IM KW 39
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K ULTUR<br />
Mag. Elio Krivdic, Kurator der Ausstellung von Egon Scoz,<br />
spricht im RUNDSCHAU-Gespräch über seine Beziehung zum<br />
unter dem Synonym „egone“ bekannten Künstler, einem sich<br />
gegen den Zeitgeist entwickelnden Künstler, der, wie auch Günther<br />
Moschig meint, „als Autodidakt, als Künstler wie Eigenvermarkter,<br />
als radfahrender Postkartenhändler in Innsbrucks Straßen<br />
unterwegs war.“<br />
Von Friederike Bundschuh<br />
Auf die Frage der RUND-<br />
SCHAU, wie er denn Egon Scoz als<br />
Künstler angetroffen hätte: „Schon<br />
zu Lebzeiten von ,egone‘ habe ich<br />
immer wieder von ihm gehört, ihn<br />
aber leider nie persönlich kennengelernt.<br />
Die Verbindung zu seinem<br />
künstlerischen Nachlass, zu seinem<br />
Bruder und seinem Sohn wurde<br />
im Frühjahr 2013 durch einen gemeinsamen<br />
Freund hergestellt. In<br />
der Folge wurde ich gefragt, ob sich<br />
mein ,Art Space – Immaterieller<br />
Kunstraum‘ denn nicht mit ,egone‘<br />
befassen möchte und ich habe gerne<br />
zugesagt. Wir haben einen Katalog<br />
erstellt, in dem gute Bekannte,<br />
Freunde und wegbegleitende Kunsthistoriker<br />
über ihn geschrieben haben<br />
und am 25. März 2014 wurde<br />
die Ausstellung ,egone, Pop-Poet‘<br />
in Innsbruck eröffnet. Jetzt freue<br />
ich mich sehr auf die Ausstellung in<br />
Imst, für die das Bild ,Friede ist wunderbar‘<br />
titelgebend ist“.<br />
Friede ist wunderbar<br />
Egon Scoz-Vernissage in der Imster Stadtgalerie<br />
„I speak easy“: Dieses Bild fordert<br />
zum „Leisertreten“ auf. Das Schiff als<br />
Symbol für Reisen, die Flasche für Flaschenpost.<br />
Das Schiff in der Flasche<br />
vermittelt das „easy“ sein, das „Sichzurücklehnen“<br />
als Botschaft, die man<br />
verschickt.<br />
WAS BEDEUTET „ART SPACE<br />
– <strong>IM</strong>MATERIELLER KUNST-<br />
RAUM“. Die RUNDSCHAU fragt<br />
nach: „Art Space ist ein etwas anders<br />
geführter Kunstraum, keine übliche<br />
Galerie, sondern ein Podium, das<br />
für verschiedenste Betätigungen kreativer<br />
Natur steht. Es werden unterschiedliche<br />
Dinge aus dem Bereich<br />
der Kunst in diesem imaginär begriffenen<br />
Raum realisiert. Dabei geht es<br />
um Informationen rund um Werk<br />
und Leben eines Künstlers. Wissen<br />
soll an alle in eine Ausstellung involvierten<br />
Personen vermittelt werden,<br />
Kuratoren, Wissenschaftler, Journalisten.<br />
Dabei geht es eben um alles<br />
was immateriell ist, also Arbeiten<br />
wie Vorbereitungen für Vernissagen<br />
oder Presseartikel. Darüber hinaus<br />
brauche ich aber auch einen ,realen‘<br />
Raum, in dem die entstandenen<br />
Ideen für neue Projekte oder Ausstellungskonzepte<br />
umgesetzt werden<br />
und Vernetzung bis hin zum<br />
Verkauf stattfindet. Es handelt sich<br />
also um eine Art ,Wissensatelier‘,<br />
das nach dem, wie wir es definieren,<br />
ständig erweiterbar ist, auch meine<br />
