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D - SONO Magazin

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Fotos: Getty<br />

Fotograf Dominique Tarlé durfte in Nellcôte<br />

wochenlang ganz nah an Hausherr Keith<br />

Richards (o.) und seine Entourage heran<br />

Autonarr Jagger machte zwischen den Sessions<br />

das schläfrige Villefranche unsicher<br />

Im Garten des Ex-Gestapo-Quartiers:<br />

Charlie Watts (li.) und Keith Richards<br />

Rock ‚n‘ Roll, sagt er, gehe ihm ziemlich auf die Nerven; er will neue<br />

Richtungen ausprobieren, holt neue Musiker dazu, unter anderem Dr.<br />

John, Billy Preston und eine Reihe von Sängerinnen und Sängern. Bei<br />

einem Kirchenbesuch mit Preston wird er vom Gospelvirus infi ziert,<br />

was den fi nalen Versionen von „Tumbling Dice“, „Loving Cup“, „Shine<br />

A Light“ und „Let It Loose“ deutlich anzuhören ist.<br />

Die Aufnahmen mäandern auch in Los Angeles weiter vor sich hin;<br />

erst im Frühjahr 1972 und angesichts des näher rückenden Tourstarts<br />

macht man die Kiste zu und fängt mit dem Sortieren an, wobei Jagger<br />

selbst den Kommandoplatz am Mischpult übernimmt (mit den Toningenieuren<br />

Glyn und Andy Johns), weil „ansonsten nur diese ganzen<br />

Saufköpfe und Junkies rumhingen.“ Schließlich bleiben 18 Tracks<br />

übrig, fast 67 Minuten Spielzeit – zu viel für eine einfache Platte, aber<br />

da die Stones nun ihre eigenen Herren sind, beschließen sie, alle Songs<br />

zu veröffentlichen – auf einem Doppelalbum, mit dessen Hüllendesign<br />

John Van Hamersfeld beauftragt wird (der schon „Magical Mystery<br />

Tour“ für die Beatles gestaltet hat). Das Cover repräsentiert die Platte<br />

perfekt: ein verwirrendes Durcheinander von historischen Fotos aus<br />

dem Kuriositätenkabinett und Schnappschüssen von den Aufnahmesessions,<br />

per Hand mehr bekrakelt als beschriftet; der neue Titel spielt<br />

nicht mehr auf den südfranzösischen Villenkeller an, sondern auf die<br />

kalifornische Metropole: „Exile On Main St.“. Bei der Kritik fällt die<br />

Platte, als sie am 12. Mai 1972 mitten im Glam-Rock-Fieber erscheint,<br />

erst mal durch: Wüst, wirr und undurchdringlich sei sie, ein Sammelsurium,<br />

mittelmäßig bis schlecht produziert (was Mick Jagger, der<br />

„Exile“ bis heute nicht sonderlich mag, bestätigt). Das nichtprofessionelle<br />

Publikum ist freundlicher gesinnt, aber nicht überwältigt: „Exile“<br />

Promihochzeit in St. Tropez: Mick Jagger<br />

und seine fast barbrüstige Braut Bianca<br />

Apathie auf zwei Stockwerken: Anita Pallenberg, Keith Richards,<br />

Gram Parsons und Gretchen Burrell (v.l.n.r.) im Salon von Nellcôte.<br />

Im Kellerstudio regierte vor allem der Schwamm (u.)<br />

erreicht auf beiden Seiten des Atlantiks Platz eins, verkauft sich aber<br />

wesentlich schlechter als „Sticky Fingers“ und der Nachfolger „Goats<br />

Head Soup“. Heute sind sich Hörer wie Kritiker einig, dass es nicht nur<br />

eine der besten und wichtigsten Rockplatten aller Zeiten ist, sondern<br />

auch das letzte große Album der Rolling Stones.<br />

Neu: “Exile On Main Street“ (Polydor) wurde am 14. Mai wiederveröffentlicht -<br />

mit 10 zusätzlichen Songs, u.a. „I‘m Not Signifying“, „Dancing In The Light“,<br />

„So Divine“, Following The River“, „Plundered My Soul“, „Good Time Women“.<br />

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