Hinz&Kunzt 278 April 2016
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Stadtgespräch<br />
HINZ&KUNZT N°<strong>278</strong>/APRIL <strong>2016</strong><br />
„Das hier war meine<br />
Rettung“<br />
Manchmal macht es den Unterschied zwischen Leben und Tod: In der<br />
Krankenstube der Caritas finden Obdachlose bedingungslose Hilfe. Die Nachfrage<br />
ist groß, doch das Geld ist knapp. Bettenpatenschaften sollen helfen.<br />
TEXT: ANNABEL TRAUTWEIN<br />
FOTOS: MAURICIO BUSTAMANTE<br />
Der Abschied ist hart. Panikattacken,<br />
Weinkrämpfe –<br />
das erlebt Leiterin Ingrid<br />
Kieninger oft, wenn einer<br />
der Patienten sein Bett in der Krankenstube<br />
für Obdachlose räumen muss.<br />
Verheilte Hautkrankheiten brechen<br />
wieder aus, manche kratzen sogar ihre<br />
Wunden auf, um bleiben zu können.<br />
Dabei sollte die Entlassung ein gutes<br />
Zeichen sein: Der Körper ist weitgehend<br />
geheilt, stark genug für ein Leben<br />
ohne ständige Behandlungen und Operationen.<br />
Doch Ingrid Kieninger versteht<br />
auch die Angst ihrer obdachlosen<br />
Patienten. Draußen zu leben ist für sie<br />
lebensgefährlich. In der Krankenstube<br />
in der Seewartenstraße wissen sie das.<br />
22<br />
Thomas (55) wollte es lange nicht wahrhaben.<br />
Als seine Freunde den schweren<br />
weißhaarigen Mann im November von<br />
der Platte zur Krankenstube schleppten,<br />
war er zu schwach zum Stehen. „Ich<br />
konnte mich nicht mehr bewegen, habe<br />
kaum Luft bekommen“, erzählt er. Freiwillig<br />
wäre er nie zum Arzt gegangen,<br />
aus Angst vor der Diagnose, doch zur