Vom Gottesleugner zum Evangelisten
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15<br />
hatte. Die beiden unterhielten sich darüber,<br />
dass ich nun auch errettet sei. Ich sah<br />
die Freude im Gesicht dieses gläubigen<br />
Mannes.<br />
Innerlich wurde ich gedrängt, zu den<br />
beiden hinzugehen. Die Menschenfurcht<br />
war aber so stark, dass ich diesen Schritt<br />
nicht wagte. Sofort schwand etwas von<br />
der Freude, die ich im Herzen hatte. Es<br />
kam aber bald der Ausgleich.<br />
An meinem Dienstort angekommen,<br />
sah mich mein Oberinspektor, der mir<br />
das Samenkorn der Wiedergeburt ins<br />
Herz gelegt hatte. Schon von Weitem rief<br />
er: „Der Herr hat mein Gebet erhört, Ihr<br />
Gesichtsausdruck ist anders geworden.<br />
Sie haben den Herrn Jesus gefunden!“<br />
Ich berichtete ihm nun in kurzen Worten<br />
mein inneres Erlebnis und bekannte mein<br />
großes Glück. Auf beiden Seiten herrschte<br />
große Freude.<br />
Am Sonntag hatte ich Dienst an der<br />
Fahrkartenausgabe. Die Frühlingssonne<br />
sandte ihre ersten Strahlen in unsere<br />
sonst so düsteren Räume. Reger Reiseverkehr<br />
setzte ein. Mein Kollege am<br />
Nachbarschalter fing an zu wettern und<br />
zu fluchen, dass die Leute nun reisen und<br />
Ausflüge machen könnten, wir jedoch verurteilt<br />
wären, sie zu bedienen. Das „Wettern“<br />
nahm immer heftigere Formen an.<br />
Ich hätte etwas sagen und von meiner<br />
inneren Freude erzählen sollen, schwieg<br />
aber still. Immerhin staunte mein Kollege<br />
darüber, dass ich nicht mitschimpfte oder<br />
gar fluchte, wie ich es sonst getan hatte.<br />
Die Züge waren weg, der Hauptbetrieb<br />
war vorbei. Nun ging es in den Wartesaal,<br />
um ein Glas Bier zu trinken. Ich schloss<br />
mich nicht an, sondern blieb im Dienstraum,<br />
ging auch mal in die große Bahnhofshalle.<br />
Mein Herz war nicht mehr<br />
von dem überströmenden Glücksgefühl<br />
erfüllt, ich hatte ja den Heiland nicht bekannt.<br />
Mancher Seufzer stieg aus meiner<br />
Brust <strong>zum</strong> Herrn empor. Ich bat ihn um<br />
Vergebung für meine Feigheit. Bald darauf<br />
kam der Kollege in den Dienstraum<br />
zurück. Da fasste ich Mut und erzählte<br />
ihm meine Bekehrungsgeschichte. Eigenartig,<br />
was man empfindet, wenn zwei<br />
Menschen, die bisher immer eins waren,<br />
sich nun wie durch eine unsichtbare<br />
Scheidewand getrennt wissen.<br />
Nun galt es, auch im „Stenographenverein,“<br />
mit dem ich so manche Stunde<br />
in der Gaststätte zugebracht hatte, den<br />
Herrn Jesus zu bekennen. Ich tat es mit<br />
klopfendem Herzen, wagte es aber, den<br />
alten Freunden von meiner Freude, von<br />
meinem Geborgensein in Jesu, von meiner<br />
himmlischen Heimat und von meinen<br />
neuen Zielen und Idealen zu erzählen.<br />
Einige sagten: „Er ist übergeschnappt!“<br />
Andere meinten: „Lasst ihn, es ist nur ein<br />
Rausch, er wird schon wieder nüchtern<br />
werden!“ Sie konnten reden und denken,<br />
was sie wollten, mein Herz war voller<br />
Freude und Glückseligkeit. Und so war<br />
es immer, wenn ich den Mut fasste, den<br />
Herrn Jesus als meinen Retter zu bekennen.<br />
Ja, es gehört viel Mut und Kraft dazu,<br />
sich als Mann auf die Seite dieses von vielen<br />
so verachteten Herrn zu stellen. Wer<br />
aber dem Herrn Jesus das ganze Vertrauen<br />
und den vollen Glauben schenkt, ja,<br />
wer sich ihm restlos übergibt, wird nie<br />
zuschanden werden.<br />
Jesus spricht: „Habe ich dir nicht gesagt:<br />
Wenn du glaubst, wirst du die Herrlichkeit<br />
Gottes sehen?“ (Joh. 11, 40).<br />
Auf der Straße, wenn ich nach Hause<br />
ging oder auf dem Weg zu meiner Dienststelle<br />
traf ich Menschen, die ich schon<br />
lange kannte. Hier erfuhr ich je länger je<br />
mehr: Wes das Herz voll ist, des geht der