1-2016
Fachzeitschrift für Medizintechnik-Produktion, Entwicklung, Distribution und Qualitätsmanagement
Fachzeitschrift für Medizintechnik-Produktion, Entwicklung, Distribution und Qualitätsmanagement
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Editorial<br />
Strategisches Wachstum - Innovation, Qualität,<br />
Compliance und Profit im Einklang<br />
Andreas Barth<br />
Managing Director EuroCentral,<br />
Dassault Systèmes<br />
Das Wachstum der Medizinprodukteindustrie<br />
war schon immer eng an Innovationen<br />
gekoppelt. Hinzu kommen die demographische<br />
Entwicklung und die längere Lebenserwartung<br />
der Menschen – beides beschleunigt das<br />
Wachstum und treibt Unternehmen an,<br />
immer schneller neue Produkte auf den<br />
Markt zu bringen. Der Gesamtumsatz der<br />
produzierenden Medizintechnikunternehmen in<br />
Deutschland lag laut statistischem Bundesamt<br />
im letzten Jahr bei 18,8 Mrd. Euro. Damit<br />
rangiert Deutschland im internationalen<br />
Vergleich hinter den USA und Japan auf<br />
Rang drei. Ein gutes Zeichen, dass Gewinne<br />
eingefahren und Entwicklungen vorangetrieben<br />
werden. Allerdings ergeben sich daraus<br />
auch neue Herausforderungen: Wie können<br />
Medizintechnikhersteller und ihre Lieferkette<br />
auf Dauer den Anforderungen nach Innovation,<br />
Qualität und Compliance gerecht werden und<br />
dabei gleichzeitig ihren Profit steigern?<br />
Die Brisanz des Themas wird durch die<br />
Tatsache verstärkt, dass die Branche in<br />
Deutschland mittelständisch geprägt ist<br />
und 95 Prozent der Unternehmen weniger<br />
als 250 Mitarbeiter* beschäftigen. Zudem<br />
erwirtschaften sie rund ein Drittel ihres<br />
Umsatzes mit Produkten, die nicht älter als<br />
drei Jahre sind. Eine Mammutaufgabe für die<br />
Unternehmen!<br />
Viele Medizinproduktehersteller legen daher<br />
den Fokus entweder auf Wachstum oder<br />
Innovation, anstatt beide Ziele gleichwertig<br />
zu verfolgen. Und das, obwohl sie laut einer<br />
Studie eine hohe Innovationskraft als die<br />
größte Chance für Wachstum ansehen.<br />
Zudem gehen die meisten Unternehmen<br />
davon aus, dass sich die Produktzyklen in den<br />
nächsten Jahren nochmals drastisch verkürzen<br />
werden. Sie müssen daher gerüstet sein und<br />
ihr Augenmerk auf alle Geschäftsbereiche<br />
legen und dabei stets die Einhaltung der<br />
Qualitätsstandards und Compliance-Richtlinien<br />
gewährleisten.<br />
Dies erfordert ein Umdenken. Hersteller<br />
müssen agiler werden und dürfen sich nicht<br />
mehr ausschließlich auf die Entwicklung und<br />
Forschung fokussieren, um Innovationen<br />
voranzutreiben. Sie müssen ganzheitlich<br />
denken und skalierbare Prozessabläufe<br />
innerhalb des Betriebes und der Lieferkette<br />
schaffen, um transparenter und effizienter<br />
zu arbeiten. Ein ebenso kritischer wie<br />
erfolgsversprechender Faktor sind die<br />
Mitarbeiter: viele Unternehmen sehen hier<br />
Nachholbedarf und wissen, dass sie mehr<br />
in die Aus- und Weiterbildung investieren<br />
müssen, um das zu erwartende Wachstum<br />
bei gleichbleibend hoher Qualität stemmen<br />
zu können. Gleichzeitig sollte das Wissen im<br />
gesamten Unternehmen über alle Bereiche zur<br />
Verfügung stehen und von allen Mitarbeitern<br />
genutzt werden können.<br />
Dreh- und Angelpunkt sind hierbei digitale<br />
Daten, auf die unternehmensweit und auch<br />
darüber hinaus zugegriffen werden kann.<br />
Sie verbessern die Zusammenarbeit über<br />
alle Bereiche und helfen, Ideen und Wissen<br />
zu teilen. Ausgehend von einer konsistenten<br />
Datenbasis lassen sich über eine integrierte<br />
Plattform durchgängige, effiziente Prozesse<br />
aufsetzen, die von der Konzeption über die<br />
Entwicklung und Fertigung bis zum Marketing,<br />
Vertrieb und Service reichen. Jeder am<br />
Innovationsprozess Beteiligte arbeitet<br />
immer mit den aktuellsten Daten und kann<br />
Informationen wie Feedback oder Änderungen<br />
in Echtzeit an alle weitergeben.<br />
Eine solch vernetzte, digitale Umgebung<br />
setzt den Einsatz geeigneter Hard- und<br />
Software voraus. Die Branche ist daher<br />
gefordert, zu investieren. Aber gerade<br />
kleineren und mittelständischen Unternehmen<br />
fehlen oftmals die finanziellen Möglichkeiten.<br />
Und das, obwohl sie mit über 60%* den Anteil<br />
an innovativen Herstellern mit Vorbildcharakter<br />
dominieren. Sie profitieren besonders von den<br />
Cloud-Lösungen der IT-Technologieanbieter.<br />
Mit eigens auf sie zugeschnittenen Lösungen,<br />
können sie das Investment in eigene<br />
Hard- und Software reduzieren, und damit<br />
sprichwörtlich grenzenlos arbeiten. Jetzt ist<br />
es an den Medizinproduktherstellern, sich auf<br />
den digitalen Wandel einzustellen und durch<br />
Innovationskraft ihr Wachstum zu forcieren.<br />
Profitieren können die Unternehmen und ihre<br />
Kunden gleichermaßen, denn mehr Effizienz<br />
im Betriebsablauf eröffnet mehr Spielraum,<br />
um näher am und mit dem Kunden neue,<br />
qualitative hochwertige Innovationen unter<br />
Einhaltung der Compliance-Richtlinien zu<br />
schaffen.<br />
*BVMed; Branchenbericht Medizintechnologien <strong>2016</strong> (20.<br />
Januar <strong>2016</strong>)<br />
**Cambashi Inc. and UBM Canon; Beyond Trade-offs: How<br />
Medical Device Manufacturers can Balance Innovation,<br />
Quality and Compliance While Improving Profit (2012)<br />
Andreas Barth, Dassault Systèmes,<br />
www.3ds.com/de<br />
meditronic-journal 1/<strong>2016</strong><br />
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