Hinz&Kunzt 278 April 2016
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Migration kann nur funktionieren,<br />
wenn MIGRANTEN<br />
ARBEITEN, ist das Credo<br />
der Experten, vor allem aber<br />
von Professor Dieter Läpple von<br />
der HafenCity Universität.<br />
Möglichen über Wasser zu halten. „Und wenn man gut und<br />
günstig essen will, dann kommt man hierher.“<br />
„Migration works, when migrants work“<br />
So etwas wie Shenzhen mit seinen engen Häusern und Millionen<br />
Bewohnern will hier natürlich kein Mensch. Aber in<br />
Shenzhen gehen Wohnen und Arbeiten Hand in Hand – der<br />
Anfang von „Karriere“ eben. Und das wird bei Experten<br />
rauf- und runtergebetet. Das Motto von Stadtforscher Dieter<br />
Läpple – „Migration works, when migrants work“ – war deshalb<br />
auch ein Leitsatz der Tagung: Migration kann nur<br />
(sozialverträglich) funktionieren, wenn Migranten arbeiten.<br />
Momentan haben es die Menschen in China allerdings<br />
leichter: In Shenzhen gibt es immer noch eine funktionierende<br />
Industrie, selbst ungelernte Arbeiter werden daher gebraucht.<br />
Bei uns dagegen gibt es eine Entwicklung hin zu<br />
hochwertiger Dienstleistung oder zu prekärer Kreativwirtschaft<br />
(Generation Praktikum!). „Städte sind zwar auf Zuwanderung<br />
angewiesen“, so Dieter Läpple. „Aber gerade bei<br />
Nicht-Qualifizierten führt das nicht unbedingt zur Integration,<br />
sondern zum Ausschluss aus der Gesellschaft.“<br />
Wenn wir in Hamburg die Integration von Flüchtlingen alleine<br />
aufs Wohnen beschränkten, warnte der emeritierte Professor,<br />
erhöhe das die Gefahr des Scheiterns.<br />
Bei der Planung der Ankunftsstädte müsse deswegen immer<br />
auch „Wohnen und mehr“ mitgedacht werden. Vor allem<br />
eben Arbeitsplätze. „Wir sollten daher die Menschen aktiv<br />
miteinbeziehen, zum Beispiel in den Bauprozess der<br />
Unterkünfte.“ Jugendliche und Arbeitslose könnten so qualifiziert<br />
werden und würden sich mit dem Viertel identifizieren.<br />
Die rot-grüne Koalition hat jetzt solch ein Referenzprojekt<br />
in der Bürgerschaft auf den Weg gebracht. Laut Läpple<br />
sei dies allerdings zu wenig, „reine Symbolpolitik“.<br />
Anders in Chile. Dort wurden beispielsweise Rohbauten<br />
mit Wasser- und Stromanschluss an die Mieter übergeben,<br />
die den Rest erledigten. Das war billiger und abwechslungsreicher.<br />
„Investoren fänden das wahrscheinlich lästig. Die<br />
möchten ganz schnell ein schlüsselfertiges Projekt abliefern“,<br />
so Läpple. „Aber mittelfristig wäre die ‚Rendite‘ für die Stadt<br />
sehr viel höher. Weil den Menschen damit eine aktive Perspektive<br />
geboten wird.“ Problematisch sieht Läpple, dass die<br />
geplanten Expressbauten (siehe auch Kolumne Seite 11) nur reine<br />
8