Hinz&Kunzt 278 April 2016
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Stadtgespräch<br />
Das gab es noch nie: 13 Hamburger Programmkinos<br />
zeigen einen Tag lang einen Film: „Absolute<br />
Giganten“ von Sebastian Schipper. 1999 debütierte<br />
der damals noch unbekannte Regisseur damit.<br />
„Alle lieben diesen Film“, sagt Organisatorin Manja<br />
Malz, „man kann ihn<br />
immer wieder sehen.“<br />
Malz arbeitet im Metropolis,<br />
ist Fan erster<br />
Stunde. „Jetzt kann ich<br />
den Film selbst im Kino<br />
zeigen und mit dem<br />
‚Dulle‘ im Lichtmess kickern.<br />
Das ist irgendwie<br />
verrückt.“ Denn: Neben<br />
Schipper werden viele<br />
von der damaligen Filmcrew<br />
an diesem Tag von Kino zu Kino tingeln. Im Rahmenprogramm<br />
gibt es Filmgespräche, eine Fotoausstellung, eine<br />
Mini-Elvis-Show, ein Filmquiz und ein Wettkickern.<br />
Mit dabei: die Schauspieler Florian Lukas (Rico), Antoine<br />
Monot jr. (Walter), Julia Hummer (Telsa), Guido A. Schick<br />
(Dulle), Hannes Hellmann (Klaus), Gustav-Peter Wöhler<br />
(Kneipenwirt) sowie Cutter Andrew Bird.<br />
Der Film<br />
„Absolute Giganten“ ist einer der schönsten Filme über<br />
Freundschaft und einer der schönsten Filme über Hamburg.<br />
Floyd (Frank Giering), Rico und Walter schlagen sich eine<br />
letzte Nacht um die Ohren, bevor Floyd mit dem Containerschiff<br />
die Stadt verlässt. Sie cruisen in Walters aufgemotztem<br />
74er-Ford Granada durch Hamburg und treffen Kneipenbesucher,<br />
Elvis-Imitatoren, Nachteulen und Kickerprofis.<br />
Selten sah Hamburg so verführerisch und verlottert zugleich<br />
aus: vom Hafen über den alten Elbtunnel, von der<br />
Reeperbahn bis zur Hochhaussiedlung breitet sich die Stadt<br />
aus wie ein einziges großes Versprechen. „Der Film ist der<br />
Grund, weshalb ich nach Hamburg gezogen bin“, kommentiert<br />
ein User bei YouTube.<br />
Was in der Rückschau oft vergessen wird: „Absolute Giganten“<br />
war beim Start kein Kassenschlager. Erst als der<br />
Film 2000 den Deutschen Filmpreis erhielt, entwickelte er<br />
sich zum Geheimtipp. Zum Kult wurde er dann durch<br />
Mund-zu-Mund-Propaganda. Zwischenzeitlich nicht mehr<br />
zu haben, legten Fans bis zu 90 Euro für eine DVD hin.<br />
Die Kickerszene<br />
Die legendäre Szene. Die drei Freunde treten gegen die Profis<br />
Snake und Dulle an. Auf dem Spiel steht neben viel Geld<br />
auch Walters Granada. In Zeitlupen- und Nahaufnahmen<br />
folgt die Kamera (großartig: Frank Griebe) der kleinen, weißen<br />
Kugel, fängt auf den angespannten Gesichtern jedes<br />
Zucken ein. Für elf Minuten scheint die Welt stehen zu bleiben<br />
im Kiez-Keller. Bis Rico den Ball per Torwartlupfer in<br />
den gegnerischen Kasten katapultiert. „Torwarttor zählt<br />
doppelt“, hatte Walter die Regeln zuvor geän-<br />
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