Homepage ist Teil des Konzeptes“.<br />
Mag. Elio Krivdic zum titelgebenden Thema: „Auch in der Kunst ist die Welt nicht<br />
immer rosig, daher verfolge auch ich die Idee einer Welt, die ohne Konkurrenz auskommt<br />
– insoferne habe ich ein tiefes Verständnis für ,egones‘ Visionen.“<br />
WER WAR EGON SCOZ –<br />
„EGONE”? Egon Scoz war Autodidakt,<br />
Angestellter in der Wagner’schen<br />
Buchhandlung und startete eines Tages<br />
seine künstlerische Karriere, die<br />
mit Makramee-Arbeiten begann. Sein<br />
erstes Werk ist datiert mit 1979. Er<br />
kam aus der Rock- und Popszene, was<br />
großen Einfluss auf seine Malerei und<br />
auch sein Leben hatte. Dass er gegen<br />
tradierte Werte war, hat er auch im<br />
Alltag vorgelebt, in seiner Bekleidung<br />
und seinem Wohnstil ausgedrückt.<br />
Einfach gesagt, ist er der Idee einer<br />
freien, naiven, neidfreien und nicht<br />
durch Gier bestimmten Welt gefolgt.<br />
Krivdic über „egones“ Arbeiten: „Die<br />
‚Gegenwelt‘ ist der rote Faden, der<br />
sich durch ,egones‘ Schaffen zieht.<br />
Der Wunsch nach einer antibürgerlichen<br />
Welt ohne Konkurrenz, ohne<br />
alles, was die Welt ,schlecht‘ macht,<br />
das liest man aus seinen Werken heraus.“<br />
An materiellen Gütern hatte er<br />
nicht viel und dennoch teilte er erhaltene<br />
Preise mit anderen, so zum Beispiel<br />
den 1994 erhaltenen 1. Preis der<br />
Stadt Innsbruck für Malerei.<br />
PANOPTISCHE POESIE.<br />
In seinen Werken, aus denen eine<br />
Sehnsucht nach kindlicher Naivität,<br />
nach einer noch nicht so ganz verdorbenen,<br />
skrupellosen Welt spricht,<br />
ließ er unter anderem Zitate aus der<br />
Musik – wie zum Beispiel Bob Dylan<br />
– einfließen, daraus entstand der Zyklus<br />
„Musikbilder“. Charakteristisch<br />
ist die Zeichensprache, der er sich bedient,<br />
es geht um die Botschaft, die<br />
transportiert wird durch die Bilder.<br />
Er bildete seine auch heute noch gut<br />
erkennbare „Handschrift“ heraus, indem<br />
er Kinderzeichnungen, Art Brut,<br />
Graffiti und Comiczeichnungen<br />
kombinierte. „egones“ Kunst umfasst<br />
Ölkreidezeichnungen, Acrylbilder,<br />
Plakate, Siebdrucke, Postkarten, Metallskulpturen,<br />
Assemblagen und gestalterische<br />
Arbeiten im öffentlichen<br />
Raum.<br />
„FRIEDLICHE VERNISSA-<br />
GE“. Die Bilder wurden nach dem<br />
titelgebenden Bild „Friede ist wunderbar“<br />
ausgesucht – alles, was damit<br />
verbunden werden kann, wird ausgestellt,<br />
so unter anderem der Musikzyklus<br />
oder die Blumenbildserie. Egons<br />
Sohn Daniel Dengg Danman („egone<br />
jun.“) wird mit seinem Trio bei der<br />
Vernissage spielen.<br />
TERMIN. Die Vernissage zu „Friede<br />
ist wunderbar“ von Egon Scoz<br />
findet am Donnerstag, dem 1. Oktober,<br />
um 19 Uhr in der Theodor von<br />
Hörmann-Galerie in Imst (Stadtplatz<br />
11) statt.<br />
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RUNDSCHAU Seite 44 23./24. September 2015<br />
RS-Fotos: Bundschuh