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Geschäftsführer Basel - Herbst 2014

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100 Kolumne<br />

Wie Umweltorganisationen<br />

das Zubetonieren<br />

der Landschaft fördern<br />

MARCEL SCHWEIZER<br />

Präsident Gewerbeverband <strong>Basel</strong>-Stadt<br />

Mitglied Komitee «Stadtradentwicklung 2 x Ja»<br />

Ein Maulwurf ist sicher ein interessantes Tier. Bloss, Weitblick ist seine<br />

Stärke nicht. Steckt er seine Schnauze aus der Erde, kann er gerade<br />

mal Hell und Dunkel unterscheiden. Da ist es natürlich schwierig, über<br />

die eigene Nasenspitze hinauszuschauen, um vielleicht noch etwas von der<br />

Umwelt um einen herum wahrzunehmen.<br />

Denke ich an Maulwürfe, kommen mir in letzter Zeit automatisch auch die<br />

Umweltverbände WWF und Pro Natura sowie die Grünen in den Sinn. Denn<br />

ihr Referendum gegen die moderaten Stadtrandentwicklungen im Osten und<br />

im Süden von <strong>Basel</strong> (Teile der Zonenplanrevision) ist derart kurzsichtig, dass<br />

es geradezu absurd ist.<br />

Um was geht es: An zwei Orten, auf dem Bruderholz und in den Rheinäckern,<br />

soll neuer Wohnraum für 3 400 Personen entstehen – für Eingesessene, Zuzüger<br />

und Rückkehrer. Im Osten sollen inmitten eines Landschaftsparks platz-,<br />

ressourcen- und umweltschonend einzelne Baukörper in den Himmel ragen.<br />

Und im Süden sind attraktive Familien- und Alterswohnungen am Siedlungsrand<br />

geplant. Warum ist das sinnvoll?<br />

Erstens, weil <strong>Basel</strong> wächst und dringend neuen Wohnraum braucht. Die Leerstandquote<br />

ist rasant gesunken, es drohen Zustände wie in Zürich, wo sich bei<br />

Wohnungsbesichtigungen massenweise Familien im Treppenhaus die Füsse<br />

wund stehen. Und zweitens, weil damit der Umnutzungsdruck auf die heute<br />

schon raren Wirtschaftsflächen in der Stadt abgeschwächt werden kann. Für<br />

viele Gewerbetreibende ist es unmöglich geworden, in der Stadt eine geeignete<br />

Fläche für ihr Unternehmen zu finden. Andere müssen dem Druck nach<br />

neuem Wohnraum weichen.<br />

Es muss unser aller Ziel sein, den Menschen in dieser Stadt Platz zum Wohnen,<br />

zum Arbeiten und zur Freizeitgestaltung bieten zu können. Schaffen wir<br />

das, ist dies nicht nur ökonomisch und gesellschaftlich, sondern auch ökologisch<br />

höchst sinnvoll. Kurze Wege reduzieren den Verkehr, weil Fahrten<br />

wegfallen. Und ganz wichtig: Sie wirken der Zersiedelung der Landschaft<br />

entgegen. Gerade dies ist ein ureigenes Anliegen von WWF, Pro Natura und<br />

den Grünen – respektive wäre ... Denn eben: Die Stadtrandentwicklungen<br />

werden ja bekämpft.<br />

Warum ist diese Haltung nun kurzsichtig? Weil ein Nein zu den Stadtrandentwicklungen<br />

nicht dazu führt, dass keine Wohnungen mehr benötigt werden in<br />

<strong>Basel</strong> und der Umgebung. Sprich: Die Wohnungen werden gebaut. So oder so.<br />

Wenn nicht in der Stadt, dann halt auf dem Land.<br />

Dabei würde ungleich mehr Naturraum umgenutzt werden. Denn anstatt in<br />

der Stadt mit höheren Häusern und auf kleiner Fläche Wohnraum für 3 400<br />

Personen anzubieten, würden (auf der) in <strong>Basel</strong>-Landschaft dann einfach Einfamilienhäuser<br />

für die wachsende Bevölkerung der Region <strong>Basel</strong> gebaut.<br />

Dies kann nicht im Interesse von WWF, Pro Natura den Grünen und<br />

ihren Mitgliedern sein. Mit ihrem Tunnelblick auf das Gebiet <strong>Basel</strong>-Stadt<br />

torpedieren sie ihre eigenen Bemühungen, nämlich möglichst viel Naturraum<br />

zu erhalten.<br />

Näher wohnen, näher arbeiten, näher einkaufen, näher die Freizeit verbringen<br />

– das macht eine Stadt attraktiv und erfolgreich. Und das ist ökologisch<br />

sinnvoll.<br />

<strong>Geschäftsführer</strong> 03 // <strong>2014</strong>

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