Vom Gottesleugner zum Evangelisten
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9<br />
gehen <strong>zum</strong> einen Ohr rein und <strong>zum</strong> anderen<br />
wieder raus. Aber ich wurde mit<br />
diesen Worten nicht fertig. Und wenn<br />
ich eine Maschine anfahren und puffen<br />
hörte, dann glaubte ich immer wieder<br />
aus dem Geräusch herauszuhören: Wenn<br />
aber nicht - dann sind Sie verloren. Und<br />
wenn ich an der Fahrkartenmaschine eine<br />
Fahrkarte drückte, dann klang es immer<br />
wieder: Wenn du aber nicht <strong>zum</strong> Blut Jesu<br />
Christi deine Zuflucht nimmst, dann bist<br />
du verloren!<br />
Da bin ich auf den Speicher gegangen<br />
und habe gerufen: O Gott, wenn du lebst,<br />
dann tue dich mir kund! Dann will ich dir<br />
dienen, dann sollst du mein Gott sein.<br />
Wenn du lebst und mir Liebe schenkst,<br />
dann will ich anderen von dir erzählen!<br />
Ich konnte meiner Frau kein Wort über<br />
meine inneren Kämpfe sagen, weil ich<br />
glaubte, sie könnte mich nicht verstehen.<br />
Ich hatte niemanden, mit dem ich mich<br />
einmal hätte aussprechen können. Meine<br />
Kameraden beschäftigten sich nicht mit<br />
solchen Sachen.<br />
Ich bin in den Keller gegangen und habe<br />
die gleichen Worte wie auf dem Speicher<br />
gerufen: Gott, wenn du lebst, dann nimm<br />
die Unruhe aus meinem Herzen! Gott,<br />
wenn du lebst, dann gib meinem Herzen<br />
Ruhe und Frieden. Du siehst, ich kann<br />
so nicht weiterleben! Ich muss gestehen,<br />
in diesen Stunden habe ich oft gedacht:<br />
Sollst du deinem Leben ein Ende machen?<br />
Sollst du ins Wasser gehen oder dich vor<br />
die Lokomotive werfen? Aber die Liebe zu<br />
meiner Frau und zu meinen Kindern hielt<br />
mich davon zurück.<br />
Dann bin ich in den Wald gegangen, wo<br />
ich Rehe, Hasen und die Vögel sah und das<br />
Rauschen des Waldes vernahm. Das alles<br />
hat mich sonst sehr erfreut. Aber jetzt war<br />
es mir, als sei überall nur die Stimme zu<br />
hören: Dann bist du verloren! Furchtbar<br />
war diese Höllenfahrt, die ich innerlich<br />
erlebte! Und doch freue ich mich heute,<br />
durch diese Not gegangen zu sein. Hätte<br />
ich diese Verzweiflung, dieses Weh nicht<br />
so gründlich kennengelernt, dann könnte<br />
ich nicht mit denen fühlen, die in heißem<br />
Ringen und in quälender Angst das empfinden,<br />
wovon der Liedervers spricht:<br />
Fraget doch nicht, was mir fehle,<br />
forschet nicht nach meinem Schmerz;<br />
Durst nach Gott füllt meine Seele,<br />
Drang nach Gott verzehrt mein Herz.<br />
Gebt mir alles, und ich bleibe<br />
ohne Gott doch arm und leer,<br />
unbefriedigt, dürstend treibe<br />
in der Welt ich mich umher.<br />
Einer meiner Kollegen war ein Jünger<br />
Jesu. Ich wusste es aber nicht. Ich war<br />
noch nicht lange auf dieser neuen Dienststelle,<br />
da merkte ich, dieser Kollege ist<br />
ganz anders als die anderen Beamten. Er<br />
ist so freundlich. Immer zuvorkommend<br />
und lieb. Er regt sich nicht auf. Kurz, er<br />
hat so etwas Sympathisches in seinem<br />
Wesen. Eines Tages kam ich mit ihm in<br />
ein Gespräch, und wie erstaunt war er, als<br />
ich ihm sagte: „Ich ringe nach Klarheit,<br />
ob es einen Gott gibt oder nicht. Ich bin<br />
eine suchende Seele, die nach Wahrheit<br />
schreit.“<br />
„Von dir hätte ich das nicht erwartet“,<br />
meinte er. Und dann erzählte er, wie auch<br />
er einmal nach ewigen Quellen gesucht<br />
hat, wie auch er in schweren inneren<br />
Kämpfen gerungen hat, bis er, aus der<br />
Grube des Verderbens, aus Zweifel und<br />
Sündenleid herausgehoben, seine Füße<br />
auf den Felsen stellen konnte: Jesus ist<br />
mein Herr und mein Heiland! Und dann<br />
versicherte er mir: „Wenn keiner mit dir