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Vom Gottesleugner zum Evangelisten

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23<br />

hatte, tat mir ein junges, gläubiges Mädchen<br />

einen großen Dienst. Sie schrieb<br />

an meine Frau und mich einen Brief und<br />

ermutigte uns darin, doch an dem festzuhalten,<br />

was wir gefunden hatten. Sie<br />

führte einige Schriftstellen an und nannte<br />

uns auch einige schöne, passende Liederverse.<br />

Die Gemeinschaft der Gotteskinder am<br />

Ort war für mich etwas Kostbares, etwas<br />

ungemein Wohltuendes. Die Wunden,<br />

die mir die Sünde geschlagen hatte, heilten.<br />

Das Wort Gottes und die Gesänge<br />

der Gotteskinder wirkten wie Balsam auf<br />

meine Seele. Ich versäumte wohl kaum<br />

eine Zusammenkunft der Gemeinschaft.<br />

Dann kam plötzlich - wie schon an anderer<br />

Stelle erwähnt - die Versetzung an einen<br />

anderen Ort. Ich musste die Leitung<br />

des dortigen Bahnhofs übernehmen und<br />

war von der Verbindung mit den Gläubigen<br />

abgeschnitten. Am neuen Ort war alles<br />

katholisch. Dort war kein Bruder, keine<br />

Gemeinschaft. Sollte das der Wille Gottes<br />

sein? Zunächst schien es, als könnte<br />

ich nicht damit fertig werden. Und doch<br />

wusste und empfand ich es auch damals:<br />

Es ist der rechte Weg. Es ist eine Schule<br />

Gottes. Ich werde Nachhilfestunden bekommen,<br />

um eine besondere Lektion zu<br />

lernen.<br />

Am Bahndamm machte ich mir aus alten<br />

Bohnenstangen eine Bank. Als ich sie<br />

notdürftig fertig hatte, begann ich dort<br />

das Johannesevangelium zu lesen und<br />

kam an die Stelle in Joh. 15,15: „Ich nenne<br />

euch nicht mehr Knechte, denn der Knecht<br />

weiß nicht, was sein Herr tut; euch aber<br />

habe ich Freunde genannt, weil ich euch alles<br />

verkündet habe, was ich von meinem Vater<br />

gehört habe.“ Dieses Wort beeinflusste<br />

mein Glaubensleben und meinen Dienst<br />

sehr stark. (Ich diente schon hin und her<br />

in den Dörfern und verkündigte das Evangelium.)<br />

Er hat mich Freund genannt! So<br />

klang es immer wieder in meiner Brust. Ja,<br />

Herr Jesus, so hieß es in meinem Herzen,<br />

wenn du mich Freund nennst, dann soll<br />

es dir gegenüber kein Geheimnis mehr<br />

geben, dann sollst du auch bis in die tiefsten<br />

und verborgensten Gründe meines<br />

Herzens hineinschauen, dann will ich dir<br />

restlos alles öffnen, weil du mich Freund<br />

genannt hast. Dann tue du aber auch mir,<br />

o Herr, als mein Freund, deine Liebe, dein<br />

Wesen kund! Offenbare mir dein Leben,<br />

dein Kommen, dein Gethsemane und<br />

Golgatha. Schließe mir dein vollbrachtes<br />

Erlösungswerk völlig auf!<br />

Auf jener Bohnenstangenbank hat der<br />

Herr sich mir in der Einsamkeit offenbart.<br />

Ich glaube, ich hätte nie unter die Massen<br />

gehen können, hätte mir der Vater in seiner<br />

Weisheit nicht vorher die Einsamkeit<br />

geschenkt. Ich hatte zwar keine Gemeinschaft<br />

mit Gotteskindern, aber ich pflegte<br />

Gemeinschaft mit Gott. Es waren Tage<br />

und Wochen und Monate, ohne die ich<br />

im Glaubensleben vielleicht nur vegetiert<br />

hätte.<br />

Es wurde mir aber auch eine besondere<br />

Ermutigung zuteil. Ich erfuhr, dass im<br />

Nachbarort eine gläubige Familie lebte,<br />

die allein stand, genau wie ich und meine<br />

Familie. Ich machte mich auf, um diese<br />

Geschwister zu besuchen, fand sie aber<br />

nicht vor. Bei meinem nächsten Besuch<br />

lernte ich die Lieben kennen. Und nun<br />

kamen wir zwei Familien jede Woche an<br />

einem Abend zusammen, lasen einen<br />

Abschnitt im Wort Gottes und beteten<br />

miteinander. Es war jedes Mal ein Vorgeschmack<br />

des Himmels. In der Wüste ist<br />

eine Oase etwas Kostbares und Herrliches.<br />

Das haben wir in jener Zeit empfunden,<br />

als uns eine geistliche Wüste umgab.

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