Hinz&Kunzt 278 April 2016
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Stadtgespräch<br />
Zahlen des Monats<br />
Jobcenter fördern<br />
sich zunehmend selbst<br />
767 Millionen Euro<br />
weniger als geplant kamen vergangenes Jahr der Förderung von Langzeitarbeitslosen<br />
zugute. Der Grund: Deutschlands Jobcenter gaben das Geld für<br />
die eigene Verwaltung aus. Das erklärte das Arbeitsministerium auf<br />
Grünen-Nachfrage. Damit wurde fast ein Fünftel des für die<br />
Arbeitslosenförderung vorgesehenen Geldes zweckentfremdet, um<br />
Behördenkosten zu decken. Zum Vergleich: 2010 hatten die Jobcenter<br />
13 Millionen Euro für sich abgezweigt.<br />
Gesetzlich ist die Umschichtung von Mitteln den Ämtern erlaubt, politisch<br />
jedoch umstritten. Die Bundesregierung erklärt die zunehmende<br />
Zweckentfremdung der Fördergelder mit Tariflohnerhöhungen sowie<br />
steigenden IT- und Heizkosten. Das für die Verwaltung vorgesehene<br />
Budget ist offenbar seit Jahren zu klein. Die Grünen sprechen<br />
deshalb von „struktureller Unterfinanzierung der Jobcenter“.<br />
Die Langzeitarbeitslosen selbst – diejenigen also, denen die Jobcenter<br />
helfen sollen – profitieren gleichzeitig immer seltener von Fördermaßnahmen.<br />
Konnten 2010 beispielsweise noch 225.000 Hartz-IV-Empfänger mit<br />
einer Weiterbildung beginnen, waren es vergangenes Jahr nur noch<br />
132.000 – ein Rückgang um fast 45 Prozent. •<br />
TEXT: ULRICH JONAS<br />
ILLUSTRATION: GRAFIKDEERNS<br />
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