bereich durch suspekte Geldgeber geht oder um Finanzierung<br />
wissenschaftlicher Publikationen aus Glücksspielgewinnen und Mitteln aus dem Lotto. Auch Aktien<br />
von MacDonalds und Coca Cola sind anscheinend wertneutral. Der Kollege Hans Küng hat sein<br />
weltweites ambitioniertes Programm für den Weltfrieden aus Coca Cola – Gewinnen finanzieren<br />
lassen, das Weltethos – Projekt.<br />
Dagegen hält Thomas von Aquin, der vielleicht einflussreichste Philosoph und Theologe der<br />
westlichen Christenheit: Nummus non parit nummos, - Geld darf nicht Geld gebären. Und daran hat<br />
sich die Christenheit auch lange gehalten:<br />
Zinsverbot, welch eine Wohltat wäre dies für alle Bezieher kleiner und mittlerer Einkommen -<br />
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