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Hinz&Kunzt 278 April 2016

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Migration kann nur funktionieren,<br />

wenn MIGRANTEN<br />

ARBEITEN, ist das Credo<br />

der Experten, vor allem aber<br />

von Professor Dieter Läpple von<br />

der HafenCity Universität.<br />

Möglichen über Wasser zu halten. „Und wenn man gut und<br />

günstig essen will, dann kommt man hierher.“<br />

„Migration works, when migrants work“<br />

So etwas wie Shenzhen mit seinen engen Häusern und Millionen<br />

Bewohnern will hier natürlich kein Mensch. Aber in<br />

Shenzhen gehen Wohnen und Arbeiten Hand in Hand – der<br />

Anfang von „Karriere“ eben. Und das wird bei Experten<br />

rauf- und runtergebetet. Das Motto von Stadtforscher Dieter<br />

Läpple – „Migration works, when migrants work“ – war deshalb<br />

auch ein Leitsatz der Tagung: Migration kann nur<br />

(sozialverträglich) funktionieren, wenn Migranten arbeiten.<br />

Momentan haben es die Menschen in China allerdings<br />

leichter: In Shenzhen gibt es immer noch eine funktionierende<br />

Industrie, selbst ungelernte Arbeiter werden daher gebraucht.<br />

Bei uns dagegen gibt es eine Entwicklung hin zu<br />

hochwertiger Dienstleistung oder zu prekärer Kreativwirtschaft<br />

(Generation Praktikum!). „Städte sind zwar auf Zuwanderung<br />

angewiesen“, so Dieter Läpple. „Aber gerade bei<br />

Nicht-Qualifizierten führt das nicht unbedingt zur Integration,<br />

sondern zum Ausschluss aus der Gesellschaft.“<br />

Wenn wir in Hamburg die Integration von Flüchtlingen alleine<br />

aufs Wohnen beschränkten, warnte der emeritierte Professor,<br />

erhöhe das die Gefahr des Scheiterns.<br />

Bei der Planung der Ankunftsstädte müsse deswegen immer<br />

auch „Wohnen und mehr“ mitgedacht werden. Vor allem<br />

eben Arbeitsplätze. „Wir sollten daher die Menschen aktiv<br />

miteinbeziehen, zum Beispiel in den Bauprozess der<br />

Unterkünfte.“ Jugendliche und Arbeitslose könnten so qualifiziert<br />

werden und würden sich mit dem Viertel identifizieren.<br />

Die rot-grüne Koalition hat jetzt solch ein Referenzprojekt<br />

in der Bürgerschaft auf den Weg gebracht. Laut Läpple<br />

sei dies allerdings zu wenig, „reine Symbolpolitik“.<br />

Anders in Chile. Dort wurden beispielsweise Rohbauten<br />

mit Wasser- und Stromanschluss an die Mieter übergeben,<br />

die den Rest erledigten. Das war billiger und abwechslungsreicher.<br />

„Investoren fänden das wahrscheinlich lästig. Die<br />

möchten ganz schnell ein schlüsselfertiges Projekt abliefern“,<br />

so Läpple. „Aber mittelfristig wäre die ‚Rendite‘ für die Stadt<br />

sehr viel höher. Weil den Menschen damit eine aktive Perspektive<br />

geboten wird.“ Problematisch sieht Läpple, dass die<br />

geplanten Expressbauten (siehe auch Kolumne Seite 11) nur reine<br />

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